Deutsche Kunden im Nachteil

Ein Grund für die höheren Preise ist die deutsche Preisbindung, die auch für elektronische Bücher gilt. Zudem wird für digitale Literatur die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent fällig - statt sieben Prozent für gedruckte Werke.

Während in den USA speziell Amazon mit seinem E-Book-Angebot das Preisniveau drastisch gesenkt hat, schrecken deutsche Verlage vor Preisschnitten zurück. Sie fürchten, dass E-Book-Rabatte auch auf die Preise gedruckter Bücher durchschlagen. Das Zaudern ist gefährlich. Im Netz finden Leser schon jetzt eine Flut raubkopierter Titel. Bei illegalen Plattformen wie etwa Pirate Bay können sie Tausende aktuelle Bestseller herunterladen. Allen Marktstrategen ist denn auch klar, dass die Preise weiter unter Druck geraten: "Um die schrumpfenden Margen werden sich heftige Verteilungskämpfe entspinnen", sagt KNV-Mann Thurmann.

Aber selbst wenn die Preise sinken, wird es für die Verlage schwer. Mit dem schrumpfenden Buchhandel fällt ihr wichtigster Marketingkanal weg. Denn im Gegensatz zur Musik- und Filmindustrie, die Neuerscheinungen mit millionenschweren Marketingbudgets herausbringen, haben sie sich bislang auf die Händler und deren Schaufenster verlassen. Die Branche sucht daher nach neuen Wegen zum Kunden: Vor wenigen Wochen erst ist das Portal aNobii gestartet, eine Seite im Wikipedia-Stil, auf der sich Leser gegenseitig Bücher empfehlen.

Weltweite Fangemeinde

Die allerdings empfehlen immer öfter auch Autoren abseits der traditionellen Verlagsprogramme. Amanda Hocking zum Beispiel. Die 27-Jährige hat 17 Romane geschrieben und sie als E-Book zu Preisen ab 99 US-Cent im Netz verkauft. Mit ihren Vampir- und Fantasy-Geschichten erschrieb sie sich abseits des traditionellen Verlagsgeschäfts nicht nur eine weltweite Fangemeinde, sondern verdiente damit auch zwei Millionen Dollar.

Getrieben vom Druck aus dem Netz denken die Unternehmen über neue Vertriebsformen nach: Die Verlage Holtzbrinck und Bertelsmann haben mit Skoobe eine App für iPhone und iPad entwickelt, über die Leser mehr als 4.000 deutschsprachige E-Books lesen können, darunter auch aktuelle Bestseller.

Kontrolle über großen Teil des Wissens

Zunächst ist Skoobe im Testbetrieb und kostenlos. Welches Geschäftsmodell daraus später werden kann, ist offenbar noch nicht entschieden. Doch der Ansatz ist vielversprechend: Mit einer Art Flatrate für Bücher hat das spanische Startup 24symbols bereits weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Deshalb arbeitet nun auch Amazon an einem solchen All-you-can-read-Modell. Laut Wall Street Journal verhandelt der Buchhändler darüber schon mit Verlagen.

Die schöne neue Bücherwelt aber hat auch ihre Schattenseiten. Künftig bieten Unternehmen wie Apple und Amazon nicht nur Inhalte an, sie kontrollieren mit ihren E-Readern auch den Zugang zu einem immer größeren Teil des Wissens. Dabei ist Amazon schon heute der mächtigste Spieler. Wie sich die Monopolisierung des Buchgeschäfts auswirkt, ist noch völlig offen.

Dafür zeigt die Digitalisierung des Lesens an unerwartet anderer Stelle Wirkung: So meldete der Economist jüngst, dass der Möbelriese Ikea seinen Regal-Klassiker Billy umgestalte. Die neue Möbelgeneration werde tiefer als die buchüblichen 28 Zentimeter, weil die Menschen künftig eher Urlaubsandenken, Nippes und Kunstbände ins Regal stellen. Krimis, Memoiren und Romane hingegen immer seltener. [Der Artikel erschien zuerst bei wiwo.de]

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 Tablets gegen E-Book-Reader
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samy 17. Okt 2011

Wie macht man den E-Reader am schnellsten kaputt? Man steckt in in die Gesäßtasche.Früher...

Peter Brülls 15. Okt 2011

Wozu der Aufwand? Ist doch viel bequemer, die entsprechenden Filme in Hollywood und Co...

Peter Brülls 15. Okt 2011

Das Internet kann nichts anzeigen. Es braucht immer irgendwelche Geräte, die die...

Thaodan 15. Okt 2011

/signed dieser Punkt:



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