"Bayern3.de - das NetRadio" startet heute
Bild: Thomas AignerHeute, am Samstag, dem 17. Oktober 1998, startet um 21:00 Uhr mit einer dreistündigen Multimedia-Show rund um das Internet.
Die Sendung wird von AME (Aigner Media & Entertainment) produziert, unter anderen bekannt durch die Produktion der ZDF-Sendung "netNite". Man hat den Anspruch Töne, Bilder und Texte werden miteinander zu verlinken und rund um den Globus zu schicken. Die Moderatoren Thomas Aigner und Dominik Pöll sitzen an der interaktiven Schnittstelle im eigens neugebauten Studio und nutzen die Möglichkeiten moderner Internet-Kommunikation. Dazu gehört der sogenannte URL-Push, der ohne zusätzliche Software Internet-Seiten auf die Bildschirme der Hörerinnen und Hörer plaziert, aber auch bekannte Elemente wie Live-Chat per IRC und Java, das gute alte Telefon (Hotline 0800-800 3 800) und fünf im Studio installierte Web-Cams, die einen Blick hinter die Kulissen erlauben.
Die Sendung ist über Antenne im Sendegebiet von Bayern3, über Satellit in ganz Europa und per Internet Weltweit zu hören. Anläßlich der ersten Sendung beantwortete uns Produzent und Moderator Thomas Aigner einige Fragen:
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Eine Frage, 3 Antworten:
1) Mit meinem Compuserve-Account auf simpelster ASCII-Basis hatte ich schon 1989 in Los Angeles viele Informationen einfacher, schneller und bequemer als meine Journalistenkollegen. Faszinierend...
2) An einem trüben Novembertag sah ich das erste Mal per Webcam einen Sonnenaufgang in Hawaii.
3) Aus einem Faible für Logik und einem verpassten Informatik-Studium.
Wird das netRadio ähnlich wie netNite für Computer-Neulinge und Gelegenheitssurfer zugeschnitten sein oder bietet netRadio auch Computer- und Internetfreaks außer einer ausgeklügelten Firewall etwas? Wie sieht konkret ihre Zielgruppe aus?
Beim Start von NetNite gab es in Deutschland 4 Mio Online-Nutzer. Heute sind es ca. 7 Mio. Das Niveau ist gestiegen. Deshalb sind die NetRadio-Hörer sicher etwas netzaffiner und wir werden nicht mehr bei Adam und Eva des Internets anfangen. Aber die generelle Mischung aus Information und Unterhaltung, die werden wir beibehalten. Die Einsteiger bekommen Ihr Basiswissen, die Freaks die tollsten Sites und spannende Diskussionen. Wir werden - ähnlich wie bei netNite - jedes Feedback und jeden Hörerbrief in die nächste Redaktionssitzung mitnehmen und unser Programm und damit auch die Ausrichtung feinjustieren.
Wo sehen Sie die konzeptionellen Unterschiede zwischen NetNite und netRadio, welche neuen Ideen erwarten den Hörer?
Die liegen vor allem in der kompletten Interaktivität der Sendung. Backstage-Bilder per Live-Cam, ein dreistündiger Chat, Anrufe ins Studio und natürlich der weltweit bisher einmalige URL-Push. Es ging uns darum, alle existierenden interaktiven Elemente zu verbinden und damit wirklich multi-, und nicht nur bi-oder trimedial zu sein.
"netRadio" entsteht in Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Rundfunk. Von wem ging dabei die Initiative für die Sendung aus, und warum gibt es die Zusammenarbeit gerade mit einer öffentlich rechtlichen Sendeanstalt?
Wie immer: man muß im richtigen Moment an die richtige Tür klopfen. Im Februar traf ich zufällig mit Rainer Tief, dem damals gerade neuen Programmdirektor zusammen. Im Gespräch stellte sich sehr schnell heraus, daß sich Angebot und Nachfrage im richtigen Moment an der richtigen Stelle getroffen hatten.
Wie schätzen Sie allgemein die Aussichten der öffentlich rechtlichen gegenüber den privaten Sendern ein? Warum denken Sie, halten sich die Privaten mit Sende-Formaten um die Themen Internet/Computer derart zurück, zeigen sich jedoch mit ihren Internetangeboten in diesem Bereich durchaus interessiert?
Bei einem privaten Sender wird eine Entscheidung immer mit dem Blick auf die zu verdienende Werbemark getroffen. Und bei allem Neuen ist man auch hier mit Investitionen vorsichtig. Aber die zu leistende Überzeugungsarbeit ist in jedem Fall immens: ob privat oder öffentlich-rechtlich.
In Ihren Produktionen verschmilzt das Medium Internet mit anderen
Massenmedien wie Fernsehen und Radio. Teilweise entstehen damit mediale Zwitterformen der Mediengruppen. Wohin wird dieser Weg in Ihren Augen führen und was ist in Zukunft von AME, aber auch von der Konkurrenz zu erwarten?
Zunächst ist noch genug damit zu tun, dem Internet zwischen den anderen Medien den Platz zu verschaffen. Und darin sehen wir als AME auch unsere Hauptaufgabe. Eine komplette Verschmelzung wird es sicher nicht geben. Weder technisch noch inhaltlich. Aber interessant wird es zu sehen, wer was von wem übernimmt.
Wo sehen Sie das deutsche Internet in den nächsten 1-2 Jahren und von welchen Schlüssel-Faktoren hängt Ihrer Meinung nach diese Entwicklung
ab?
Die Nutzerzahlen werden rapide ansteigen, denn die Menschen merken,
daß das Internet keine technische Einrichtung ist, sondern Inhalte
transportiert, die für jeden vor dem Rechner interessant sind.
Im privaten Bereich wird das Preis/Leistungsverhdltnis laufen. Die User erwarten zu Recht mehr Bandbreite und schnelleren Datendurchsatz für weniger Geld.
Im geschäftlichen Bereich müssen für den wirklichen Durchbruch
Business-to-Business-Channels intensiviert werden. Der Ausbau von Intra- und Extranets muß vorangetrieben werden. Und - das Sicherheitsniveau des virtuellen Zahlungsverkehrs muß auf ein Niveau angehoben werden, das dem des realen Zahlungsverkehrs entspricht.
Dann wird es schon klappen.
Herr Aigner, wir danken für dieses Gespräch.