Verbindungskabel Marke Eigenbau funktioniert
Unsere Notizen, Kalendereinträge und Adresskarten können wir mit einem Mac oder einem Windows-PC synchronisieren, indem wir das Messagepad mit einem speziellen Kabel anschließen. Einer der Kritikpunkte an den ersten Messagepads war, dass dieses Kabel nicht mitgeliefert wurde - Nutzer mussten es zusätzlich kaufen. In unserem Set war die Software enthalten, nicht aber das passende Kabel. Wir haben uns mithilfe einer Anleitung ein Verbindungskabel zu einem Windows-PC gebaut, das zwar nicht den ästhetischen Vorgaben Apples entsprechen dürfte, erstaunlicherweise aber direkt funktioniert hat.
Die Verbindung mithilfe der Newton-Connect-Software auf unserem Thinkpad mit Windows 95 erfolgt reibungslos. Die Synchronisierung der wenigen Daten benötigt aufgrund der langsamen Datenübertragungsgeschwindigkeit allerdings einige Minuten. Die Daten können anschließend abgespeichert werden. Auch Änderungen können wir vornehmen und sie wieder mit dem Messagepad synchronisieren. Mit diesem Prinzip griff Apple bereits 1993 den kommenden PDAs der späten 1990er Jahre vor.
Über Newton Connect können wir auch neue Anwendungen auf das Messagepad spielen. Im Laufe der Jahre erschienen Tausende Programme für die verschiedenen Messagepads und Newton-OS-Versionen - von praktischen Hilfsprogrammen über E-Books bis hin zu Spielen. Wir haben uns unter anderem ein Buch, einen Tetris-Klon, Mah-Jongg, Breakout und weitere Programme installiert. Mit einer derartigen Auswahl wären wir 1993 wahrscheinlich die Könige in der Nachbarschaft gewesen. Auch dass es Mitte der 1990er möglich gewesen wäre, mit einer Karte auf dem Messagepad zum Beispiel durch San Francisco zu laufen, erscheint uns heute geradezu futuristisch.
Dateisystem mit Suppe
Newton OS selbst war ein interessantes Betriebssystem: Es basierte auf C++ und verwendete ein höchst eigenwilliges Dateisystem, das auf sogenannten Soups aufbaut. Es gibt keine einzelnen Dateien, stattdessen werden Daten wie in einer Datenbank in Sammlungen gespeichert - den Soups. Um die Daten wieder aufzurufen, werden seitens des Betriebssystems Anfragen an die Soups geschickt, die in Cursor Objects resultieren. Mit deren Hilfe können Kopien der individuellen Einträge in den Soups abgerufen werden. Nach Bearbeitung der kopierten Daten werden die Originaldateien in den Soups damit überschrieben. Newton OS war auf Energie- und Speichereffizienz ausgelegt.
Über den DIN-Anschluss des Messagepads könnten wir auch ein Modem anschließen, über das sich Faxe und E-Mails versenden lassen. Ebenfalls möglich ist der Anschluss eines Druckers, den wir direkt mit dem Messagepad ansteuern könnten. Diese Funktionen machten es zu einem guten Arbeitsgerät für unterwegs - wenn man denn mit der Eingabe klarkam.
Tatsächlich scheiterte Apple mit seinen Newton-OS-PDAs wohl auch an der schlechten Publicity, die die Geräte aufgrund der Texterkennung zu Beginn erhielten. Spätestens ab Newton OS 2.0, vorgestellt im März 1996, funktionierte die Erkennung wesentlich zuverlässiger und besser. Spätere Messagepad-Modelle bekamen zudem eine Display-Hintergrundbeleuchtung - unser Modell hingegen lässt sich nur bedienen, wenn ausreichend Licht auf den Bildschirm scheint.
Retten konnten die Neuerungen die Produktserie nicht: Kurz nachdem Steve Jobs Ende 1997 wieder die Leitung von Apple übernommen hatte, stellte er die Entwicklung der Messagepads ein. Die Gründe waren wohl vielfältig: Zum einen war Jobs Zeit seines Lebens davon überzeugt, dass ein Touchscreen mit dem Finger bedient werden müsse und nicht mit einem Stift - eine Annahme, die sich durch den Erfolg der iPhones und iPads wohl bestätigt hat.
Jobs und Sculley waren Gegenspieler - zum Nachteil des Messagepads
Zum anderen waren Jobs und sein Vorgänger John Sculley, der die Einführung der Messagepads verantwortete, nicht gerade beste Freunde. Sculley hatte die Entwicklung der PDAs und von Newton OS stark gefördert. Drittens dürften die Messagepads angesichts der prekären finanziellen Lage Apples in den 1990er Jahren keinen ausreichenden Umsatz gebracht haben. Der Preis für die Geräte war recht hoch: Das erste Messagepad startete zu einem Preis von 900 US-Dollar, was heute mehr als 1.800 US-Dollar entspricht.
Das Potenzial des Messagepads Anfang der 1990er Jahre erscheint uns im Nachhinein als sehr groß - vor allem wenn man in der Rückschau betrachtet, dass Apple dem großen PDA-Boom deutlich voraus war. Den Begriff des Personal Digital Assistant hat übrigens auch Apple geprägt, er geht direkt auf John Sculley zurück. Bezeichnend ist zudem, dass sich Elemente von Newton OS in späteren Produkten Apples wiederfinden, etwa die Animation beim Öffnen von Ordnern, die audiovisuelle Bestätigung beim Anklicken von Icons und - ironischerweise - auch die Stiftbedienung.
Das erste Messagepad war bei seinem Marktstart im Jahr 1993 wohl noch nicht ausgereift. Hätte sich Apple noch bis 1995 Zeit gelassen und die Handschrifterkennung optimiert, hätte das Gerät einen nachhaltigeren Eindruck auf die Tech-Welt hinterlassen.
Mit den bereits 1993 vorhandenen Funktionen bei der Textbearbeitung und der Synchronisation wäre das Messagepad zwei Jahre später mit besserer Textumwandlung und vielleicht einer Hintergrundbeleuchtung immer noch seiner Zeit voraus und besser nutzbar gewesen. Wer weiß, welchen Weg Apple dann in den 2000ern genommen hätte - und ob wir heute anstelle eines iPads ein Messagepad verwenden würden.
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Apple setzte Fokus auf Handschrifterkennung - leider |
Und wie hast Du die Kamera UND den W-Lan Adapter gleichzeitig rein bekommen? Was nicht...
Hallo! Da wir eben nicht genau wissen, ob bei unserem Gerät die Software nachträglich...
Graffiti war der Grund, warum die Dinger überhaupt benutzbar waren. Nicht umsonst wars...
Da fällt mir immer die Nutzung des Newton im Film "Alarmstufe Rot" ein. https://www...