Immer mehr Daten werden miteinander vernetzt
Zeit Online: Der Ursprung der Fallanalyse sind Gefängnisinterviews mit Tätern in den USA. Wenn Sie soziale Netzwerke als Verhaltensdatensammlung betrachten, könnten diese Dienste und Daten dann nicht Basis einer noch viel genaueren Verhaltensanalyse sein?
Petermann: Mir ist nicht ganz klar, wie das gehen sollte, wie ich also Verhaltensgruppen bilden sollte anhand dieser Informationen.
Zeit Online: Es geschieht ja bereits. Verhaltensanalyse ist das Geschäftsmodell von Firmen wie Google oder Facebook. Die wollen wissen, welches Verhalten ich zeige, um zu erahnen, welche Werbung sie mir anbieten können. Warum können Sie das nicht nutzen?
Petermann: Weil wir es nicht dürfen.
Zeit Online: Facebook beispielsweise stellt Forschern seine Daten zur Verfügung, damit sie sie analysieren können. Amerikanische Sicherheitsbehörden rufen die Daten zur Strafermittlung standardmäßig ab. Ist eine Gesellschaft, in der die Polizei diese Daten in vollem Umfang nutzen kann, eine, vor der ich mich fürchten sollte?
Petermann: Ich denke ja. Ich zumindest möchte eigentlich nicht in einer solchen Gesellschaft leben.
Zeit Online: In den USA gibt es unter dem Stichwort predictive policing bereits Projekte, die Tatorte und Taten vorausahnen und Polizisten vorher dorthin schicken. Wäre so etwas anhand von Daten aus sozialen Netzwerken und Suchanfragen möglich? Immerhin könnte beispielsweise Google sagen, ein Mensch mit einem bestimmten Suchmuster wird mit der und der Wahrscheinlichkeit demnächst seine Frau umbringen, da andere mit diesem Suchmuster es auch getan haben...
Petermann: Das könnte schon sein. Aber das ist kein Beweis, dass er es auch tatsächlich tun wird. Es gibt viele Menschen, die bizarre Phantasien haben. Aber die leben sie vielleicht mit Gleichgesinnten aus und werden nie kriminell. Andere tun es hingegen. Die Suchanfragen dieser beiden Gruppen werden sich nicht unterscheiden, denn ihre Bedürfnisse, Wünsche und Praktiken sind ähnlich.
Zeit Online: Trotzdem sind wir Menschen nun einmal so strukturiert, dass wir tun, was möglich ist. Was bedeutet, dass solche Datenanalysen und Vorhersagen in Zukunft doch sicher gemacht werden, oder?
Petermann: Das glaube ich auch. Zumindest beobachte ich bei meiner Arbeit, dass inzwischen sehr viel mehr Daten vernetzt sind als früher. Wenn man heute bei Ermittlungen eine Anfrage stellt, bekommt man Antworten aus Dutzenden Datenbanken. Aber ich mag es trotzdem nicht. Ich finde es wirklich beängstigend. Für unsere Bequemlichkeit und unser Informationsbedürfnis haben wir Freiheiten aufgegeben. Freiheiten, die aus gutem Grund elementarer Bestandteil unserer Menschenrechte sind. [Der Artikel erschien zuerst bei Zeit Online]
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Soziale Netzwerke: "Es ist irrwitzig, wie viel wir von uns erzählen" |
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Naja...er hat danach gefragt, was nun das Gefährliche is...und aufgrund der doch sehr...
Na Diaspora fährt ja auch grad erst die Beta an...der Drops ist noch längt nicht gelutscht...
Sag das den Fernsehsendern, die ständig meine Sendungen unterbrechen, weil Facebook EVIL...
Sicher. Trotzdem habe ich die Freiheit bzw. will ich die Freiheit das Wissen selbst zu...