Betreutes Surfen mit Kim Jong-un
Religion und Ideologie sind mitunter zwei Seiten derselben Medaille. Das lässt sich nicht nur an Zeitrechnungen ablesen. Während Europäer das Jahr 2016 nach Christi Geburt zählen, befinden sich die Nordkoreaner laut Chuch'e-Ideologie im Jahre 105 nach Kim Il-sungs Geburt. Ein Fakt, dem auch der Kalender von Red Star OS Tribut zollt, einem auf Fedora basierenden Linux-Derivat, das OS X ähnelt und im nordkoreanischen Intranet zu Hause ist. Ins richtige Internet will der Chef seine Bürger nicht lassen, auch sonst lässt sich eher von "betreuter Computerarbeit" sprechen.
Zu den Funktionen von Red Star OS 3.0 gehört es, Dokumente und Bilder mit einem Wasserzeichen zu versehen, das die verschlüsselte Seriennummer der Festplatte als Basis verwendet. So lässt sich für das Regime nachvollziehen, welchen Weg ein Dokument auf den Rechnern der Nutzer nimmt. Im Zweifelsfall kann der eingebaute Virenscanner auch mit Hilfe einer schwarzen Liste bestimmte Dokumente zensieren.
Die Hacker, welche das System auf dem 31C3 vorgestellt haben, sind sich nicht sicher, ob das System auch Hintertüren enthält, schließen aber nicht aus, dass diese tief im System versteckt sind oder über Updates auf die Rechner gelangen. Sie bescheinigen Red Star OS aber auch, dass die Entwickler viel Gehirnschmalz in das System gesteckt haben. Für Fans ideologisch aufgeladener Kunst liegen auch einige interessante Wallpaper bei.
Unter der roten Flagge
Für Red Flag Linux, einem seit 1999 in China entwickelten Linux-Derivat auf Fedora-Basis, gibt es keine Berichte über eingebaute Überwachungstechnologien. Allerdings berichtete "Associated Press" 2008, dass die Regierung Internetcafés in Nanchang 2008 dazu zwingen wollte, von Windows auf Red Flag zu wechseln. Ein Sprecher von Red Flag erklärte jedoch, das gelte nur für die Server-Seite, um die Nutzerzahlen besser zu bewältigen und einen Virenschutz zu erhalten.
Um China autark von Windows zu machen und zugleich ein sicheres Betriebssystem zu erhalten, begann die Akademie der Wissenschaften 1999 mit der Arbeit an Red Flag Linux. In den folgenden Jahren entstand eine passende Firma, erschienen mehrere kommerzielle Releases und schloss die Firma Partnerschaften unter anderem mit Compaq, Oracle und HP. Die Distribution setzte auf KDE als Desktop, es gab zudem ein Abkommen mit Trolltech, um einen Ableger für Embedded-Systeme zu schaffen.
2006 soll Red Flag Linux schließlich über einen Marktanteil von 80 Prozent unter den Linux-Distributionen verfügt haben. Nachweisen lässt sich das nicht. Der 2014 angemeldete Konkurs der Firma Red Flag Software lässt aber Zweifel an der landesweiten Linux-Beflaggung aufkommen, ein IDC-Analyst machte den geringen Bekanntheitsgrad und die Konkurrenz von Red Hat und Suse Linux Enterprise für die Pleite mitverantwortlich.
Damit ist die Linux-Geschichte in China allerdings nicht zu Ende. Im Jahr 2014 wies die chinesische Regierung ihre Behörden an, für neu angeschaffte Rechner künftig kein Windows 8 mehr zu nutzen. Der neue Stern am Linux-Himmel heißt Kylin. Das gibt es in verschiedenen Versionen, eine davon ist ein offizielles Ubuntu-Derivat.
Cuba libre
Ebenfalls auf Ubuntu basierte Nova-Linux, eine kubanische Linux-Variante, ursprünglich kam Gentoo zum Einsatz. Noch 2009 sah Hector Rodriguez, Chef der Informatik-Universität in Havanna (UCI), eine Linux-Verbreitung von 20 Prozent in Kuba und peilte für 2014 die Marke von 50 Prozent an.
Doch auch Nova habe den Betrieb eingestellt, heißt es im entsprechenden Distrowatch-Eintrag, die Webseite sei nicht mehr erreichbar. Das stimmt zwar, dennoch erschien im Herbst 2015 laut Softpedia eine neue Version 5.0 von Nova, und die UCI gab Ende Mai 2016 bekannt, auf diese zu wechseln.
Unlizenzierte Windows-Versionen existieren auf Kuba zwar weiterhin, aber zumindest für Universitäten und Behörden wünscht sich Kuba einen Wechsel auf Linux. Selbst wenn das Land die Lizenzgebühren an Microsoft zahlen könnte und wollte, verhinderte auch das langjährige Embargo der USA gegen Kuba, dass Windows offiziell auf die Insel gelangte. Erst ab 2015 lockerten die USA das Embargo
Welches Ubuntu die Nova Lightweight Edition 2015 verwendet, ließ sich nicht herausfinden, Ubuntu 14.04 dürfte für den Job infrage kommen. Laut Softpedia soll jedenfalls der mitgelieferte Installer die Installation vereinfachen und setzt die Distribution auf die Guano-Desktop-Umgebung, einen LXDE-Fork. Wenn aber die Rechner auf Kuba so alt sind wie die dort herumfahrenden Autos, dürfte selbst der schlanke Guano-Desktop bei einigen angegrauten Modellen an seine Leistungsgrenzen stoßen.
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Gleiche Antwort wie im anderen Thread wo du ähnliches geschrieben hast. Das ist toll für...