Spieletest: Jeff Wayne's The War of the Worlds
The War of the Worlds von Rage Software verbindet History Line und Command & Conquer mit Mars Attacks. Das Spiel orientiert sich dabei am gleichnamigen Musical von Jeff Wayne und dem Hörspiel von Orson Wells.
Die Hintergrundgeschichte ist also die selbe, aber deswegen nicht weniger interessant: Die Marsbewohner, deren Planet sich dem Ende neigt, versuchen ganz selbstverständlich ihre Rasse zu erhalten und am Ende des 19. Jahrhunderts auf der Erde anzusiedeln. Die egoistische Menschheit denkt jedoch nicht daran, ihren Planeten zu teilen und setzt deswegen alles daran, ihn mit den wenigen Mitteln zu verteidigen. Oder waren die Marsianer die Bösen? Jedenfalls bietet das Spiel die Möglichkeit, beide Varianten zu erleben.
In zwei Spielbereichen bestimmt man das Geschehen. Der wichtigere Bereich ist das Kriegsministerium. Hier werden Einheiten produziert und in Stellung gebracht, die Ressourcenverteilung überwacht und die Forschung vorangetrieben. Die dabei gängige Zeiteinheit sind Tage bzw. Monate. Also ist in den ersten Spielmonaten gar nicht an Angriff zu denken - die mickrigen gepanzerten Lkws verpuffen schon beim Anblick der dreibeinigen marsianischen Angriffsfahrzeuge zu Staub. Da heißt es so schnell wie möglich "neue Technologien erforschen und beten, daß die vorsorglich installierten Geschütze die Stellungen halten.
Der Schlachtplan ist die Echtzeitkomponente des Spiels. Auf ihm werden vorerst die Geschütze oder Gebäude wie Fabriken, Werkstätten und Trainingshallen positioniert und Einheiten auf Patrouille geschickt. Sollten Ressourcen in diesem Sektor knapp werden, helfen weitere Ölraffinerien, Kohlengruben oder Stahlwalzwerke bis zu einem bestimmten Grade den Ertrag zu erhöhen.
Natürlich wird hier auch gekämpft, nur lassen die Angriffe der Marsianer kaum Luft zum Agieren. Zu Beginn sind eigene Fahrzeuge so schwach, daß man nur auf stationäre, selbstfeuernde Geschütze hoffen kann. Die Gefechte sind in der Regel nach einigen Minuten vorbei und vielleicht hat man gewonnen oder auch nicht, denn Taktik hilft nicht viel - Masse statt Klasse ist alles!
Die Besonderheit des Spiels ist der nicht-lineare Spielverlauf. Dieser ist völlig frei und wird nur durch den Spieler beeinflußt. Es gibt keine Missionen und keine kleinen Karten, die nacheinander abgearbeitet werden müssen. Dafür aber eine große Karte, in mehrere Sektoren unterteilt, von denen jeder in Echtzeit beobachtet werden kann oder muß, auch wenn kein Feind in der Nähe ist. Lästig werden dann nur die durch diesen Wechsel immer wieder auftretenden Ladezeiten. Die einzige Mission: Die Verteidigung bzw. Eroberung Englands. Die Marsianer dachten wohl wegen der fortgeschrittenen Industrie, daß England das Tor zur Welt sei... Ebenso ungewöhnlich ist die fehlende Speicherfunktion - nur beim Beenden des Spiels wird der aktuelle Feldzug gespeichert. Außerdem fehlen Tutorial, Einzelszenarien und Mehrspielermodus. Es wären zumindest sinnvolle Erweiterungen gewesen.
Die Grafik hätte ruhig etwas peppiger sein können, wie die Screenshots zeigen. Von dem etwas trostlosem 3D-Terrain ist wegen der vielen Nachteinsätze nicht viel zu sehen. Daran kann auch das Echtzeit Lightsourcing, sprich die Lichtkegel der Fahrzeuge oder die Dämmerung, nichts ändern. Gebäude und Einheiten sind leider recht sparsam animiert. Außerhalb des Schlachtplans, im Ministerium, sieht man nur statische Seiten, die auch schon vor 10 Jahren so ausgesehen haben könnten. Es ist zwar das 19. Jahrhundert, aber deswegen auf optisch ansprechende, zeitgemäße Grafik verzichten?
Fazit:
Eine gute Idee, die mit einer interessanten Mischung aus Echtzeitaction und Rundenstrategie umgesetzt wurde. Die Übermacht der Marsianer bringt einen vielleicht zum Verzweifeln, aber es verleitet auch zum "Jetzt erst recht!" Neben den Eigenheiten von
The War of the Worlds ist der auffälligste Schwachpunkt die grafische Umsetzung. Es gibt so viele aktuelle Beispiele wie Terrain (siehe
Railroad Tycoon 2 ) und Einheiten (siehe Siedler3 oder Age of Empires) aussehen könnten. Da kann dieses Spiel leider nicht mithalten.
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