Gill ärgert sein Team

Das ist auch den Profis von der USNA nicht immer gewogen. Die beiden Ultraschallsensoren zur Hinderniserkennung auf dem Bug von Gill The Boat sind von der Kaimauer an der Wakenitz verwirrt worden. Deshalb weigert sich Gill zunächst, den Kurs abzufahren und hält stattdessen auf die Mauer zu. Eine kleinere Korrektur bringt es auf den rechten Kurs zurück. "Diese Geräte haben die Angewohnheit, Wege zu finden, um einen zu ärgern", resümiert Matthew Harmon, Mitglied des Teams, das eigens für die WRSC aus Annapolis im US-Bundesstaat Maryland angereist ist.

Wie das österreichische Roboat hat auch Gill The Boat die gesamte Datenverarbeitung an Bord. Dazu verfügt der Segelroboter über einen Rabbit-3000-Mikroprozessor. Der bekommt Daten von einem GPS, einem Kompass und einem Windsensor, der auf der Mastspitze sitzt, und errechnet aus diesen Daten die richtige Segelstellung, um einen bestimmten Punkt zu erreichen. So weit unterscheidet sich Gill The Boat nicht von den anderen Regattateilnehmern.

Anders als die Micro-Magic-Boote ist Gill aber eine Eigenkonstruktion. Das USNA-Team bestehe zum Teil aus angehenden Systemtechnikern, die sich um die Digitaltechnik kümmerten, zum anderen aus Schiffsbaustudenten, erzählt Harmon, der selbst angehender Schiffsbauer ist. Dadurch habe das Team mehr Spielraum, etwa beim Bau des Kiels und der Kielbombe oder bei der Besegelung. So kann das US-Team die Segel des Bootes austauschen und je nach Windbedingungen die besten Segel setzen. Das mache das Boot zum schnellsten im Starterfeld.

Navigation auf See und im OP

Schlaefer selbst ist zwar Segler. Sein Fachgebiet ist aber die Medizinrobotik. Eine direkte Verbindung zum Segeln gebe es auf den ersten Blick nicht, gibt er zu. Eine Gemeinsamkeit gebe es dennoch: Beim Segeln müsse der Roboter wissen, wo er selbst sich gerade befindet und wo es Hindernisse gibt, die vermieden werden müssen. "Wenn man einen Patienten behandelt, zum Beispiel von außen bei einem minimalinvasiven Eingriff, möchte man die Instrumente möglichst genau dorthin bringen, wo ein Tumor sitzt", erklärt Schlaefer. "In diesem Zusammenhang spricht man auch von medizinischer Navigation."

Auch wenn andere Methoden zur Positionsbestimmung genutzt werden - in der Medizin wird mit magnetischen oder optischen Systemen gearbeitet -, ähnele sich doch die Fragestellung. "Aber natürlich ist es für unsere Studenten im Moment noch viel spannender, mit kleinen Robotersegelbooten zu spielen."

Am Ende belegt das Team aus Lübeck den ersten Platz in der Micro-Magic-Klasse. Selbst in der Gesamtwertung über alle Klassen erreicht das kleine Boot mit nur einem Punkt Rückstand auf die siegreichen Österreicher den zweiten Platz. Selber segeln sind die Lübecker Studenten aber nicht gegangen. "In der Theorie können wir segeln", sagt Stahl und lacht.

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 Navigation, Hinderniserkennung, Ausdauer
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