Radioastron
Roskosmos schießt Radioteleskop ins All
Ein neues Weltraumteleskop soll zusammen mit mehreren Radioteleskopen auf der Erde zu einem riesigen virtuellen Radioteleskop zusammengeschaltet werden. Dessen Durchmesser beträgt das Mehrfache des Erddurchmessers.

Die russische Weltraumbehörde Roskosmos hat am Montag das Weltraumteleskop Radioastron vom Kosmodrom im kasachischen Baikonur ins All geschossen, berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti. Eine Trägerrakete vom Typ Zenit-2SB brachte das Teleskop in seine elliptische Umlaufbahn, die zwischen 10.000 und 300.000 Kilometer von der Erde entfernt sein wird.
27 Elemente
Das Radioteleskop hat einen Durchmesser von 10 Metern. Es ist aus 27 Elementen aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff zusammengesetzt, die im Orbit entfaltet werden. Radioastron kann Punkte unterscheiden, die durch einen Winkel von 7 Mikrobogensekunden getrennt sind. Das entspricht der 10.000fachen Auflösung des Weltraumteleskops Hubble.
Radioastron soll Signale von anderen Galaxien auffangen, darunter Messier 87, in deren Zentrum sich ein riesiges schwarzes Loch befindet. Davon erhoffen sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die schwarzen Löcher. Außerdem soll es Radiowellen von Pulsaren sowie von Wassermasern einfangen. Wassermaser sind Wolken von Wassermolekülen in der Scheibe einer Galaxis, die Mikrowellenquellen aussenden.
30facher Erddurchmesser
Die Beobachtungen wird Radioastron jedoch nicht allein durchführen: Mit Hilfe einer bestimmten Technik, der Interferometrie, wird das russische Weltraumteleskop mit weiteren Radioteleskopen auf der Erde zusammengeschaltet. So entsteht ein virtuelles Radioteleskop, das 30-mal so groß ist wie der Durchmesser der Erde. Zu dem Verbund werden unter anderem die beiden 100 Meter großen Radioteleskope im nordrhein-westfälischen Effelsberg und in Green Bank im US-Bundesstaat West Virginia sowie das 305 Meter große Radioteleskop von Arecibo auf der Karibikinsel Puerto Rico gehören.
Der Plan für das Radioteleskop entstand schon in der Sowjetunion. Die Fertigstellung wurde jedoch durch die politische Entwicklung nach dem Ende der Sowjetunion lange verzögert. 20 Jahre lang hieß es, Radioastron sei in fünf Jahren fertig, sagte Ken Kellermann vom National Radio Astronomy Observatory in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia dem englischen Wissenschaftsmagazin New Scientist.
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