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25 Jahre The Faculty: Nicht gut gealtert

Den Kids geht es nicht gut in Robert Rodriguez' Sci-Fi-Film - auch wenn sie mit Stars wie Elijah Wood und Josh Hartnett besetzt waren. Heute guckt sich der Film nicht mehr ganz so toll.
/ Peter Osteried
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The Faculty ist mit einer Riege von Stars besetzt, die damals noch weitestgehend unbekannt waren. (Bild: Dimension Films / StudioCanal)
The Faculty ist mit einer Riege von Stars besetzt, die damals noch weitestgehend unbekannt waren. Bild: Dimension Films / StudioCanal

In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre machte sich Teen-Angst(öffnet im neuen Fenster) in den Kinos breit: komisch mit Filmen wie American Pie oder mörderisch wie in Scream, dem von Kevin Williamson geschriebenen Slasher-Film, der 1996 eine ganze Welle ähnlich gelagerter Filme nach sich zog.

Eine Ingredienz dieser Filme sind immer auch die existenziellen Krisen Heranwachsender, kombiniert mit einer Gefahr von außen, was nicht selten zu einer Form von Paranoia führt. Kein Film war diesbezüglich prägnanter als Dich kriegen wir auch noch, in dem die Eltern buchstäblich der Feind der Jugend sind. Aber auch The Faculty geht in die Richtung - die Jugendlichen sind auf sich allein gestellt, die Eltern lassen sich nicht ins Vertrauen ziehen und der Lehrkörper ist längst von Außerirdischen infiltriert.

Der Film ist Kevin Williamsons Version von Die Körperfresser kommen . Er ist aber auch mit Reminiszenzen und Hommagen an zahlreiche andere Sci-Fi-Klassiker gespickt. Dabei begann die Geschichte von The Faculty nicht mit Kevin Williamson.

Das Skript wurde von David Wechter und Bruce Kimmel geschrieben, sie konnten ihr Drehbuch aber niemandem schmackhaft machen. Das änderte sich erst, als Scream zum immensen Erfolg wurde und den Trend des postmodernen, ironischen, referenziellen Horrors begründete.

Williamson hatte das Talent, Teenager wie Teenager klingen zu lassen. Zugleich gelang es ihm aber auch, die Dialoge hyperreal anzulegen - in seinen Filmen sind die Teenager immer auch Genre-Kenner. Die in Scream kannten sich mit dem Horrorfilm aus, die in The Faculty mit dem Sci-Fi-Film.

Bob und Harvey Weinstein produzierten Scream und kauften das Skript von Wechter und Kimmel für ihre auf Genre-Titel spezialisierte Firma Dimension. Danach wandten sie sich an Williamson, der die typische Scream-Formel duplizieren sollte. Versuche anderer Filmemacher, Studios und Autoren, sich an seinen Erfolg heranzuhängen, waren nie ganz so gut.

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Eine zusammengewürfelte Truppe

Williamson nahm sich des Skripts an, die Geschichte ließ er intakt. Erzählt wird von Teenagern an einer Highschool in Texas, die bemerken, dass sich die Menschen um sie herum verändern. Es ist eine ungleich zusammengewürfelte Truppe: Der Rebell, der Nerd, das It-Girl, der Sportler, die Außenseiterin und eine neue Schülerin erkennen, dass sie sich inmitten einer außerirdischen Invasion befinden.

Die Außerirdischen übernehmen die Körper der Menschen und versprechen ein Paradies, wenn sie erst einmal alle übernommen haben. Aber die Kids wehren sich.

Der Film leidet an zwei Dingen

Williamson schrieb sämtliche Dialoge um und fügte Figuren hinzu. Er veränderte das Drehbuch damit so weit, dass er im Film als alleiniger Autor genannt wird, während Wechter und Kimmel nur eine Namensnennung als Story-Lieferanten erhalten.

Williamson füllte die Geschichte mit Sci-Fi-Referenzen an: Der Terminator kommt nicht nur durch die Besetzung von Robert Patrick vor; Jon Stewarts Figur heißt sogar Edward Furlong - wie der Schauspieler, der John Connor in Terminator 2 spielte. In einer Szene macht sich der abgetrennte Kopf von Famke Janssen mithilfe von Tentakeln auf den Weg - ein Moment, der an eine ähnliche Szene in The Thing denken lässt .

Trashige CGI-Effekte und eine problematische Figur

Der Film leidet aus heutiger Sicht an zwei Dingen. Einerseits hat er sehr stark auf CGI-Effekte gesetzt, die nach einem Vierteljahrhundert nicht mehr gar so überzeugend aussehen wie damals. Hier zeigt sich auch der Unterschied zu praktischen Effekten. Die von The Thing sind noch immer atemberaubend, die von The Faculty wirken hingegen trashig.

In der Retrospektive ist die von Clea DuVall gespielte Figur Stokely aber problematischer. Sie ist eine Außenseiterin, weil sie lesbisch ist - wobei sich später herausstellt, dass sie das nur behauptet hat, um in Ruhe gelassen zu werden.

Eigentlich ist sie in den Football-Star Stan, gespielt von Shaun Hatosy, verknallt. Als sie das schließlich zugibt, verströmt der Film so etwas wie ein Gefühl der Erleichterung - nur ja nicht homosexuell sein!

Das ist umso interessanter, da Williamson selbst schwul ist. Differenzierter ging er damit, wie Teenager in der Highschool behandelt werden, wenn sie sich outen, in seiner Serie Dawson's Creek um.

Stark besetzt

Eigentlich sollte Williamson bei dem Film auch Regie führen, er entschied sich für sein Debüt aber dagegen, weil er das Gefühl hatte, dass ihn The Faculty mit all der Action und den Effekten überfordern könnte.

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Stattdessen inszenierte er für die Weinsteins Tötet Mrs. Tingle nach eigenem Drehbuch - eine schwarze Komödie mit Katie Holmes, die von Williamson schon in Dawson's Creek eingesetzt wurde. An seine Stelle trat der Mexikaner Robert Rodriguez, der gerade mit seinem Tarantino-Vampir-Film From Dusk Till Dawn großen Erfolg hatte.

Ein Film, der smart erscheinen möchte, es aber nicht ist

Rodriguez bewies ein sehr gutes Händchen bei der Besetzung. Aus heutiger Sicht ist sie mit Stars gespickt, damals waren die Teenager-Darsteller alle noch Newcomer.

Elijah Wood war als Kinderdarsteller erfolgreich, The Faculty war aber einer der ersten Filme, mit denen er versuchte, den Weg ins erwachsene Schauspielerleben zu gehen. Josh Hartnett drehte parallel Halloween H20, der zuerst in die Kinos kam und sein Filmdebüt darstellte.

Clea DuVall entwickelte sich zu einer brillanten Charakterdarstellerin, Jordana Brewster hatte als Vin Diesels Schwester in The Fast and the Furious (und den Sequels) Erfolg und Laura Harris war danach in der Serie Dead Like Me dabei. In kleinen Nebenrollen sind der Sänger Usher und Danny Masterson dabei, der mit Die wilden Siebziger berühmt wurde und mittlerweile wegen Vergewaltigung eine langjährige Haftstrafe absitzt.

Nur bei den erwachsenen Rollen gab es ein paar bekannte Gesichter. Piper Laurie (die Mutter von Carrie) ist eine Lehrerin, Salma Hayek die Schulkrankenschwester. Robert Patrick spielt den Coach, Famke Janssen (damals vor allem durch den James-Bond-Film Golden Eye bekannt, ab dem Jahr 2000 war sie dann Jean Grey in den X-Men-Filmen) ist die Englischlehrerin und der spätere Late-Night-Show-Star Jon Stewart spielt einen Lehrer.

The Faculty wurde von April bis Juni 1998 in Texas gedreht. Rodriguez wählte den Lone-Star-State auch aus, weil er selbst dort lebt. Vor allem drehte man in der Hauptstadt Austin.(öffnet im neuen Fenster)

Kleines Budget, solider Erfolg

The Faculty wurde mit einem Budget von 15 Millionen US-Dollar umgesetzt. In den USA lief er an Weihnachten 1998 an, in Deutschland dauerte es noch bis zum 22. April 1999. Im Weihnachtsumfeld lief The Faculty wohl nicht so gut, wie er etwa rund um Halloween hätte performen können. Letztlich spielte er in den USA gut 40 Millionen US-Dollar(öffnet im neuen Fenster) ein und war damit ein solider Erfolg, aber kein Hit, weswegen auch nie ein Sequel entstand.

Der Film ist nicht so smart, wie die Filmemacher ihn erscheinen lassen wollen, auch wenn er durchaus zu den besseren Genre-Filmen der späten 1990er Jahre gehört. Die Auflösung, wer die Königin der Außerirdischen ist, ist als Twist gedacht, aber doch nicht gar so überraschend. Dafür gibt es ein dynamisches Finale, das für die unerwartet schwache Enthüllung entschädigt.

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Die Metaphorik von The Faculty

Der Film wurde ausführlich filmwissenschaftlich analysiert - mit den Außerirdischen und der parasitären Übernahme der menschlichen Körper als Metapher für die Angst, die eigene Individualität in der Masse zu verlieren. Für die Außerirdischen ist das der, wenn man das so nennen will, unique selling point , denn sie versprechen eine Welt ohne Entfremdung und Ausgrenzung.

Auch die Rolle der Alien-Königin wurde ausgiebig in Fachbüchern diskutiert. So wurde der Frage nachgegangen, wie sie sich in ihrer Tarnform als jungfräuliche Unschuld vom Lande gibt, nach ihrer Transformation jedoch als nackte, selbstbewusste Verführerin agiert.

Sharon Packer und Jody Pennington drückten es so aus: "Das Bild auf der Leinwand ist zweigeteilt: Wir sehen die schöne, junge, nackte Alien-Königin, die auf der Suche nach Casey umherstreift, und den Schatten der monströsen Gestalt in den Wänden. Sie hält eine Rede, die die Elemente des Films miteinander verbindet: Es geht um die Welt, aus der sie stammt, und deren Versprechen eines Paradieses für verlorene und einsame Menschen, die in der Hölle der Highschool gefangen sind."

Bemerkenswert ist auch die Gender-Umkehr. In Horrorfilmen ist es praktisch immer das Final Girl, das am Ende obsiegt. Hier ist es Casey, eine männliche Figur, die aber ihrer weicheren, femininen Seite am nächsten kommt und so der Final Boy des Films wird.

The Faculty hat im Lauf der Zeit hat ein junges Publikum gefunden, das ihn für sich entdeckt hat. Für ein Sequel reichte es damals nicht, im vergangenen Jahr wurde jedoch bekannt, dass Robert Rodriguez ein Remake produzieren wird.(öffnet im neuen Fenster)


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