255 Milliarden: Flexible Stromnutzung mit großen Einspareffekten

Eine Studie (PDF)(öffnet im neuen Fenster) der Unternehmensberatung Roland Berger, beauftragt unter anderem von Bosch, Tibber und Techem, rechnet vor, dass durch flexiblere Stromkosten, gezielte Investitionen und bessere Ressourcennutzung bis 2045 insgesamt 255 Milliarden Euro gespart werden könnten, 13 Milliarden pro Jahr. Die Vorschläge lassen sich als eine Antwort auf den Monitoringbericht der Bundesregierung von Mitte September verstehen.
Im Grunde geht es darum, zentrale und dezentrale Lösungen viel besser miteinander interagieren zu lassen. So sollen Batteriespeicher, Wärmepumpen und die Ladeinfrastruktur unmittelbarer auf Ausschläge im Stromnetz reagieren können als große Gaskraftwerke.
Flexible Netze benötigen weniger große Trassen
Zwar werden auch diese großen Kraftwerke benötigt, um in Phasen geringer Stromproduktion aus erneuerbaren Energien reagieren zu können, aber besser weniger als mehr davon. Ihre Bereithaltung bindet laut der Studie übermäßig viel Kapital und sie verlangen hohe Investitionen in den Netzausbau.
Mehr Energiespeicher direkt in Windkraft- und Solarpark sowie die attraktive Nutzung des Zwei-Wege-Ladens von Elektroautos könnten das Stromnetz hingegen viel effektiver entlasten. Allein dadurch ließen sich auf lange Sicht 60 Milliarden Euro einsparen.
Konkrete Forderungen an die Politik
Dafür muss die Politik jedoch gezielt eingreifen. Das beginnt bei der Aufrechterhaltung des Ausbautempos erneuerbarer Energien. Aber auch die Verbreitung von Smart Metern zur gezielten Erfassung und Steuerung des Stromverbrauchs muss zunehmen. Italien oder Großbritannien werden als Positivbeispiel dafür genannt.
Die Netzentgelte sollten im gleichen Atemzug flexibilisiert werden, um den Stromverbrauch noch gezielter regeln zu können. Dann müssten die Verbraucher jedoch auch stärker von ihrem flexiblen Verhalten profitieren können. Indem sie Strom verbrauchen, wenn er reichlich verfügbar ist und davon profitieren, den selbst gespeicherten Strom aus Heimspeicher und Elektroauto ins Netz zu geben.
Auch hier sind neue Regelungen notwendig, damit Verbraucher direkt von einem geänderten Verhalten finanziell profitieren können, indem sie über geeignete Tarife am Stromhandel tatsächlich teilnehmen können. Zudem sollen bürokratische Hürden für Verbraucher und Kleinunternehmen reduziert werden, damit sich die Installation der entsprechenden Anlagen lohnt.
Neutral ist die Studie nicht
Zwar sollen laut Berechnung der Studie die meisten Einsparungen bei Privathaushalten und kleinen sowie mittleren Unternehmen zu verzeichnen sein, der größte Teil davon nennt sich jedoch Wertschöpfung. Damit sind Investitionen gemeint, die wiederum den Unternehmen zugutekommen, die die Studie beauftragt haben.
Zumindest ein wenig Vorsicht ist bei den Zahlen also angebracht. Wobei zum Beispiel eine vom Handelsblatt (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) erwähnte Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little im Schnitt auf ähnliche Einsparungen kommt, sofern man die Investitionen nicht einkalkuliert. Sie kommt außerdem zu dem Schluss, dass es sich lohnen kann, die Erfahrungen unserer Nachbarländer mit dynamischen Stromtarifen zu berücksichtigen.



