X11-Nachfolger

Plasma mit Wayland steht noch am Anfang

Wayland ist vielversprechend, aber noch längst nicht reif für den Einsatz mit Desktops, sagt KDE-Entwickler Martin Gräßlin. Nur eine schrittweise Migration sei sinnvoll. Er rechnet erst Mitte 2012 mit einer funktionierenden Vorabversion.

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Martin Gräßlin sprach mit Golem.de über Wayland und Plasma.
Martin Gräßlin sprach mit Golem.de über Wayland und Plasma. (Bild: Golem.de/Christian Schmidt-David)

Der Umstieg auf Wayland ist sinnvoll, sagt KDE-Entwickler Martin Gräßlin im Interview mit Golem.de auf dem Desktop Summit 2011 in Berlin. Wayland beinhalte das erste Konzept seit langem, das die bisher weit verbreitete grafische Oberfläche X11 ersetzen könne. Gräßlin nahm das zuletzt viel kritisierte X11 auch in Schutz: Ihm seien nur wenige Open-Source-Projekte bekannt, die so lange benutzbar gewesen und gepflegt worden seien. Wayland löse aber eines der größten Probleme von X11: das Compositing. Wayland integriert den Compositing-Manager, so dass der Umweg über externe Compositors überflüssig wird.

Eigentlich müsste der Compositing-Manager selbst auf Tastatur- und Mauseingaben reagieren (Input Redirection) und sie den jeweiligen Fenstern zuordnen. Bislang verarbeitet der Xserver solche Eingaben ebenso wie die Anordnung der Fenster (Stacking). Speziell bei Toucheingaben führt dies zu unnötigen Verzögerungen.

Unentdecktes Wayland

Wayland sei aber noch weitgehend ungetestet. Es fehle schlichtweg die Möglichkeit, den grafischen Server auch zu testen, denn außer Qt gebe es wenige Toolkits, die mit dem Display-Server verwendet werden könnten. Qt 4.8 soll Wayland unterstützen und im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2011 erscheinen.

Zusätzlich fehlen Wayland laut Gräßlin noch vernünftige Schnittstellen zu den OpenGL-Fähigkeiten von Grafikkarten. Gegenwärtig unterstützt Wayland mit OpenGL ES 2.0 nur eine Teilmenge von OpenGL, wenn auch eine wichtige. Überlegungen, die GLX-Bibliothek zu verwenden, wurden wieder verworfen, denn damit entstünde wieder eine Abhängigkeit zu X11.

Fehlende Treiberfunktionen

Erst die vor wenigen Tagen erschienene Mesa-Bibliothek 7.11 bringe die notwendigen Voraussetzungen für den vernünftigen Einsatz von Wayland mit, erläutert Gräßlin. Zudem fehlten dem Nouveau-Treiber noch zahlreiche Funktionen und der proprietäre Treiber von Nvidia könne nicht mit Wayland verwendet werden.

Auch angepasste Software fehlt derzeit weitgehend. Gräßlin geht davon aus, dass auch in Zukunft nicht alle Programme mit Wayland funktionieren werden. Deshalb lautet Gräßlins Credo: "Don't break the desktop!" Es sei viel zu früh, um Wayland als vollständigen Ersatz für X11 auf dem Desktop einzubinden.

Schrittweise Migration

Stattdessen plant das KDE-Team eine schrittweise Migration von X11 auf Wayland, die in drei Phasen erfolgen soll: Zunächst sollen Wayland-Clients mit X11 verwendet werden können. Danach soll Wayland selbst seine eigenen Clients vollständig unterstützen. Schließlich soll im Zuge der Umstellungen X11 nur noch als Client mit dem Wayland-Server laufen. Intel und weitere Unternehmen forcieren gegenwärtig eine ähnliche Entwicklung von Wayland, etwa für den Einsatz in Meego.

Seine Pläne für die Implementierung von Wayland in den Plasma-Desktop werden sich zunächst auf Plasma Active für mobile Geräte begrenzen, wie Gräßlin erläuterte. Denn auf der mobilen Plattform ist der Verlust vieler X11-Funktionen zu verschmerzen. Im Sommer 2012 soll die Benutzeroberfläche ohne X11 verwendbar sein.

Eine parallel entwickelte Veröffentlichung im viertel Quartal 2012 soll Entwicklern zunächst die Möglichkeit bieten, ihre Benutzeroberflächen und Anwendungen mit Wayland zu testen.

Wayland werde X11 auf dem Desktop in absehbarer Zeit nicht ersetzen können, sagte Gräßlin.

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