Spy Files: Wikileaks veröffentlicht wieder Dokumente

Trotz Spendenembargos hat Wikileaks erneut Dokumente veröffentlicht: Die Spy Files geben Einblick in das Geschäft mit Überwachungstechnik.

Artikel veröffentlicht am ,
Spy Files: Einblick in Überwachungsindustrie statt neues technisches System
Spy Files: Einblick in Überwachungsindustrie statt neues technisches System (Bild: Wikileaks)

Viele repressive Länder überwachen ihre Bürger, Syrien etwa, der Iran oder Myanmar. Die Technik dazu stammt meist von westlichen Unternehmen. In seiner neuen Veröffentlichung, den sogenannten Spy Files, gewährt die Organisation Wikileaks einen Einblick in diese Branche.

Weitere Dokumente in Kürze

287 Dateien hat Wikileaks ins Internet gestellt. Darunter sind Handbücher, Unternehmenspräsentationen, Kataloge, Preislisten und ein Angebot des französischen Unternehmens Amesys für die inzwischen gestürzte libysche Regierung. Weitere würden in der kommenden Woche sowie Anfang des kommenden Jahres folgen, kündigt die Organisation an.

Viele Aktivitäten westlicher Unternehmen waren im Zuge der Jasminrevolution, den Umstürzen in einigen arabischen Ländern, bekanntgeworden: Nachdem die Diktatoren gestürzt waren, fanden sich in ihrem Nachlass viele Hinweise auf die westliche Überwachungstechnik wie etwa Handbücher, Mitschnitte von Chats oder installierte Abhörsysteme. Tatsächlich stammt ein Teil der Dokumente aus diesen Ländern.

Verkauf an eigene Dienste

Nach den Attentaten vom 11. September 2001 sei diese Industrie immens gewachsen, berichtet Wikileaks. Die Spy Files erzählten aber nicht nur eine Geschichte "über 'gute westliche Länder', die in 'böse Entwicklungsländer' exportieren". Die Überwachungstechnik werde auch an die eigenen Geheimdienste verkauft. Sie sei längst zur Massenüberwachungstechnik geworden, mit der sich "permanent die Telefonanrufe einer ganzen Nation mitschneiden" oder massenweise Mobiltelefone orten ließen.

Unter den Unternehmen, die sich auf diesem Markt tummeln, sind durchaus bekannte Namen wie Alcatel-Lucent, Hewlett-Packard, Nokia-Siemens, Siemens und der Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Thales. Auch der US-Hardwarehersteller Blue Coat ist auf der Liste, dessen Proxys in Syrien und Myanmar im Einsatz sind. Sechs Bereiche der Überwachungstechnik hat Wikileaks ausgemacht - Internetüberwachung, Telefonüberwachung, Trojanerherstellung, Sprachanalyse, SMS-Überwachung und Verfolgung per GPS - und praktisch jede Industrienation in Amerika, Asien und Europa ist mindestens in einem der Bereiche vertreten. Deutsche Unternehmen sind in allen aktiv.

Ausreden

Die Unternehmen ziehen sich gern auf den Standpunkt zurück, sie würden nur Technik liefern. Was die Käufer damit anfingen, sei nicht ihre Sache. Amesys erklärte der französischen Organisation OWNI, das Unternehmen stelle Ausrüstung her. "Die Nutzung der Geräte, die es verkauft, ist ausschließlich Sache der Kunden." Entsprechend wisse das Unternehmen auch nicht, wie die von ihm gelieferten Geräte in Libyen eingesetzt worden seien. OWNI ist einer der Medienpartner, mit denen Wikileaks bei der Veröffentlichung der Spy Files zusammenarbeitet. Andere sind beispielsweise ARD und die Washington Post.

Allerdings ist nicht alles, was Wikileaks veröffentlicht hat, neu. Einiges wurde etwa im Zuge der Jasminrevolution bekannt. Das Wall Street Journal hat im November eine größere Zahl von Marketingdokumenten aus der Branche im Internet veröffentlicht.

Exportverbot

In den USA bereitet ein Abgeordneter gerade einen Gesetzesentwurf vor, der den Export von solchen Systemen an autoritäre Staaten verbieten soll. An befreundete Regierungen soll solche Technik nur mit einer behördlichen Genehmigung verkauft werden. Die Europäische Union arbeitet an einer ähnlichen Richtlinie.

Die Spy Files sind die erste Veröffentlichung von Wikileaks seit längerer Zeit. Im Oktober 2011 hatte Gründer Julian Assange bekanntgegeben, dass Wikileaks aus finanziellen Gründen keine weiteren Dokumente veröffentlichen könne. Schuld an der finanziellen Misere seien Finanzdienstleister wie die Bank of America, Paypal, Visa und Mastercard, die Spenden nicht an Wikileaks weiterleiteten. Das neue System zum Einreichen von Dokumenten ist indes noch nicht fertig. Wikileaks hatte dessen Freischaltung für diese Woche angekündigt.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Baron Münchhausen. 07. Dez 2011

Richtlinie ist etwas an was man sich wie das Wort schon sagt richten kann oder muss - je...

Paulemann 02. Dez 2011

Sagen wir es einmal so; Deutschland ist der viertgrößte Waffenexporteur der Welt, nur...

vheinitz... 02. Dez 2011

Cooler Trick! Ich nenne meine Seite "Wissen" und alle denken da steht was Wissenswertes...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Blizzards Beta-Wochenenden
Dinge, die uns an Diablo 4 noch stören

Auch nach dem zweiten Beta-Wochenende begeistert uns Diablo 4. Vor allem die Server und dämliche MMO-Gimmicks sollte Blizzard aber in den Griff bekommen.
Ein IMHO von Oliver Nickel

Blizzards Beta-Wochenenden: Dinge, die uns an Diablo 4 noch stören
Artikel
  1. O.MG Cable im Test: Außen USB-Kabel, innen Hackertool
    O.MG Cable im Test
    Außen USB-Kabel, innen Hackertool

    Das O.MG Cable kommt wie ein Standard-USB-Kabel daher. Dass es auch ein Hackertool ist, mit dem sich gruselige Dinge anstellen lassen, sieht man ihm nicht an. Obendrein ist es auch noch leicht zu bedienen.
    Ein Test von Moritz Tremmel

  2. Angst statt Fortschritt: Experten fordern Pause bei KI-Entwicklung
    Angst statt Fortschritt
    Experten fordern Pause bei KI-Entwicklung

    Die Organisation Future of Life hat einen offenen Brief veröffentlicht, in der sie einen vorübergehenden Stopp der KI-Entwicklung fordert.

  3. 3D-Drucker: Der Prusa MK4 ist da
    3D-Drucker
    Der Prusa MK4 ist da

    Mit dem Prusa MK4 hat der Hersteller viele Elemente verbessert oder komplett ausgetauscht. Der 3D-Drucker kalibriert sich etwa automatisch.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • PS5 + GoW Ragnarök 559€ • MindStar: Gigabyte RTX 4080 1.229€ statt 1.299€, Intel Core i9-12900K 399€ statt 474€ • SSDs & Festplatten bis -60% • AOC 34" UWQHD 279€ • Xbox-Controller & Konsolen-Bundles bis -27% • Windows Week • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /