Raumfahrt: Chinesische Rakete nimmt deutsch-chinesisches Labor mit
Es ist die erste Raumfahrtkooperation der chinesischen Raumfahrtorganisation CMSE: Eine Langer-Marsch-Trägerrakete hat am Dienstag zusammen mit einem chinesischen Raumschiff ein deutsch-chinesisches Weltraumexperiment in die Erdumlaufbahn transportiert.

Am Dienstagmorgen um 5:58 Uhr Ortszeit (Montag 22:58 Uhr mitteleuropäischer Zeit) ist das chinesische Raumschiff Shenzhou VIII vom Raketenstartplatz Jiuquan in der Provinz Innere Mongolei aus gestartet. Knapp zehn Minuten, nachdem sie vom Startplatz Jiuquan in der Inneren Mongolei abgehoben war, um etwa 6:08 Uhr Ortszeit (Montag 23:08 Uhr mitteleuropäischer Zeit), erreichte die Trägerrakete vom Typ Langer Marsch CZ-2F ihre Erdumlaufbahn in etwa 200 Kilometer Höhe, teilte die chinesische Raumfahrtorganisation China Manned Space Engineering (CMSE) mit.
An Bord der Rakete ist neben dem chinesischen Raumschiff auch die Versuchsanlage Science in Microgravity Box (Simbox). Das deutsch-chinesische Gemeinschaftsprojekt ist die erste Kooperation der CSME mit einer anderen Nation auf dem Gebiet der Raumfahrt.
Zellen im Weltall
Die von Astrium gebaute Simbox ist eine Art Brutkasten für den Weltraum. Das gesamte Labor hat ein Fassungsvermögen von 37 Litern. In seinem Inneren befindet sich der Brutschrank, in dem 40 Kästen von der Größe von Zigarettenschachteln Platz haben. Sie enthalten unter anderem Pflanzen, Fadenwürmer, Bakterien und menschliche Krebszellen, die über zwei Wochen in den Weltraum fliegen. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie sich die Schwerelosigkeit und Strahlung im Weltraum auf die Organismen und die Krebszellen auswirken. Dadurch wollen sie Aufschluss darüber erhalten, wie sich beispielsweise die Schwerkraft auf biologische Prozesse auswirkt und wie sich das Immunsystem stärken lässt.
Die Simbox enthält 17 Experimente. Zehn davon werden von chinesischen, sechs von deutschen Wissenschaftlern durchgeführt. Hinzu kommt ein Gemeinschaftsexperiment der Universitäten in Erlangen und Wuhan. Es enthält ein Mini-Ökosystem mit Algen und Fischen. Darin wollen die Forscher Stoff- und Energieflüsse in einem geschlossenen System untersuchen. Ziel ist es, ein biologisches Lebenserhaltungssystem zu entwickeln, das bei künftigen Langzeitweltraummissionen Sauerstoff und Nahrung produzieren sowie Wasser aufbereiten soll.
Shenzhou und Tiangong
Das Raumschiff Shenzhou VIII (auf Deutsch etwa: Götterschiff) soll zwei Tage nach dem Start an die provisorische Raumstation Tiangong I (Himmelspalast) andocken. Dann starten auch die Experimente in der Simbox. Nach zwölf Tagen trennen sich Shenzhou und Tiangong wieder, führen danach aber noch ein Andockmanöver aus, wie CMSE-Sprecherin Wu Ping der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua erklärte.
Die gesamte Mission ist auf 17 Tage ausgelegt. Dann verlässt Shenzhou die Station Tiangong wieder und kehrt zur Erde zurück. Nach dem Wiedereintritt in die Atmosphäre landet das Raumschiff an einem Fallschirm auf der Erde. Anschließend wird die Simbox geborgen und zur Auswertung in die Hauptstadt Peking gebracht.
Besatzung für Tiangong
Tiangong ist eine Teststation. Sie wurde am 29. September 2011 ohne Besatzung in den Orbit geschossen. Zweck der ebenfalls unbemannten Mission von Shenzhou VIII ist, An- und Abkopplungsmanöver durchzuführen. Zwei weitere Missionen mit den Raumschiffen Shenzhou IX und Shenzhou X sind für das kommende Jahr geplant. Mit mindestens einem der beiden Shenzhous soll auch eine Besatzung zur Station fliegen.
China will bis zum Ende des Jahrzehnts eine eigene Raumstation in die Erdumlaufbahn bringen. Sie soll die Nachfolgerin der Internationalen Raumstation werden, die voraussichtlich im Jahr 2020 abgesenkt werden und in den Pazifik abstürzen soll.
Nachtrag von 1. November 2011, 9:35 Uhr
Der Artikel wurde um den geglückten Start angepasst.
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Klar, zum euro retten sind die Chinesen gut genug, nur nicht zum zusammenarbeiten. China...