Für Teufel, Satanisten und Christen
Suicide Linux klingt zunächst wie eine ironiebegabte und aufstrebende Linux-Distribution mit optimistischer Ausrichtung und Zukunftsplänen, ist aber eigentlich das genaue Gegenteil. Immerhin handelt es sich dabei um ein Debian-Paket, das bei jedem falsch eingegebenen Befehl mit Rootrechten den Befehl rm -rf / ausführt und so sämtliche Daten auf der Festplatte löscht. Im Grunde also schwarze Pädagogik für Linux-Admins.
Auch der Name Devil-Linux dürfte bei zart besaiteten Usern höllische Schweißausbrüche auslösen, doch völlig unberechtigt. Das einzig Teuflische an der leichtgewichtigen Linux-Distribution, die von CDs oder USB-Sticks bootet, ist der Verzicht auf eine grafische Oberfläche. Das macht aber nichts, dient sie doch erfahrenen Admins als Router- und Firewall-System und inzwischen auch als dedizierter Server für Anwendungen.
Der Fokus liegt auf Sicherheit: Die meisten Binärdateien sind mit GCC Stack Smashing Protection erstellt worden, der Kernel setzt auf die Patchsammlungen GR-Security und Pax. Aktuell arbeiten die Macher ganz bodenständig an Version 1.8.0, Exorzisten dürfen also zu Hause bleiben.
Höllenspektakel
Dringt Devil-Linux nur dem Namen nach in religiöse Gefilde vor, tauchen andere Distributionen gleich richtig ein, zum Beispiel Ubuntu Satanic Edition. Ein Linux für Teufelsanbeter sei das aber nicht, beschwert sich gleich einer in den 666 (!) Kommentaren auf der About-Seite: "Als spiritueller Satanist finde ich [die Distribution] beleidigend. Wenn die Themes mehr in Richtung Satanismus gingen und weniger in Richtung düstere Bilder und Heavy Metal, wäre ich womöglich interessierter". Neben verletzten Gefühlen macht das Zitat die Stoßrichtung der Satanic Edition deutlich, sie zielte auf Heavy-Metal-Fans.
Auf der Webseite warten Wallpaper mit Feuer, Totenköpfen und halbnackten Frauen in beliebiger Reihung sowie Heavy-Metal-inspirierte Musiksammlungen, die Namen wie "Music for the Damned" oder "Distro of the Beast" tragen. Das Ganze war wohl nur zeitweise witzig, übrig blieb auf der Webseite die Undead-Live-CD (Version 666.9) mit einem völlig veralteten Ubuntu 10.10 und Gnome 2 als Desktop. Echt teuflisch!
Himmel hilf!
Christen haben es da etwas besser. Zwar schätzt Distrowatch die Arbeiten Ubuntu Christian Edition als "ruhend" ein, immerhin erhält das zugrundeliegende Ubuntu 12.04 noch bis April 2017 Updates.
Dans Guardian sorgt dafür, dass die Kinder beim Surfen nicht aus Versehen beim eben beschriebenen Teufelszeug landen, an Bord sind christliche Tools wie Xiphos (Bibelstudien) und Open LP (Präsentationsplattform für Kirchen). Die meisten Pilger zur Webseite kommen übrigens aus den USA, gefolgt von Polen.
Sabily lautete der Name der in Frankreich produzierten Ubuntu Muslim Edition, die aber 2011 ihren Dienst einstellte. Wohl auch, weil sich die einzelnen Tools problemlos im Standard-Ubuntu nachinstallieren lassen. Laut Wikipedia installierte Sabily arabische Sprachpakete vor und brachte Programme für Koranstudien, einen islamischen Kalender sowie eine Erinnerungssoftware für Gebetszeiten mit.
Weitere Versionen von Sabily waren geplant, faktisch ist aber Ubuntu 11.10 mit Unity-Desktop die letzte angebotene. Das erhält schon länger keinen Support mehr, weshalb Distrowatch die Distribution für tot erklärt. Mit Ojuba-Linux existiert ein leicht angestaubtes Pendant zu Sabily, das auf Fedora basiert. Die letzte Version dieser arabischen Distribution mit einigen Werkzeugen für Muslime stammt vom März 2014.
Wellness- und Pastareligionen
Viele halten Buddhismus ja für praktizierte Wellness, auch bei Bodhi Linux wird nicht sofort klar, wie viel Religion und wie viel Wellness in der Ubuntu-basierten Distribution steckt. Religiös angehaucht sind vor allem die Begriffe. Bodhi kann sich auf denselben Wortstamm wie Buddha stützen und steht für den buddhistischen Erkenntnisvorgang. Auch der Moksha-Desktop deutet in diese Richtung, das Wort steht ungefähr für Erlösung und Erleuchtung.
Andererseits kommt mit Enlightenment 17 ebenfalls ein "erleuchteter" Desktop zum Einsatz, womöglich ist Moksha also einfach eine Übersetzung des Wortes. Spezielle religiöse Software installiert Bodhi jedenfalls nicht, die aktuelle Version 3.2 ist im März 2016 erschienen.
Mit weit weniger Wohlgefallen dürfte hingegen seine nudelige Gottheit, das fliegende Spaghetti-Monster, auf seine Anhänger und die Landschaft der Linux-Distributionen als solche schauen. Das Linux für Pastafaris, einst von Linux Format halb im Scherz angekündigt, bleibt wohl weiterhin ein Wunsch. Bislang hat sich kein siebtragender Entwickler oder Pirat gefunden, um die zentralen Glaubensinhalte auf einem Linux-Desktop zu versammeln.
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