Bis Warcraft 2 kam ...
Auch ich – damals 16 Jahre alt – schlug kurz nach dem Verkaufsstart zu. Einerseits aufgrund der überschwänglichen Rezensionen, andererseits, weil ich bereits Dune 2 verschlungen hatte.
Meine hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Neben der abwechslungsreichen Storykampagne entpuppte sich vor allem der Mehrspielermodus als echter Zeitfresser mit hoher Langzeitmotivation.
Regelmäßig besuchte ich dafür einen guten Schulfreund, um mit ihm gemeinsam über eine Nullmodem-Verbindung zwischen zwei Rechnern die mehr als 20 Multiplayer-Karten rauf- und runterzuspielen. Der Hype hielt mehrere Wochen an und wurde erst durch das am 9. Dezember 1995 veröffentlichte Warcraft 2 – Tides of Darkness von Blizzard ausgebremst.
Kommandieren und erobern: auch heute noch spaßig?
Doch wie spielt sich der Genre-Wegbereiter heute? Um das herauszufinden, habe ich mir bereits im März 2025 die Command & Conquer – The Ultimate Edition auf Steam(öffnet im neuen Fenster) gekauft. Sie enthält nicht nur das Originalspiel samt der Erweiterung Der Ausnahmezustand, sondern auch elf weitere Titel aus der Reihe samt Add-ons, allen voran die drei Fortsetzungen C&C – Tiberian Sun (2000), C&C 3 – Tiberium Wars (2007) und C&C 4 – Tiberian Twilight (2010).
Dazu kommen die drei Teile der als Prequel angelegten Alarmstufe-Rot-Reihe, das auf moderne Kriegsführung getrimmte Command & Conquer – Generals (2003) sowie das Egoshooter-Experiment Command & Conquer – Renegade (2002).
Dieser Content-Batzen hat damals aufgrund eines Steam-Sales übrigens gerade einmal sechs Euro gekostet. Aber auch der aktuelle Preis von 20 Euro ist für dieses Mega-Bundle mehr als fair. Alternativ findet man das mittlerweile als Freeware deklarierte Spiel (und diverse andere Serienableger) auch auf gut sortierten Fanseiten wie C&C Net(öffnet im neuen Fenster) als Download.
Wichtig: Das Ursprungsspiel Command & Conquer – Der Tiberiumkonflikt liegt in der besagten Ultimate Edition in der Version 1.03 TUC ECO vor und beinhaltet somit sämtliche bis dato veröffentlichte Patches.
Nichtsdestotrotz merkt man schon im Hauptmenü, dass mittlerweile drei Jahrzehnte vergangen sind. Wenn ich nämlich auf Internet-Spiel klicke, erscheint ein Fenster, das mich auffordert, mich "beim Planeten Westwood" zu registrieren.
Damit ist das damalige Onlineportal des Entwicklers gemeint, das 2003 vom Netz genommen wurde. Unkomplizierte Online-Multiplayermatches sind mit dieser Version leider nicht möglich.
Nun gut, dann also weiter mit der Kampagne, die mich gleich in den Auftaktmissionen mit einer Thematik konfrontiert, die schon Mitte der 90er die Gemüter erhitzte und die ich fast wieder vergessen hatte. Um Jugendschutzvorgaben zu erfüllen, wurde die deutsche Fassung damals in einigen Punkten geändert.











Konkret bedeutet das: Fußtruppen sind streng genommen Roboter, die bei ihrem Ableben keine rote Flüssigkeit, sondern schwarze Kühlflüssigkeit hinterlassen. In den Zwischensequenzen ist entsprechend von Bots, Cyborgs oder Androiden die Rede, was ebenfalls befremdlich wirkt.
Als deutlich störender empfinde ich jedoch das Ausbleiben von heute üblichen Genre-Konventionen. Auf dem Schlachtfeld flott in alle Himmelsrichtungen scrollen? Klappt hier nur, indem ich die Maustaste umständlich an den jeweiligen Bildschirmrand bewege und nicht wie üblich über die WASD- oder Pfeiltasten.
Bei gedrückt gehaltener Shift-Taste Wegpunkte setzen, die meine Einheiten dann gezielt abklappern? Vergiss es! Nacheinander mehrere Einheiten des gleichen Typs in Auftrag geben? Ebenso nicht vorgesehen wie das Setzen von Sammelpunkten, an denen die Einheiten nach ihrer Erstellung auftauchen.
Nichtsdestotrotz machen die Missionen auch heute noch Laune und sorgen in Kombination mit der starken Pixeloptik und dem fetzigen Soundtrack aus der Feder von Frank Klepacki und Dwight Kenichi Okahara für einen schönen Flow und echtes Retrofeeling.

Dass die Wegfindungsroutinen der Einheiten streckenweise zicken und sich die Tiberium-Ernter zuweilen strohdumm verhalten, bleibt mir jedoch weiterhin nicht erspart.
Hinzu kommt die suboptimale Übersicht, da man nicht zwischen verschiedenen Auflösungen wechseln kann und eine Funktion zum Herauszoomen fehlt.
Erstes Zwischenfazit meiner C&C-Zeitreise: Kann man machen, wenn man eine gewisse Frusttoleranz mitbringt und den Klassiker mit all seinen Tücken und Stolperfallen erleben möchte.
Die Remastered Collection: C&C-Nostalgie in 4K mit tollen Extras
Trotzdem: Der heute nicht mehr funktionierende Online-Multiplayermodus tut schon weh. Aus genau diesem Grund habe ich mir letztendlich auch noch die Command & Conquer Remastered Collection geholt.



