27, 32 und 34 Zoll: Warum OLED-Monitore (noch) nichts fürs Büro sind

2023 wird für OLED-Enthusiasten sicher ein interessantes Jahr. Es scheint, als könne die Technik sich nun immer mehr in kleineren Formaten abseits von Fernsehern verbreiten. LG bringt etwa mit dem Ultrafine OLED Pro farbgenaue Displays mit 27 oder 32 Zoll Diagonale heraus. Der Ultragear 27GR9(öffnet im neuen Fenster) ist derweil mit 240 Hz und 1440p-Auflösung auch für Gaming-Enthusiasten geeignet. Da stellt sich die Frage: Ist die Zeit für OLED im Büro und auf dem Schreibtisch gekommen?
Um das zu beantworten, schauen wir uns die Vor- und Nachteile der OLED-Technik an. Generell würden wir aber sagen, dass es bis zu einem wirklichen Durchbruch und einer Ablösung der lange etablierten LCD-Technik im Büro noch einige Probleme zu lösen gibt. Dabei ist eine Hindernis, wie gesagt, bereits überwunden worden: OLED-Panels werden in fürs Büro sinnvollen Bildgrößen angeboten.
Gerade von LG und Partnern, die LG-Panels mit W-OLED-Technik verbauen, kommen etwa Displays in den bereits eingangs erwähnten 27 und 32 Zoll. Aber auch die 34-Zoll-QD-OLED-Panels von Samsung im 21:9-Format können im Büroalltag sicher sinnvoll eingesetzt werden. Die überbreiten Monitore wie der Alienware AW3423DW (Test) sind gerade fürs Multitasking und das Anzeigen mehrerer Fenster nebeneinander perfekt geeignet.
Bessere Kontraste und schnellere Pixelreaktion
Ein weiterer Vorteil der OLED-Panels liegt in ihren hohen Kontrasten. Sie werden oft als wichtigster Vorzug gegenüber LC-Panels herangezogen, zurecht: Schwarzwerte sind bei OLEDs wirklich schwarz, da die einzelnen Dioden selbst leuchten und sich entsprechend auch abschalten können. LC-Panels müssen hingegen stets aktiv beleuchtet werden. Mittels vieler tausend Mini-LEDs kommen sie aber fast an OLED heran, indem sie einzelne Zonen präzise aufhellen oder abdunkeln können.

Im Gaming-Bereich spielt die schnelle Reaktionszeit von OLED-Subpixeln eine entscheidende Rolle. Während schneller Bewegungen entstehen so weniger Artefakte und Schlieren. Dieses Problem haben etwa viele VA-Panels und auch einige IPS-Panels, also LCD-Produkte. Im Bereich der 42-Zoll-Monitore sind neue OLED-Panels wie der Asus ROG Swift OLED G42UQ eine ernstzunehmende Konkurrenz für alle Großformat-Monitore. Sie kommen nämlich meist zwar mit kontrast- und farbstarken, aber sehr langsamen VA-Panels. Schlieren und Ghosting sind bei dieser Produktkategorie deshalb keine Seltenheit. OLED könnte das ändern.
Hohe Farbabdeckung
Gerade die W-OLED-Monitore der LG-Ultrafine-Reihe könnten für Medien- und Grafikprofis interessant werden. Der Hersteller verspricht nicht nur ein enorm hohes Kontrastverhältnis, sondern auch sehr gute Farbgenauigkeiten von 99 Prozent Adobe RGB und 99 Prozent DCI-P3. Das kombiniert LG mit einer für OLED untypisch hohen Helligkeit von mehr als 500 cd/m² und HDR. Gerade Letzteres lässt sich auf OLED-Panels sehr gut umsetzen, da HDR besonders hohe Kontraste hervorheben soll.
Interessant wird es, wenn Hersteller auch auf die Flexibilität von OLED-Panels setzen. So gibt es etwa den Corsair Xeneon Flex mit 45-Zoll-Panel, der sich in seiner Displaykrümmung beliebig ein- und verstellen lässt. Flexible Displays sind mit IPS technikbedingt nicht umsetzbar, was OLED hier zur einzigen Alternative macht.
Allerdings bringt die Technik teilweise noch nicht überwundene Makel mit sich, die in bestimmten Office-Szenarien eher ein Dealbreaker als ein Dealmaker sind.
Das Problem mit dem Burn-in und dem Preis
Auch wenn OLED in praktischeren Formaten prominenter wird, behebt das nicht die diversen Probleme, die mit der Technik einhergehen. Wir reden hier vor allem von den vielen automatischen und größtenteils nicht abschaltbaren Schutzmechanismen. Burn-in und die generelle Haltbarkeit der Dioden sind bei LGs W-OLED noch immer ein Problem.
Deshalb implementieren die meisten LG-Monitore etwa Wartungsprogramme wie den Automatic Pixel Refresher, die ein Panel für mehrere Minuten unbenutzbar machen. Im Büroalltag lässt sich eine solche Auszeit für einen Gang in die Kaffeeküche nutzen. Oft wird die Maßnahme auch dann ausgeführt, wenn der Bildschirm ausgeschaltet wird. Wir konnten allerdings auch OLED-Panels beobachten, die den Pixel-Refresher im Betrieb aktivieren wollten, etwa beim 42 Zoll großen LG OLED C2 (Test) .
Mittels Screen Shift werden zudem statische Pixel bewegt. Das ist für das menschliche Auge nicht sichtbar und daher eher kein Problem. Auffälliger sind automatische Helligkeitsanpassungen, die LG mit Logo Luminance Adjustment und Temporal Peak Luminance Control in quasi alle W-OLED-Geräte integriert.
Dabei werden sich nicht bewegende und helle Flächen automatisch abgedunkelt. Dieses Verhalten sehen wir mit dem bloßen Auge. Auf Dauer kann das beim langen Textschreiben oder während Bildbearbeitungsaufgaben sehr nervig werden und stark ablenken. In Games oder beim Serienmarathon fallen diese kleinen Änderungen hingegen nicht auf.
Wartungsfunktionen von TVs funktionieren bei Monitoren nicht
Wir sehen also, wo LGs OLED-Wartungsdienste ihren Ursprung haben. Die wenigsten Menschen würden auf Dauer statische Bilder wie Word-Dokumente, Webseiten oder Chatfenster auf OLED-Fernsehern anzeigen. Das Einsatzgebiet der neuen kleineren OLED-Bildschirme ändert sich allerdings dahingehend. Entsprechend muss LG sich hier anpassen.

Es ist deshalb gut, dass neben LG, das lange eine Quasimonopolstellung im OLED-Bereich hatte, nun auch Samsung OLED-Panels herstellt. Statt auf das bekannte W-OLED setzt das Unternehmen auf eine im Detail unterschiedliche QD-OLED-Technik. Dabei werden die selbstleuchtenden roten, grünen und blauen OLEDs durch eine einfarbige Schicht aus blauen OLEDs ersetzt. Darüber befindet sich eine dünne Filterschicht, die das blaue Licht auch in rotes und grünes Licht bricht und so die für moderne Displays wichtigen drei Subpixelfarben (Rot, Grün, Blau) darstellen kann.
Blaue OLEDs leuchten stärker
Samsung verwendet blaue OLEDs, da sie von allen drei Farben am energetischsten und hellsten strahlen. Entsprechend verspricht Samsung bei QD-OLED-Panels eine bessere Helligkeit. Die war bei den meisten vergangenen OLED-Displays immer ein Nachteil.
Zudem sollte eine QD-OLED-Schicht weniger schnell verschleißen oder Burn-in-Probleme zeigen. Schließlich muss ein Panel bei altersschwächeren Dioden meist nur mehr Strom fließen lassen, damit sie wieder heller leuchten. Die RGB- und Weiß-Dioden von W-OLED-Panels verschleißen hingegen unterschiedlich schnell. Entsprechend können Burn-in-Effekte schneller auftreten.
QD-OLED scheint also in der Theorie die überlegene Technik zu sein, auch wenn sie nicht ohne Probleme ist. Durch die zu anderen Displaytechniken unterschiedliche Anordnung der Subpixel in Pentile-Matrizen kam es schon bei ersten Testgeräten zu merkwürdigen Farbrändern unter Windows. Schrift zeigt an der Oberseite einen violetten und an der Unterseite einen grünen Rand an. Für einige Menschen ist das ein absoluter Dealbreaker, da ihnen der Effekt direkt auffällt. Andere merken die Farbränder gar nicht.
Es scheint zudem möglich zu sein, den Effekt per Software zu mitigieren. Der Youtube-Kanal Linus Tech Tips hat etwa herausgefunden(öffnet im neuen Fenster) , dass die unangenehmen Farbränder bei QD-OLED auch mit Microsofts Textrendering-Firmware Cleartype zusammenhängen. Da die neuen Paneltypen mit im Dreieck angelegten Subpixeln noch nicht offiziell unterstützt werden, führt das zu Farbfehlern. LTT konnte den Effekt mit dem relativ invasiven Tool Better Cleartype Tuner mitigieren. Möglicherweise passt Microsoft die Firmware aber selbst noch auf die QD-OLED-Technik an.
Fazit: Fürs Büro ist OLED noch zu teuer
Dazu muss sie allerdings noch eine größere Verbreitung finden. Aktuell gibt es nur sehr wenige Produkte, die auf QD-OLED setzen. Dessen Etablierung wird zudem erschwert, da Samsung selbst oft noch VA- und IPS-Monitore verkauft. LCD hat nämlich einen entscheidenden Vorteil, den OLED erst mit mehr Zeit ausgleichen kann: den Preis.
Die genannten Geräte von LG und Samsung sind allesamt Monitore für weit über 1.000 Euro. In einem Büroumfeld, in dem oft mehrere Monitore des gleichen Typs gleichzeitig verwendet werden, kann das ein riesiger Nachteil sein. Schauen wir auf die LCD-Konkurrenz, gibt es Monitore fürs Büro bereits ab 150 bis 200 Euro. Die Vorteile von OLED sind in den meisten Büros zudem nicht relevant. Durch teilweise nicht abstellbare Wartungsdienste sind sie dafür teilweise sogar schlechter geeignet.
Die Rede ist hier von simplen Büroarbeiten: Das Anzeigen von Dokumenten, Bildern, Webseiten und anderen statischen Elementen ist einfach noch nicht die Stärke von OLED, weder von QD-OLED noch von W-OLED. Viele aktuelle Panels sind zudem noch immer nicht hell genug, um den ergonomischen Standards einiger Unternehmen zu entsprechen. IPS und VA werden hier also so schnell nicht verschwinden.
Wir gehen deshalb davon aus, dass sich die OLED-Technik zunächst in spezialisierten Gaming-Monitoren durchsetzen wird. Schon jetzt ist OLED mit sehr guten Pixelreaktionszeiten und entsprechend scharfen Bildern in schneller Bewegung in diesem Bereich meist überlegen.
Es ist daher gerade für Gaming-Enthusiasten erfreulich zu sehen, dass LG sich mittlerweile auch an OLED-Monitore mit konventionelleren Displaydiagonalen wie 27 Zoll herantraut. Hoffentlich folgt Samsung mit QD-OLED-Modellen nach.



