Daten teilen
Die Quantified-Self-Bewegung legt großen Wert auf Sharing. Erst wenn die Datensätze vieler Nutzer aggregiert und in Relation gesetzt werden, entfalten sie ihr volles Potenzial. Liegt mein eigenes Schlafverhalten im Normalbereich für Menschen meines Alters und Lebensstils? Unsere Selbstvermessungsdaten zu teilen, erlaubt uns den Vergleich mit anderen und schafft einen Bezugsrahmen für unser Verhalten.
Zudem ist Sharing ein starker Motivator für Verhaltensänderungen: Wir verändern unsere Verhaltensweisen eher, wenn wir vorher unseren Mitmenschen mitgeteilt haben, dass wir die Absicht haben, etwas zu ändern. Durch Daten helfen wir unseren Freunden, uns in die Pflicht zu nehmen: Wir erzeugen selbst Gruppendruck, im besten Sinn des Wortes. Solche Verhaltensänderungen sind fester Bestandteil der meisten Therapien, und ihr Erfolg ist in der Regel nicht primär eine Frage purer Willenskraft. Vielmehr kann unser Verhalten durch Informationen beeinflusst werden.
Ein wertvolles Instrument hierfür sind Feedback-Schleifen, wie sie in der Medizin - beispielsweise in Form regelmäßiger Patientenbesprechungen - selbstverständlich sind. In einer typischen Feedbackschleife misst die App das Verhalten und konfrontiert den Nutzer mit dem Ergebnis, zeigt Handlungsoptionen und mögliche Konsequenzen auf. Das folgende Handeln wird wiederum gemessen, so dass die Feedback-Schleife in die nächste Runde gehen kann. Wenn die Schleife funktioniert, stellt sich eine schrittweise Verhaltensänderung ein.
Smartphones, Sensoren und umfassende Internetpenetration versetzen uns heute in die Lage, eine solide Datenbasis für Feedback-Schleifen zu schaffen.
Wer will unsere Daten?
Interessant sind diese Daten freilich nicht nur für uns selbst. Die Anbieter der Dienste und Apps, vom Startup bis zum Sportartikelhersteller, leben von ihnen. Mit unserem Drang zur Fitness, mit unserem Spieltrieb und dem Wunsch, mehr über uns selbst zu wissen, bedienen wir nicht nur die Anbieter der Quantified-Self-Apps, wir schaffen auch Daten, die an sich einen Wert haben und Begehrlichkeiten wecken; bei Marketingabteilungen, Krankenkassen, Regierungen, Versicherungen oder Forschern.
Die Quantified-Self-Bewegung befindet sich erst am Anfang. Weiterhin sinkende Preise für Hardware und Datentarife werden für schnelle Innovationszyklen sorgen. Die Dienste selbst werden sich dem Mainstream weiterhin öffnen und leichter zu bedienen sein. In den nächsten zwölf Monaten wird der Markt an Quantified-Self-Apps weiterhin geradezu explodieren, bevor später eine erste Konsolidierungswelle einsetzt. Wer hat einen Anspruch auf die von uns erhobenen Daten über uns selbst und wie können wir sie schützen? Diese Fragen werden uns in den kommenden Monaten beschäftigen müssen.
Peter Bihr ist Mitgründer und Geschäftsführer der Third Wave GmbH, einer Agentur für Onlinestrategie und Trendforschung. Er berät Organisationen zum Thema digitale Strategien. Vor Third Wave war er freiberuflich für Kunden wie Wolterskluwer, Arte, die SPD, Google, die Bertelsmann Stiftung, und Tumblr sowie öffentlich-rechtliche Sender tätig. Zudem organisierte er Events wie TEDxKreuzberg und atoms&bits. In Berlin, Potsdam und Sydney hat er Kommunikations- und Politikwissenschaft studiert. Privat bloggt er unter thewavingcat.com.
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Die Daten sammeln sich quasi von selbst |
Hallo zusammen, ich schreibe momentan meine Bachelorarbeit und untersuche das Thema...
Denken auch, hör lieber damit auf...
Doch, es ist ist schon das Gefühl, dass man etwas "richtig" macht, wenn man so ein...
tracken ohne die Ergebnisse bei Facebook hochzuladen. Für Sport kann man bestimmte Apps...