Schräge Optik, wenig Zuschauer, Streit ums Budget
Christian entschied sich zudem, dass er den Film in "Dutch Angles" drehen wollte. Das heißt, jede Einstellung war angeschrägt. Er erhoffte sich dadurch einen desorientierenden Effekt, der die Zuschauer (wie die Menschen dieser Welt) sich unwohl fühlen lässt. Drehtechnisch war das kein Problem, allerdings mochte die Optik nicht jeder. Denn Christians Film sah dadurch vor allem so aus: reichlich schräg.
Die Dreharbeiten sollen insgesamt alles andere als leicht gewesen sein. Laut Mandell konnte man den Eindruck gewinnen, dass hier nicht versuchte wurde, den bestmöglichen Film zu machen, sondern einfach nur irgendeinen. Andrew Stevens beschrieb das Ganze laut Vice so: "Es war ein Scheißkonzept, basierend auf einem Scheißbuch und mit einem Scheißskript, das niemals hätte umgesetzt werden dürfen."
Lediglich John Travolta kam gut weg. Über ihn ließen seine Kollegen kein schlechtes Wort verlauten. Zum Beispiel stellte er sich den Kollegen vor, ohne vorauszusetzen, dass jeder weiß, wer er ist. Er lud sie zum Essen ein und brachte seine eigenen Köche und seinen Catering Truck mit. Der Truck blieb sogar, nachdem Travoltas Szenen längst im Kasten waren.
Die ersten Testvorführungen waren alles andere als gut. Bei der Premiere im Grauman's Chinese Theatre in Los Angeles war Quentin Tarantino einer der wenigen, die den Film genossen. Die Presse hatte sich zuvor schon darauf eingeschossen. Bei den Vorführungen wurde der Film schlichtweg ausgelacht. Die Kritiken waren von einer besonderen Häme geprägt.
Andrew Stevens dämmerte da schon, dass der Film ein Flop werden würde. Die sieben Millionen Scientologen, von denen die Kirchenoberhäupter ihm gegenüber gesprochen hatten und die sich den Film angeblich alle mindestens dreimal ansehen würden, blieben jedenfalls fern. Travolta hielt sich zunächst an dem Gedanken fest, dass - wenn schon nicht die Kritiker - wenigstens die Zuschauer den Film mögen werden: "Mir ist es lieber, meine Filme kommen beim Publikum an als bei den Kritikern. Nur so werden sie langlebig sein."
Mit dieser Bemerkung kommentierte er auch den "Gewinn" der sieben Goldenen Himbeeren. Nur ein Film hat jemals mehr abgestaubt: die Adam-Sandler-Komödie Jack and Jill. Letztlich spielte Battlefield Earth in den USA aber gerade mal gut 21 Millionen Dollar ein.
Tarantino glaubte, Battlefield Earth werde mal ein Kultfilm
Im Nachgang gab es dann noch Streit ums Budget: Samaha hatte Intertainment ursprünglich 55 Millionen Dollar genannt, Intertainment erklärte seinen Aktionären wiederum, der Film habe 80 Millionen Dollar gekostet.
Als in den frühen 2000er Jahren der Neue Markt einbrach, versuchte Intertainment, Samaha zum Sündenbock zu machen und verklagte ihn wegen eines betrügerisch aufgeblähten Budgets von Battlefield Earth, dem weltweite Einnahmen von 28 Millionen Dollar gegenüberstanden. Da Intertainment einen bestimmten Prozentsatz des Budgets stemmen musste, lag es natürlich in Samahas Interesse, dieses möglichst hoch anzusetzen, auch wenn der Film am Ende sehr viel weniger kostete.
2004 wurde Intertainment von einem Gericht in Los Angeles ein Schadenersatz von 121,7 Millionen Dollar zugesprochen, für 77 Millionen Dollar davon war Samaha haftbar, womit seine Firma Franchise Pictures bankrottging.
Tarantino soll einmal zu Stevens gesagt haben, dass Battlefield Earth im Lauf der Jahre von vielen Menschen neu bewertet und zu einem Kultfilm werden würde. Das ist 20 Jahre her, aber Battlefield Earth ist immer noch der lachhafte Film, der er schon im Jahr 2000 war. Wenn etwas an diesem Streifen kultig ist, dann die Entstehungsgeschichte. Die bietet eigentlich den Stoff für einen tollen Film.
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Battlefield Earth findet einen fragwürdigen Produzenten |
Ein Film ist (u.a.) dann schlecht, wenn die Plotholes schon auffallen, während man den...
Fazit: Wenn sich festgelegt hat, ist Travolta schwer davon abzubringen an irgendwas zu...
Zu dem thema sag ich immer: Integer-Underflow. Daher kommt man wenns schlecht genug ist...
Zu dem Preis?