Kampf der US-Musikindustrie gegen Diamond
Die Recording Industry Association of America (RIAA) hatte letzte Woche schon eine Klage gegen den Hardwarehersteller Diamond Multimedia angestrengt und versucht, eine gerichtliche Verfügung zum Verhindern der Auslieferung von Diamonds neuen tragbaren Rio MP3-Player zu erwirken. Laut der RIAA verstößt Diamond mit dem Rio Player gegen den amerikanischen Audio Home Recording Act (siehe Presseerklärung der RIAA).
Allerdings spricht die RIAA in der offiziellen Erklärung von einem "MP3 recording device", was faktisch nicht ganz korrekt ist, da es sich bei dem Gerät nur um ein Wiedergabegerät handelt, das nicht in der Lage ist, aufzunehmen. Diamond hat mittlerweile auch schon widersprochen und auf diese Argumentation reagiert:
"Die Behauptung der RIAA, daß der Rio Player und ähnliche Geräte den Audio Home Recording Act von 1992 verletzen, ist unbegründet", sagte Diamond Multimedias Vizepräsident der Marketingabteilung, Ken Wirt. "Das tragbare Rio PMP300 Musikabspielgerät ist ein reines Wiedergabegerät und kann nicht aufnehmen. Rio enthält nur Audioinhalte, die schon auf der Festplatte eines Computers gespeichert sind und spielt diese Inhalte ab."
Diamond wirft der RIAA vor, nur die kommerziellen Interessen seiner größten Mitglieder zu vertreten, die auch weiterhin Kontrolle über die Musikdistribution behalten wollen und freie Musiker daran hindern wollen, auch ohne Plattenvertrag ihre Musik einem größeren Publikum zuführen.
"Tausende von Newscomern benutzen das Internet zu ihrem Vorteil, um auf kosteneffektive Weise eine größere Bekanntheit zu erlangen, was eindeutig eine Bedrohung für das derzeitige Vertriebsmodell der großen Plattenfirmen darstellt", so Ken Wirt. Aus diesem Grunde werde man weiterhin darauf bestehen, daß der Rio Player kein Aufnahmegerät ist und vergleicht die Forderungen der RIAA mit einem Verbot von Tintenstrahldruckern, da man damit eine z.B. eine Kopie eines Zeitungsartikels von einer Webseite ausdrucken könnte.
Die RIAA versucht nun möglichst viele prominente Musiker dazu zu bringen, die Klage zu unterstützen und sich offiziell gegen eine illegale Verbreitung ihrer Arbeit auszusprechen. Entsprechende Briefe mit einigen Beispielantworten sollen laut News.com an diverse Künstler herausgegangen sein. Wie sich die Sache entwickelt, bleibt abzuwarten, es ist jedoch mit einer Verschärfung zu rechnen, zumal uns in Europa ähnliches bevorsteht.
Mehr zum Thema freie Musik, komprimierte Musikstücke und MP3 im Speziellen findet man unter www.mp3.com .
Kommentar:
Im Grunde genommen geht es bei dem Streit gar nicht um Raubkopien, Diamond, den Rio Player oder dessen Konkurrenz, sondern vielmehr um die Unfähigkeit oder den Unwillen der Musikindustrie, neue Gedanken zu akzeptieren und konkrete Überlegungen über moderne Technologien, deren Nutzung und neuer, moderner Vertriebswege anzustellen und diese umzusetzen. Doch so ist das oft mit großen Institutionen, die in festgefahrenen Strukturen stecken und um ihre Einnahmequellen fürchten: Sie treten die Flucht nach hinten an. Das Alte ist gut, das Neue ist böse und muß verteufelt werden.
Noch sind die Plattenfirmen die eigentlichen Nutznießer herkömmlicher Vertriebswege. Nicht der Künstler wird hier geschützt, sondern die Plattenfirmen selber, die immer noch am meisten an den Werken verdienen. Zum Glück gibt es immer mehr, darunter auch sehr bekannte Musiker, die den Nutzen des Internet für sich entdeckt haben. Schade nur, daß die RIAA und auch nationale Äquivalente in anderen Ländern noch immer den Schlaf der Gerechten schlafen, anstatt aufzuwachen und zuzugreifen.
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