100-Milliarden-Investment: Nvidia investiert nicht in OpenAI, sondern in sich selbst

Die Zahl ist atemberaubend: 100 Milliarden US-Dollar will Nvidia in OpenAI investieren – das ist fast so viel wie der tschechische Staatshaushalt für 2024(öffnet im neuen Fenster) (umgerechnet rund 106 Milliarden US-Dollar), um einmal einen anderen Vergleich zu ziehen als Kernkraftwerke oder Hoover-Staudämme. Dabei ist es nur das extremste Beispiel, generell findet sich kaum ein KI-Start-up, an dem Nvidia nicht beteiligt ist.
Und das hat System, denn wenn Nvidia in ein KI-Start-up investiert, ist das eigentlich eine Investition in Nvidia. Ein Großteil des Geldes fließt nämlich zurück, denn selbstverständlich werden die Rechenzentren, die OpenAI bauen will, mit Nvidia-Hardware bestückt. Der GPU-Hersteller bekommt fast 70 Prozent direkt zurück, wie CEO Jensen Huang bei der Vorstellung der vergangenen Quartalsergebnisse Ende August 2025 durchblicken ließ(öffnet im neuen Fenster) .
Für ein Gigawatt-Rechenzentrum veranschlagte er Kosten von 50 bis 60 Milliarden US-Dollar. Von 50 Milliarden US-Dollar entfielen dabei 35 Milliarden nur auf Nvidia-Hardware. Das liegt auch daran, dass der Hersteller nicht mehr nur die GPUs liefert, sondern schlüsselfertige Komplettsysteme. Die kaufen zwar nicht alle Kunden – Meta und Alphabet bauen eigene Racks -, aber wenn es schnell gehen soll, führt an ihnen kaum ein Weg vorbei.
Technologieentwicklung mit Siebenmeilenstiefeln
Nvidias Vorteil ist, dass das Unternehmen sämtliche relevanten Technologien selbst anbietet: Die GPUs werden mit eigenen CPUs kombiniert und sind mittels Nvlink mit extrem hoher Bandbreite verbunden.
Dieses leistungsfähige Netzwerk hat Nvidia mit den NVL72-Systemen längst auf Rack-Ebene skaliert, die Anzahl der so vernetzten GPUs soll mit Vera Rubin auf 144 verdoppelt werden . Und nach dem Rack geht es mit den eigenen Ethernet- oder Infiniband-Lösungen weiter – abgesehen von Storage- und Management-Servern lässt sich ein komplettes Rechenzentrum nur mit Nvidia-Hardware ausrüsten.
Bei der Entwicklung legt Nvidia eine Geschwindigkeit vor, bei der andere Unternehmen nur schwer mithalten können. Und das soll auch so bleiben, das 100-Milliarden-Investment in OpenAI ist dabei eine strategische Komponente. OpenAI ist aktuell der aggressivste Player unter den KI-Start-ups, dachte laut über eigene Hardware nach und wollte zeitweise sogar eigene Halbleiterfabriken bauen . Immer wieder gibt es Berichte über laufende Arbeiten an eigenen KI-Beschleunigern in Kooperation mit Broadcom.
Weiter wachsen ohne China
Um das Entwicklungstempo beizubehalten und damit die Konkurrenz auf Abstand zu halten, ist Nvidia auf einen verlässlichen Absatz seiner KI-Beschleuniger angewiesen. Dem stünden zunehmende Eigenentwicklungen im Weg, und auch der absehbar wegbrechende chinesische Markt will kompensiert werden.
Wegen Nvidias Milliarden aber wird OpenAI Nvidia weiter die Treue halten (auch wenn unklar ist, wie weit die eigenen Hardwarepläne fortgeschritten sind). Dank der immensen Margen der Rechenzentrumsprodukte hat das Unternehmen das nötige Kleingeld, um notfalls korrigierend einzugreifen – in seinem Sinne.
Mittlerweile kann man Nvidias Marktmacht guten Gewissens als Monopol bezeichnen, was eigentlich Wettbewerbsbehörden auf den Plan rufen sollte. Man muss aber auch anerkennen, dass Nvidias Führung einmal mehr den Weitblick beweist, der das GPU-Start-up zum aktuell wieder wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht hat. Selbst wenn sich der derzeitige KI-Boom als Blase entpuppt: Nvidia wird die Welle als Letzter noch reiten.



