Spieltest: Pharao - schaffe & Häusle baue am Nil
Pharao Pharao ist ein Aufbaustrategiespiel von Sierra und Impressions, den Entwicklern von Cäsar III - diesmal müssen die Häuschen jedoch im antiken Ägypten und nicht im römischen Imperium gebaut werden.
Es gibt keine Vorgeschichte zu diesem Spiel, da erst der Spieler Geschichte schreiben muß. Man beginnt in der prädynastischen Zeit, also noch vor 3000 v. Chr., als Oberhaupt einer einfachen Familie. Die ersten Ziele bestehen darin, umherziehende Nomaden anzusiedeln und für Nahrung sowie Arbeit zu sorgen. Im Laufe der Zeit und der wechselnden Generationen erfahren die Siedler den Segen der Zivilisation und das Ziel, die Einheit Ägyptens und eine eigene Dynastie von Pharaonen, rückt in greifbare Nähe.
Ein Pharao ist aber nichts ohne sein Volk und deshalb ist das Wohl der Bürger einer der wichtigsten Aspekte. Hier kommt das System aus Cäsar III zum Einsatz. Nomaden ziehen in einfache Hütten, die durch eine komplexe Wirtschaft und Infrastruktur aufgewertet werden. So müssen die Hütten durch Basare und Zisternen mit Nahrung, Waren des täglichen Bedarfs und Wasser versorgt werden. An dieser Stelle muß gesagt werden, daß Arbeitskräfte für Farmen und große Bauvorhaben aus Arbeiterlagern stammen, aber es ist nie von Sklaven die Rede...
Mit der Zeit werden aus Nomaden gehobene Bürger, die auch immer höhere Anforderungen an ihre Wohngegend stellen. Grünanlagen, Plätze und Statuen machen die Gebiete attraktiver, Architekten, Polizisten und Feuerwehrmänner sorgen für Sicherheit, während Jongleure, Musiker und Tänzer für eine gute Unterhaltung da sind und Apotheker oder Ärzte gegen Krankheiten wie Malaria kämpfen. Nicht zuletzt erteilen Priester die Absolution für das seelische Wohl der Bevölkerung. Werden damit alle fünf Götter entsprechend geehrt, hat das auch Auswirkungen auf die Ernte, den Handel etc. - ähnlich wie in Cäsar III.
Obwohl Versorgung und Handel im Vordergrund stehen, darf das Militär nicht vernachlässigt werden. Fremde Stämme und machthungrige Oberhäupter lassen sich nicht nur durch hervorragenden Städtebau beeindrucken. Kriegsschiffe, Streitwagen, Bogenschützen und Schwertkämpfer sind schlagende Argumente, um Abtrünnige zu bekehren. Diese Mittel werden aber eher selten gebraucht.
Die Spielgrafik liegt im guten Mittelmaß. Gebäude und deren Bewohner sehen schon nicht schlecht aus, aber sie könnten ausführlichere und abwechslungsreichere Animationen vertragen. Ebenso verhält es sich mit der Flora und Fauna, denn neben der Wüste gibt es ja noch Oasen und das fruchtbare Nildelta, wo es sicherlich nicht so leblos zugeht. Da hat Age of Empires weiterhin die Nase vorn. Dafür kann aber jeder Bewohner richtig sprechen und gibt Auskunft über seine derzeitige Tätigkeit und seine Sorgen und Wünsche. Allerdings sollte man nicht alles für bare Dinare nehmen, da einige nie mit dem zufrieden sind, was sie haben. Aufseher und Spezialkarten, ähnlich denen in (jetzt raten Sie mal - richtig!) Cäsar III, sind sehr viel zuverlässiger und helfen, die Stadt gemäß den Bedürfnissen auszubauen. Weitere Hilfe für Einsteiger bietet das Spiel selbst, indem alle neuen Gebäude in Wort und Bild erklärt werden, so daß nur bei speziellen Fragen auf das 200 Seiten umfassende Handbuch zurückgegriffen werden muß.
Fazit:
Bei Pharao handelt es sich um ein recht komplexes und sehr gut durchdachtes Spiel. Auch wenn es mit der realen Geschichte nicht ganz synchron läuft, gibt es doch die wichtigsten Stationen der ägyptischen Antike wieder, weswegen es auch vom Fremdenverkehrsamt empfohlen wird. Dank jederzeit wechselbarem Schwierigkeitsgrad ist es für Einsteiger und Fortgeschrittene geeignet, aber wer nicht gerade ein riesiger Fan von Aufbauspielen oder Ägypten ist, kann Pharao ruhig im Regal stehen lassen, da es sich um einen direkten Klone von Cäsar III handelt und keine bahnbrechende Neuerung auf dem Markt ist.
[Alexander Vock]
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