Rollende Computer: Autos brauchen dringend eine Nutzerverwaltung

Deepsec 2011 Gegen Unfälle sind Besitzer neuer Autos geschützt - gegen Angriffe auf die IT-Systeme des Wagens dagegen überhaupt nicht, sagen Constantinos Patsakis und Kleanthis Dellios. Sie fordern weitreichende Änderungen.

Artikel veröffentlicht am ,
Patsakis will ein umfassendes Rechtemanagement in modernen Autos.
Patsakis will ein umfassendes Rechtemanagement in modernen Autos. (Bild: Andreas Sebayang/Golem.de)

Aus der Sicht des Mechatronikers sind moderne Autos sicher: Es gibt Airbags, Knautschzonen und Gurte. Aus IT-Sicht sieht das ganz anders aus. Angriffen auf technische Systeme halten heutige Neuwagen überhaupt nicht stand, sagen Constantinos Patsakis und Kleanthis Dellios von der Universität Piräus, ein sicheres Auto gibt es nicht. Wer sicher sein will, ist auf Gebrauchtwagen angewiesen und muss ein Modell kaufen, dessen zentrale Systeme noch nicht von Controllern gesteuert werden.

Patsakis und Dellios versichern, sie hätten kein grundsätzliches Problem mit moderner Technik in Kraftfahrzeugen. Problematisch sei aber die Umsetzung - vor allem der Umstand, dass jeder auf alles zugreifen könne. Praktisch haben sowohl der Nutzer als auch der Mechaniker sowie jeder andere, der Zugriff auf den Autoschlüssel hat, Administrationsrechte für ein Auto, während moderne Computersysteme umfassendes Rechtemanagement besitzen. Moderne Kraftfahrzeuge sind Computer, werden aber nicht als solche von den Konstrukteuren und Anwendern behandelt.

Die beiden Experten verlangen deshalb eine Kategorisierung von Komponenten eines Fahrzeuges. Die Sicherheitsanforderungen an die Steuerung eines Fensterwischers sind beispielsweise nicht so hoch wie etwa die für die Lenkung oder Kontrolle der Bremsen.

Über so eine Kategorisierung wäre es beispielsweise möglich zu verhindern, dass Angreifer über das Car-Hi-Fi-System Zugriff auf die Motorsteuerung oder die Lenkung erlangen. Der Vorschlag der Experten geht aber viel weiter. Patsakis und Dellios wollen mit ihrem Anstoß an die Sicherheitsdiskussion auch gleich noch ein Rechtemanagement in Autos sehen. Dabei geht es nicht nur darum, was ein Fahrer tun darf, sondern welcher Fahrer etwas tun darf.

Reichweitenbegrenzung mit der Nutzerverwaltung

Zur Diskussion stellten die beiden etwa die Einschränkung des Bewegungsradius. Ein Werkstattmitarbeiter könnte etwa auf eine Fahrreichweite von 20 km eingeschränkt werden. Er hat zwar sonst sehr hohe Rechte am Fahrzeug für Wartungsarbeiten, aber entwenden darf er das Fahrzeug mit seinen Zugangsdaten nicht. Auch für den Familiennachwuchs sind Rechte vorstellbar, damit dieser nicht zu weit weg fährt. Für Leihwagen wären zudem bestimmte Routen denkbar, von denen nicht abgewichen werden darf.

Sogar ein Geschäftsmodell sehen die beiden im System. Ein Autoverleiher könnte je nach Preis einzelne Funktionen freischalten. Rechte am Navigationssystem gibt es dann nur als kostenpflichtiges Extra. Allerdings blieben einige Fragen unbeantwortet, zum Beispiel, wie die Reichweitenbegrenzung funktionieren soll. Mitten auf der Autobahn sollte ein Fahrzeug nicht einfach stehen bleiben.

Dies sind allerdings nur Nebenwirkungen der Authentifizierungstechniken. Geräte müssen auch untereinander im Auto beweisen, dass sie im System etwas tun dürfen, so dass ein angeschlossener MP3-Player nicht auf alle Geräte des Systems zugreifen kann.

Viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ideen haben Patsakis und Dellios aber bisher nicht gehabt, obwohl sie auch schon auf Fachkonferenzen auf das Problem aufmerksam gemacht haben. Das Sicherheitsbewusstsein der Hersteller von Fahrzeugen und Komponenten schließt die IT noch nicht ein, obwohl Autohacks allmählich zu einer reellen Gefahr werden. Auf der Black Hat ist es dieses Jahr zwei Sicherheitsforschern gelungen, ein Auto per SMS anzugreifen, die Türen zu öffnen und den Motor anzulassen. Patsakis und Dellios sehen es als große Herausforderung, die Autoindustrie zu sensibilisieren. Denn nach den Smartphones werden Autos als Plattform zunehmend sicherheitsrelevant werden, sagen sie.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


wosnjev 07. Jan 2012

Genau. Denn wenn die Freiheiten beschränkt werden, wie mit den Vermarktungsoptionen...

nOOcrypt 26. Nov 2011

Ich kann in meinem Bekanntenkreis schon ueber 5 Leute benennen, die aufgrund von...

hippotigris 25. Nov 2011

OK, da fallen mit noch viel mehr Rechte ein ... [ x ] Einparken [ x ] Autobahn ( gg...

Bouncy 25. Nov 2011

Doch, im Grunde ist es genau das. Ohne gewohnte Oberfläche, mit mehr Schnittstellen...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Wissenschaft
In Energydrinks enthaltenes Taurin könnte Leben verlängern

Wissenschaftler haben Anzeichen dafür entdeckt, dass Taurin die Gesundheit verbessern und das Leben verlängern könnte. Mehr Energydrinks sollte man aber nicht trinken.

Wissenschaft: In Energydrinks enthaltenes Taurin könnte Leben verlängern
Artikel
  1. Tesla Files: Cybertruck ist undicht, laut und bremst schlecht
    Tesla Files
    Cybertruck ist undicht, laut und bremst schlecht

    Internen Dokumenten zufolge steht Teslas Pick-up-Truck vor großen Problemen. Der Cybertruck befinde sich in der Alpha-Phase.

  2. VATM: Menschen nutzen weiter Call-by-Call und Preselection
    VATM
    Menschen nutzen weiter Call-by-Call und Preselection

    Die Telekom hat Call-by-Call und Preselection mehrfach verlängert. Obwohl viele Menschen sie weiterhin nutzen, enden diese Dienste bald.

  3. Einführung in Plotly: Damit die Daten Sinn ergeben
    Einführung in Plotly
    Damit die Daten Sinn ergeben

    Interaktive Plots mit Plotly zu erstellen, ist nicht schwer - und sehr nützlich. In einer zweiteiligen Reihe zeigen wir Schritt für Schritt, wie es funktioniert.
    Eine Anleitung von Antony Ghiroz

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • XXL-Sale bei Alternate (u. a. Samsung 970 EVO Plus 2 TB 84,90€) • MindStar: Palit RTX 4070 Ti GameRock OC 859€, be quiet! Pure Base 500 59€ • Thermaltake Toughliquid Ultra 240 145,89€ • PS5-Spiele & Zubehör bis -75% • Chromebooks bis -32% • NBB: Gaming-Produkte bis -50% [Werbung]
    •  /