Unkompliziert Internetradio hören dank Shoutcast
Dank der ebenfalls von Nullsoft entwickelten Software Shoutcast konnten Winamp-Nutzer bereits ab 1998 unkompliziert Internetradio hören. Dabei war es nicht nötig, sich im WWW erst die Adresse des Streams herauszusuchen - stattdessen konnten die Stationen und Programme einfach in der Medienbibliothek gesucht werden. Später kam mit Nullsoft Streaming Video noch die Möglichkeit hinzu, auch Videostreams einfach anzubieten - die sich ebenso einfach suchen und starten ließen.
Winamps Beliebtheit dürfte sich nicht rein zufällig parallel zu dem Aufkommen von MP3-Tauschbörsen wie Napster gebildet haben. Napster wurde im Juli 2001 abgeschaltet, wenige Jahre war die Musikindustrie auch erfolgreich gegen die meisten anderen Tauschnetzwerke vorgegangen. In dieser Zeit entwickelte sich vor allem iTunes zum starken Konkurrenten von Winamp. Viele Nutzer fingen an, sich Musikdateien tatsächlich zu kaufen.
Im Oktober 2008 ging Spotify an den Start - und damit änderte sich die Art und Weise, wie Musik auf PCs und Mobilgeräten gehört wird, grundlegend. Ironischerweise hatte Winamp bereits fast zehn Jahre zuvor seinen Nutzern einfaches Internetstreaming ermöglicht. Umfangreiche Lizenzen mit Musiklabels hatte Nullsoft allerdings nie abgeschlossen - und konnte folglich mit der Auswahl von Spotify nicht mithalten.
Winamp 3 enttäuschte viele Nutzer
Daran änderte auch die Übernahme von Nullsoft durch AOL im Jahr 1999 nichts - obwohl AOL und Time Warner kurze Zeit später fusionierten und Time Warner einen umfangreichen Musikkatalog besitzt. Winamp wurde weiterentwickelt, die neue Version 3, vorgestellt im August 2003, enttäuschte aber viele Nutzer. Als komplette Neuentwicklung fehlten einige Funktionen von Winamp 2, zudem war das Programm leistungsintensiver. Viele Nutzer verwendeten daher Winamp 2 weiter. Auch Nullsoft beziehungsweise AOL sahen die Probleme mit Winamp 3 und entwickelten parallel Winamp 2 weiter.
Das bereits im Dezember 2003 vorgestellte Winamp 5 basierte wieder auf Winamp 2, brachte aber einige Funktionen von Winamp 3 ein. 2004 hörte das ursprüngliche Nullsoft-Team auf, Winamp wurde fortan von neuen Entwicklern bei AOL weiterentwickelt. Winamp-Gründer Frankel stand zu diesem Zeitpunkt bereits unter Beobachtung von AOL, da der Entwickler mit Gnutella einen Filesharingdienst veröffentlicht hatte, den man - anders als Napster und Konsorten - nicht einfach abschalten konnte. Das fand Time Warner nicht sonderlich amüsant.
Winamp 5.666 war die letzte offizielle Version des Programms und wurde im November 2013 vorgestellt. Kurz zuvor hatte AOL bekannt gegeben, dass die Webseite Winamp.com im Dezember des gleichen Jahres geschlossen und die Entwicklung am Programm eingestellt werde. Winamp wurde Anfang 2014 vom belgischen Rundfunkunternehmen Radionomy gekauft, das die Webseite neu aufsetzte und das Programm weiterhin zum Download anbot. Von AOL hinzugefügte Bezahlfunktionen wurden wieder entfernt.
Winamp 6 lässt weiter auf sich warten
2016 wurde Winamp 5.8 geleakt, eine offizielle Vorstellung der Version gab es nicht. Nach dem Leak entschied sich Radionomy, die Version selbst anzubieten - dabei handelt es sich um die Version, die sich aktuell auf der Webseite von Winamp herunterladen lässt. Seit mehreren Jahren wird Winamp 6 angekündigt, bislang wurde allerdings kein neues Programm veröffentlicht. Ursprünglich sollte die Version bereits 2019 erscheinen, 2021 wurden Betatester gesucht.
Als Medienplayer ist Winamp heutzutage nur noch ein Schatten dessen, was das Programm vor 20 Jahren war. Nach iTunes kamen weitere Konkurrenten wie der VLC Player, der bei vielen Computernutzern mittlerweile als Standard dient. Vor allem Streaminganbieter wie Spotify, Apple Music und andere haben den Musikmarkt auf PCs und mobilen Geräten jedoch für immer verändert: Die überwiegende Anzahl an Nutzern dürfte sich heutzutage keine Musikdateien mehr kaufen, sondern Musik im Streamingabo hören. Solange das neue Winamp diesbezüglich keine Schnittstellen anbietet, dürfte für viele der Nutzen fraglich sein.
Übrig bleiben also die wohligen Erinnerungen an Winamp, die sich gut mit Hilfe eines simplen Downloads auffrischen lassen. Winamp 5.8 ist immer noch verfügbar und einfach herunterzuladen und zu installieren. Zugegeben, die Skalierung ist auf modernen Displays nicht optimal, der berühmte Lama-Jingle samt Blöken entschädigt aber zumindest mich für die miniaturisierte Darstellung. Und wer weiß - vielleicht macht eine neue Version von Winamp dem Lama ja irgendwann mal wieder Feuer unterm Hintern.
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25 Jahre Winamp: Lamas und scheußliche Skins |
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Seit es Cider für Windows gibt, bin ich auf Apple Music umgestiegen. Der beste...
Du weißt dass alle Musik-Streamer (Spotify, Apple, Deezer, Tidal) offline-funktionen...
Ich nutze auch Winamp noch als den Standardplayer für meine große MP3-Sammlung, Streaming...
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