Blackberry: RIM verteidigt sich gegen schlechte Playbook-Kritiken

In den ersten Tests in den USA ist Research In Motions (RIM) Tablet-Einstieg unter dem Namen Playbook nicht gut weggekommen. Grundtenor der meisten Tests: Das Tablet wurde zu früh auf den Markt gebracht. Es fehlen Anwendungen wie der E-Mail-Client oder die Möglichkeit, sich mit Mobilfunknetzen direkt zu verbinden. In einem Videointerview mit Bloomberg verteidigt Jim Balsillie das Playbook(öffnet im neuen Fenster) . Balsillie ist einer der beiden Chefs des Konzerns(öffnet im neuen Fenster) .

Er stellt vor allem die Vorteile des Playbooks gegenüber dem iPad 2 heraus: die Möglichkeit, Flashinhalte abzuspielen, die Portabilität durch den kleineren 7-Zoll-Formfaktor und - für Unternehmen wichtig - die Anbindung an andere Blackberry-Geräte sowie das Design des Geräts aus Sicherheitsaspekten. Zudem verspricht Balsillie eine 3G-Version des Tablets für Sommer 2011. Neue Funktionen sollen ebenfalls kommen. Dazu gehört der fehlende E-Mail-Client. Balsillie verweist auf die Möglichkeit, per Webmail seine schriftliche Korrespondenz zu verwalten. Außerdem kann das Playbook mit Blackberry-Smartphones verbunden werden; eine sichere Erweiterung der Blackberry-Geräte, ohne zusätzliche Kosten, wie er mehrfach im Interview betont.
Playbook wirkt unfertig
Diese positive Einschätzung teilen die ersten Tester des Geräts nicht. Engadget bemängelt in seinem Text(öffnet im neuen Fenster) die unfertig wirkende Software. Das zeigte sich auch an drei Softwareversionen, die Engadget im Laufe des Testzeitraums durchmachte. Das Betriebssystem ist trotzdem nicht nur schnell, sondern auch intuitiv zu bedienen. Der ansonsten auch mit Flashinhalten sehr schnelle Browser stürzte Engadget allerdings mit der dritten Softwareversion des Playbooks häufiger ab. Gelobt wird zudem die Möglichkeit, typische Office-Formate auf dem Tablet anzuschauen und zu bearbeiten. Schlecht finden die Tester auch die Position der Hardwaretasten auf der langen Seite des Tablets. In typischen Haltepositionen kommt der Anwender nicht besonders gut an die Tasten heran. Mit rund sieben Stunden Akkulaufzeit liegt das Tablet im oberen Bereich der 7-Zoll-Klasse. 10-Zoll-Tablets liefen beim Engadget-Test teils deutlich länger.
Insgesamt zeigen sich die Engadget-Tester einerseits besorgt, aber andererseits erfreut. Besorgt, weil es offenbar nötig ist, ständig Updates zu veröffentlichen, erfreut, weil das immerhin zeigt, dass RIM an dem Tablet arbeitet. Es ist daher nicht abzuschätzen, wie das Gerät im Laden aussehen wird, da alle paar Tage ein neues Softwareupdate kam.
Gute Oberfläche, wenig Anwendungen
Die gut wirkende und flüssige Oberflächendarstellung hebt auch Gizmodo in seinem Test hervor(öffnet im neuen Fenster) . Das Fehlen von E-Mail-Client, Kalender und Kontakten findet Gizmodo nicht besonders gut. Es ist zwar möglich, durch die Verbindung mit einem Blackberry-Smartphone an diese Daten zu kommen, allerdings wird ein Szenario ganz besonders gefürchtet: Der Smartphone-Akku ist leer und der Anwender steht unterwegs mit einem nur bedingt brauchbaren Tablet herum und hat keinen Zugriff auf seine Kontaktdaten.
Probleme sieht Gizmodo zudem bei den Apps von Drittanbietern. Es gibt zwar viele Wege, Anwendungen auf das Blackberry zu bekommen, derzeit gibt es aber nur wenige gute Anwendungen. Allerdings startet die Plattform auch gerade erst. RIM nutzt zudem den Browser, um fehlende Anwendungen auszugleichen. Facebook und Twitter sind beispielsweise nur Links auf die entsprechenden Webseiten. Die Android-Kompatibilität ist zudem ebenfalls noch nicht fertig. Immerhin: Gizmodo schätzt die Betaversion des Playbooks teils besser ein als Motorolas Android-3.0-Tablet Xoom und kommt sogar zu dem Schluss, dass es das beste 7-Zoll-Tablet sei. Vom Kauf wird dennoch vorerst abgeraten. Die Basis sei zwar grundsolide, aber es fehlten noch wichtige Funktionen.






Auch Walt Mossberg vom Wall Street Journal(öffnet im neuen Fenster) sieht fehlende Grundanwendungen als ein Problem. Zudem sind die Blackberry-OS-Anwendungen inkompatibel mit dem Playbook. Für ihn ist das Playbook damit nur für Besitzer eines Blackberry-Smartphones geeignet, nicht aber für den allgemeinen Tablet-Interessierten. Er rät vorerst Anwendern vom Kauf ab, die nicht ständig ihr Smartphone mitnehmen. Mossberg sagt ebenfalls, er habe das Gefühl, dass RIM das Tablet übereilt auf den Markt gebracht habe. Erst wenn das Playbook unabhängiger arbeiten könne, sei es zu empfehlen. Trotzdem sei auch er der Meinung, dass das Betriebssystem sehr gut laufe und das Surfen auf Webseiten mit Flashinhalten besser funktioniere als mit Android-3.0-Tablets.
"There's no App for that"
David Pogue von der New York Times schließt sich dem Urteil an(öffnet im neuen Fenster) . Das Betriebssystem hinterlässt ihm zufolge einen guten Eindruck. Blackberry hat mit dem QNX-Betriebssystem eine gelungene Kombination aus iOS- und WebOS-Funktionen produziert. An den fehlenden Grundanwendungen für E-Mail, Kontakte und Terminplanung stört sich Pogue aber auch und die Blackberry-Bridge zum Ausgleichen dieser Mankos ist noch Beta. Das Motto fürs Playbook lautet laut Pogue dementsprechend erst einmal "There's no app for that" (Da gibt's keine Anwendung für) in Anspielung auf Apples Werbespruch für iOS-Geräte, die keine Probleme mit fehlenden Anwendungen haben. Es sollen zwar 3.000 Anwendungen kommen, die konnte sich Pogue allerdings noch nicht anschauen.
Pogue gefällt die Qualität der Hardware und die Möglichkeit, Musik drahtlos auf das Playbook zu transferieren. Das geht sogar, wenn das Playbook schläft. Trotzdem rät auch er vom Kauf ab.
Das Blackberry Playbook soll am morgigen 19. April 2011 für etwa 500 bis 700 US-Dollar in den USA verfügbar sein. Innerhalb des zweiten Quartals soll auch ein Europastart folgen, vermutlich im Juni 2011.



