Apple erfindet völlig neue Art der Bedienung
Das iPhone war das erste Gerät für den Massenmarkt, dessen Display sich mit dem Finger steuern ließ. Die Fummelei mit dem Fingernagel oder einem Stift wurde unnötig, was allerdings zulasten der Präzision ging. Denn die Bedienung per Fingernagel oder Stift war nun auch nicht mehr möglich - und ein Finger ist nun einmal erheblich größer als die Spitze eines Stifts und das Display des ersten iPhones war deutlich kleiner als heutige 5,5-Zoll-Geräte.
Dennoch war Apples Entscheidung richtig. Mit der neuen Touchscreen-Technik fühlte sich die gesamte Bedienung anders an als mit einem Stylus. Es war ein Erlebnis, das erste Mal mit einem Fingerwisch butterweich durch eine Webseite zu scrollen und den Inhalt bei Bedarf heranzoomen zu können. Und das wollten die Kunden haben.
Das iPhone wollten viele
Die Nachfrage nach dem ersten iPhone war vergleichsweise groß. Weniger als drei Monate nach dem Verkaufsstart gab es in den USA bereits eine Million iPhone-Kunden - trotz des hohen Preises und der Bindung an einen Anbieter. Apple verkaufte das iPhone in den USA und ab dem 9. November 2007 auch in Deutschland lange Zeit nur über einen einzigen Mobilfunknetzbetreiber und nur mit einem Mobilfunkvertrag. Die Anschaffung eines iPhones war für Kunden daher entsprechend kostspielig. Im kleinsten Telekom-Tarif mussten sie über eine Laufzeit von zwei Jahren mindestens 1.600 Euro bezahlen, im teuersten Tarif 2.560 Euro. Der reine Gerätepreis lag damals bei 400 Euro.
Mit der iPhone-Einführung kamen so auch die ersten mobilen Datenflatrates nach Deutschland - und die Idee der Drosselung: Nach Verbrauch des Inklusivvolumens wird die Geschwindigkeit reduziert. Das hat im Unterschied zu einem Volumentarif den Vorteil, dass das mobile Internet weiterhin verwendet werden kann. Auch ungedrosselt war das erste iPhone allerdings nicht sehr schnell im Internet unterwegs: Es beherrschte nur Edge und kein UMTS, was häufig kritisiert wurde.
Die Kundenzahlen reichten bei weitem nicht an die des Marktführers Nokia heran - die Finnen schafften seinerzeit etwa das Zehnfache. Aber für einen Neueinsteiger in den Markt war das ein mehr als beachtlicher Erfolg.
Nicht intuitiv, aber einfach
Dass die neue Art der Bedienung von den Kunden so begeistert angenommen wurde, lag an der intelligenten Art ihrer Umsetzung. Die Treiber zur Erkennung der korrekten Fingerposition waren sehr gut, so dass viele Anwender selbst mit einem großen Daumen auf dem kleinen 3,5-Zoll-Bildschirm gezielt die mehr als zwei Dutzend virtuellen Tasten im unteren Drittel des Bildschirms treffen konnten.
So atemberaubend schnell wie die Generation, die mit Smartphones aufgewachsen ist, konnten die damaligen Neulinge sicher nicht tippen - ältere Semester sind oft bis heute relativ langsam. Doch ging das Tippen von Texten und vor allem Kurznachrichten per SMS erstaunlich schnell von der Hand, wenn auch langsamer als bei den T9-Profis der kleineren Handys. Und iPhone-Nutzer hatten durch die kapazitiven Bildschirme ein weiteres neues Komfortmerkmal: die Multitouchfähigkeit.
Diese musste zwar erst erlernt werden. Das erfolgte jedoch erstaunlich unbewusst, da Apple als erster Hersteller sinnvolle Einsatzszenarien für diese Technik gefunden hatte: die sogenannten Multitouch-Gesten. Damit konnte per Spreizen oder Kneifen von zwei Fingern die Größe von Bildschirminhalten verändert werden. Den Nutzern erschienen diese Gesten intuitiver, als sie eigentlich waren, da Apple ihnen mit klug platzierter Werbung dieses beeindruckende Zoomen beibrachte. Weil das so einfach und so schick war, konnte das jeder, der sich Videos von der iPhone-Vorstellung anschaute oder die Werbung beachtete.
Wer die Werbung nicht gesehen hatte, entdeckte die Zoom-Geste eher per Zufall oder wurde durch die verblüffte Verwandtschaft darauf aufmerksam gemacht. Apples Bedienungsphilosophie war nicht direkt intuitiv, aber einfach zu erlernen. Und großartige feinmotorische Fähigkeiten brauchte es auch nicht. So mancher Anwender nutzte beim später vorgestellten iPad die ganze Hand für Spreiz- und Kneifgesten, was auch funktionierte.
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10 Jahre iPhone: Apple hat definiert, wie ein Smartphone sein muss | Es braucht wenig für eine Revolution |
Ich habe das 6S in Spacegrau, nutze es aber ausschließlich mit einer Ledertasche...
Schöner Rest-Sonntag noch!
Äh - nein. Andrew Hsus Multitouch-Patente stammen aus dem Jahr 2001 (zumindest sind in...
Liebe(r) techster, vielen Dank für diesen ausgewogenen Beitrag. Ihr Beitrag trifft den...