Crowdfunding: Leben von der Kunst 2.0
Ihr Filmporträt über Joseph Weizenbaum wurde 2007 ausgezeichnet; in einem E-Book beschreiben die Filmemacher Silvia Holzinger und Peter Haas nun, wie sich von kreativer Arbeit leben lässt - in einer Branche, in der es "uncool" ist, von Geld zu reden.

Kann man denn davon leben? fragt das E-Book der Filmemacher Silvia Holzinger und Peter Haas. Sie haben ohne Filmförderung, Produzenten oder Studio einen Dokumentarfilm über Joseph Weizenbaum gedreht und versucht, ihren Lebensunterhalt damit zu bestreiten. Und das war hart, sagen die beiden.
Weizenbaum. Rebel at Work heißt der Film über den 2008 gestorbenen Computerpionier. Dreieinhalb Monate begleiteten die beiden Filmemacher Weizenbaum und porträtierten den Wissenschaftler, der vom Vorreiter der künstlichen Intelligenz zum streitbaren Technikkritiker wurde.
Künstlerisch hat sich ihre Arbeit gelohnt: Das Werk wurde 2007 mit dem Wolfgang von Kempelen Preis für Informatikgeschichte ausgezeichnet.
Die gesamte Finanzierung haben Haas und Holzinger selbst gestemmt - per Crowdfunding, über das Internet und, ganz traditionell, per Telefonakquise. Seit der Premiere Anfang 2007 sind sie immer wieder unterwegs und zeigen ihren Film - hauptsächlich in Universitäten, auf Filmfesten oder Kongressen. Inzwischen haben mehr als 4.500 Zuschauer den Dokumentarfilm gesehen. Über 16.000-mal wurde er auf DVD verkauft. Bilanz der Fleißarbeit: Rund 133.000 Euro kamen zusammen - bei 25.000 Euro Produktionskosten. Das reichte fünf Jahre zum Leben.
Über Geld reden ist uncool
Hart war das Geldauftreiben nicht zuletzt, weil keiner in der Kreativbranche gern über Geld spricht, wie Holzinger und Haas schreiben: "Wer Filme macht, wer von seiner Musik oder vom Schreiben leben möchte, kurz, wer von der eigenen Kunst- und Kulturarbeit leben möchte, erlebt oft, dass es total uncool ist, vom Geld zu reden. Es ist verpönt, fast so, als müsste man sich dafür schämen, etwas so Privates überhaupt angesprochen zu haben und wenn man es tut, dann steht man meistens allein damit."
Schwer hatten sie es auch, weil ihnen eine Anleitung fehlte, wie sich ein solches Projekt in Eigenregie stemmen lässt. Eine solche liefern sie nun mit ihrem E-Book, das Haas als "gutmütiges und launiges Handbuch der Best Practices für DIY-Nomaden, eine Art Schweizer Messerchen der Eigenvermarktung" bezeichnet. Konsequenterweise vertreiben die beiden es per Selbstvermarktung über ihre Website.
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