Überwachung
Telecomix veröffentlicht Logfiles aus Syrien
Ein Onlinekollektiv hat nach eigenen Angaben Logfiles aus Syrien an sich gebracht und im Internet veröffentlicht. Daraus geht hervor, wie die Behörden des Landes den Internetverkehr überwachen und zensieren.

Das Kollektiv Telecomix hat Überwachungsdaten aus Syrien im Internet veröffentlicht. Dabei handele es sich um Logfiles aus syrischen Webproxies, die zwischen dem 22. Juli und dem 5. August 2011 aufgezeichnet wurden, erklärt Telecomix. Das Kollektiv machte keine Angaben dazu, wie es an die Daten gekommen ist.
Der staatliche Telekommunikationsanbieter Syrian Telecommunications Establishment (STE) habe ein Überwachungssystem aufgesetzt, das aus mindestens 15 Proxies vom Typ SG-9000 des US-Hardware-Herstellers Blue Coat bestehe. STE setze die Geräte ein, um "alle HTTP-Verbindungen im Land zu filtern und zu überwachen". Aus den Logfiles, deren Volumen 54 GByte beträgt, lasse sich ersehen, welche URL ein Nutzer aufgerufen und wie der Proxy darauf reagiert habe. Zum Schutz der Nutzer hat Telecomix die Daten anonymisiert.
Adressen und Begriffe
Gefiltert würden neben bestimmten Internetadressen auch bestimmte Begriffe. Diese sollen sich aus den Logfiles extrahieren lassen. Zwei davon seien bereits identifiziert: die Wörter "Israel" - Syrien liegt im Streit mit dem Nachbarn im Süden - sowie "Proxy". Offenbar wollen die Behörden verhindern, dass die Nutzer sich über Möglichkeiten informieren, das Zensur- und Überwachungssystem zu umgehen.
Angeregt von der Jasminrevolution in Tunesien, in Ägypten und in Libyen demonstrieren in Syrien die Bürger gegen das diktatorische Regime von Staatschef Baschar al-Assad. Bei den Protestaktionen, die im März 2011 begonnen haben, sollen laut UNO 2.700 Menschen getötet und rund 3.000 verhaftet worden sein.
Schutz des Internets und des Datenaustauschs
Telecomix bezeichnet sich selbst als "soziokybernetische telekommunistische Gruppe von internet- und datenliebenden Bots und Menschen". Ziel des Kollektivs sei, das Internet und den freien Datenaustausch zu schützen und zu verbessern.
2009 haben verschiedene US-Unternehmen, darunter Yahoo, Google und Microsoft, Forschungseinrichtungen und Menschenrechtsgruppen einen Kodex, die sogenannte Global Network Initiative, verabschiedet. Darin verpflichten sich die Unternehmen, bestimmte Richtlinien bei Geschäften mit autoritären Staaten einzuhalten. Dazu gehört, die Rede- und Meinungsfreiheit sowie den Schutz der Privatsphäre zu achten und die Behörden nicht dabei zu unterstützen, diese einzuschränken.
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