Gedächtnis der Nation
ZDF und Stern bauen Archiv mit Zeitzeugenberichten auf
Geschichte wird lebendiger, wenn sie erzählt wird und nicht nur als Auflistung von Jahreszahlen daherkommt. Das Internetangebot Gedächtnis der Nation bietet eine Sammlung mit Zeitzeugenberichten zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert.

Gedächtnis der Nation (GdN) heißt ein neues Internetprojekt, das vom ZDF und der Zeitschrift Stern ins Leben gerufen worden ist. Ziel ist, ein Archiv für sogenannte Oral History, erzählte Geschichte, aufzubauen: Zeitzeugen erzählen in Videos, wie sie bestimmte einschneidende Ereignisse der deutschen Geschichte erlebt haben.
Die Videos sind nach drei Prinzipien geordnet: Der Nutzer kann auf einem Zeitstrahl nach bestimmten Ereignissen suchen, etwa der Maueröffnung 1989, dem Kniefall von Bundeskanzler Willi Brandt in Warschau 1970 oder der Hamburger Sturmflut im Jahr 1962. Daneben gibt es eine thematische Anordnung, in der sich derzeit nur drei Kategorien befinden: der Holocaust, die deutsche Teilung sowie die europäische Union. Als Drittes gibt es Interviews mit sogenannten Jahrhundertzeugen - Prominente wie Altbundeskanzler Helmut Schmidt, die Politikerin Hildegard Hamm-Brücher, die Wissenschaftlerin Margarete Mitscherlich oder Spiegel-Gründer Rudolf Augstein.
Interview im Jahrhundertbus
Die Videos werden vom Trägerverein Unsere Geschichte. Das Gedächtnis der Nation produziert. Dazu schickt er den Jahrhundertbus, ein rollendes Aufnahmestudio, durch die Lande. Wer etwas zu erzählen hat, kann sich dort interviewen lassen.
Nutzer können auch selbst Interviews mit Zeitzeugen, etwa mit Angehörigen, aufnehmen und diese auf den Youtube-Kanal des Angebotes hochladen. Auf der GdN-Seite gibt es eine Anleitung, in der Nutzer Tipps zur Handhabung der Technik und zur Interviewführung finden. Die Videos werden vor der Veröffentlichung geprüft.
Rechte abtreten
Problematisch ist jedoch die Rechtefrage. Die überträgt der Nutzer nämlich unentgeltlich sowie zeitlich, räumlich und inhaltlich unbeschränkt dem Betreiberverein. Der dürfe "das Material weltweit, beliebig oft, durch Rundfunk jeder Art senden (auch Livestreaming sowie Pay-Dienste, near video-on-demand und/oder sonstigen Verbreitungsarten und/oder Medien), vervielfältigen und verbreiten und audiovisuell - insbesondere multimedial - verwerten (zum Beispiel durch Videokassetten, CDI/CD-ROM, Audiokassetten, CD, CDV, DVD)", heißt es in den Nutzungsbedingungen.
Diese Einverständniserklärung legt nahe, dass nicht nur die Motivation bestand, ein Oral-History-Archiv anzulegen, sondern auch eine Sammlung mit Zeitzeugenberichten aufzubauen, aus dem sich die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte nach Belieben für ihre Geschichtsdokumentationen bedienen kann. Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte ist Guido Knopp, der auch zu den Initiatoren vom Gedächtnis der Nation gehört.
Diese Erklärung der Rechteabtretung ist auf der Seite übrigens gut versteckt in der Datenschutzerklärung. Der Link dazu findet sich im Fuß der Startseite. Bis er zu der Rechteabtretung kommt, muss der Nutzer noch reichlich scrollen.
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Also manchen kann man auch gar nichts Recht machen - ihr meckert vermutlich auch über...