Die Rache der Aussteiger
Möglicherweise liegt es an der dritten Facette der Person Steve Jobs. Es ist die des charismatischen Wunderkindes, des hochintelligenten Querkopfes, der eine Vision hat und ihr alles unterordnet. Es ist das Bild, das vor allem in den vergangenen Jahren übermächtig wurde angesichts des enormen Erfolgs des Unternehmens, das er 1976 zusammen mit zwei Freunden gegründet hatte. Eines Unternehmens immerhin, das ihn neun Jahre später rausschmiss und in das er zurückkehrte, um allen zu beweisen, dass er es leiten konnte.
Es ist die Facette von Jobs, dem begnadeten Verkäufer, von Jobs, der die Menschen von seinen Produkten und von seinen Ideen begeistert wie kein anderer Unternehmenschef, von Jobs, dem Technik-Guru, dessen Perfektionismus seine Untergebenen fluchen, seine Kunden aber jubeln lässt. Diese Facette ist es, die so entscheidend für den Erfolg Apples ist.
Auch dazu gibt es Geschichten, viele. Eine handelt von seinem ersten Arbeitgeber Atari. 1974 bewarb er sich dort und wurde eingestellt, obwohl sein Auftreten selbst für das offene und fortschrittliche Silicon Valley als seltsam galt. In ihrem Buch Steve Jobs und die Erfolgsgeschichte von Apple zitieren Jeffrey Young und William Simon den ersten Atari-Ingenieur Allan Alcorn, der über das Einstellungsgespräch berichtete: "Er war praktisch in Lumpen gekleidet, in so Hippieklamotten. Ein achtzehnjähriger Studienabbrecher vom Reed College. Ich habe keine Ahnung mehr, warum ich ihn einstellte, ich weiß nur noch, dass er wild entschlossen war, den Job zu bekommen, und dass irgendein Funke spürbar war. Den Funken in diesem Mann konnte ich wirklich erkennen, diese innere Energie, den Willen, sein Ziel zu erreichen. Und außerdem hatte er eine Vision."
Um Geld ging es ihm dabei offensichtlich nicht. Ja, er ist sehr reich, aber er könnte noch sehr viel reicher sein. Er hat sich von Apple nie ein Gehalt auszahlen lassen und auf viele Aktienoptionen verzichtet, die ihm angeboten wurden.
Als Grund für seinen Rückzug von der Firmenspitze nannte Jobs lediglich, dass er seine Aufgabe nicht mehr erfüllen könne.
Legende sind dagegen die Berichte über seinen Perfektionismus, seine Versessenheit, jedes Detail so lange zu polieren und zu glätten, bis es seinen eigenen Ansprüchen genügt. Ein Beispiel beschreibt Vic Gundotra, Manager bei Google: Jobs habe ihn eines Sonntags angerufen, weil er unglücklich darüber gewesen sei, dass das Google-Logo auf dem iPhone nicht richtig angezeigt werde. "The second O in Google doesn't have the right yellow gradient. It's just wrong and I'm going to have Greg fix it tomorrow. Is that okay with you?" Sinngemäß: Das Gelb des zweiten O in Google habe nicht den richtigen Farbverlauf, ob er einen Mitarbeiter schicken könne, um das Problem zu beheben.
Wenn Gates und Zuckerberg tatsächlich die Symbole für die Rache der Nerds an der Gesellschaft sind, als die sie oft bezeichnet werden, dann ist Steve Jobs die Rache der Aussteiger und Querköpfe.
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Video: Steve Jobs Antrittsrede in Stanford 2005
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Und was für eine. Er hat mit dem Apple I, dem Apple II und dem Macintosh nicht nur die sogenannten Heimcomputer mitgegründet, sondern mit dem iPod die Musikindustrie revolutioniert, mit dem Film Toy Story digitalem Kino zum Durchbruch verholfen, mit dem iPhone und seinen Apps die Smartphones groß gemacht und mit dem iPad das Tablet zum Massenprodukt entwickelt. Vor allem aber hat er der Welt gezeigt, dass Computer sexy sein können und nicht nur hässliche Maschinen sind, die rechnen.
Das ist kein Nachruf, Steve Jobs ist nicht gestorben. Aber er hat mit seinem Amt bei Apple das aufgegeben, was er am meisten liebte: Technik besser zu machen. Es ließe sich problemlos behaupten, dass damit eine Ära endet, aber das wäre der Blick in das halbleere Glas. Jobs selbst sähe es sicher lieber, es als Beginn einer neuen Zeit zu betrachten. Wie er selbst bei einer Rede vor Studenten sagte: "Death is the single best invention of life. It clears out the old, to make way for the new." Der Tod, so sagte er 2005, nachdem er eine Krebsoperation überlebt hatte, sei die beste Erfindung des Lebens. Mache er doch Platz für das Neue. [Erschienen auf Zeit Online]
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Steve Jobs' Abschied: Wahnsinn mit Methode |
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Ehrlich, ich bin absoluter Microsoft Fan und würde mir nie was von Apple holen, aber ich...
Sorry, mein Fehler. Mitte 1985 ist korrekt; ich hatte den irgendwie mit den Amiga 500...
http://de.wikipedia.org/wiki/Godwin%E2%80%99s_law
schütten ein beliebiges Modell nach dem anderen auf dem Markt ein undurchschaubares...