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Best of Blogs: Das beste Blog ist ein tunesisches Mädchen

Von den arabischen Revolutionen bis zur Korruptionsbekämpfung in Russland: Die Jury der Best of Blogs Awards hat vor allem politische Blogs ausgezeichnet.
/ Christian Klaß
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A tunesian girl(öffnet im neuen Fenster) (ein tunesisches Mädchen) ist das beste Blog der Welt. Das hat eine Jury mit zwölf Mitgliedern aus der internationalen Netzszene entschieden, die die sogenannten BOBs, die Blog-Awards der Deutschen Welle(öffnet im neuen Fenster) (DW), zu vergeben hatte.

Zu einer gefährlichen Zeit, als sich die tunesische Bevölkerung im vergangenen Dezember und Januar gegen Unterdrückung und Zensur zur Wehr setzte und dabei ihr Leben riskierte, reiste die tunesische Bloggerin Lina Ben Mhenni, die A tunesian girl betreibt, nach Sidi Bouzid und Kasserine. Von dort berichtete sie über Aufstände und Missstände. Lange war das Blog der 27-jährigen Universitätsdozentin offiziell verboten und konnte nur unter Umgehung staatlicher Zensurmaßnahmen gelesen werden.

Die Auszeichnung der mutigen Tunesierin spiegelt die wachsende internationale Bedeutung von Blogs wider. "Die Reaktionen auf den diesjährigen Wettbewerb zeigen, wie intensiv sich Blogger gerade in Ländern mit eingeschränkter Medien- und Meinungsfreiheit mit dem Thema Menschenrechte befassen" , sagte DW-Programmdirektor Christian Gramsch. "Trotz eines mitunter hohen persönlichen Risikos nehmen sie unerschrocken ihr Grundrecht wahr, anderen ihre Perspektive mitzuteilen - auf kleine Begebenheiten des Alltags ebenso wie auf große politische Ereignisse."

Heute schreibt Ben Mhenni über die politische Entwicklung der Region(öffnet im neuen Fenster) , befasst sich mit Themen wie Diskriminierung und Zensur und verteidigt selbstbewusst ihre Rolle als Bloggerin. Neuerdings moderiert sie die Kommentare zu ihrem Blog und erklärt das so(öffnet im neuen Fenster) : "Ich selbst habe Beleidigungen und Diffamierung ertragen, aber ich kann es nicht hinnehmen, wenn man meinen Namen benutzt, um andere Leute zu beleidigen. Ich habe nie ein Pseudonym verwendet. Ich habe keine falschen Profile angelegt. Ich habe immer zu dem gestanden, was ich getan und gesagt habe und habe dafür immer meinen wahren Namen verwendet."

Grund zum Verstecken haben hingegen russische Behördenmitarbeiter und Beamte, die sich bei der Vergabe öffentlicher Aufträge unrechtmäßig bereichern. Solche zweifelhaften Ausschreibungen zu entdecken und im Netz gemeinsam auseinanderzunehmen, hat sich das Blog Rospil(öffnet im neuen Fenster) vorgenommen. Dafür bekam es die Auszeichnung als Best Use of Technology for Social Good.

Ebenso politisch versteht sich die Facebook-Seite We are Khaled Said(öffnet im neuen Fenster) , die mehr als hunderttausend Fans hat. Der Ägypter Said kam im Sommer vergangenen Jahres durch Polizeigewalt um, die Seite wurde(öffnet im neuen Fenster) im Netz zu einem wichtigen, digitalen Anlaufpunkt während der Proteste auf dem Tahrir-Platz im Januar 2011. "Die Seite hat dazu beigetragen, dass die Menschen in Ägypten entschieden für nachhaltige politische Veränderungen in ihrem Land eintreten" , schreibt die Jury, und vergab dafür den neu geschaffenen Preis in der Kategorie Best Social Activism.

Gegen Gewalt und für Fußball

Mit dem Reporter ohne Grenzen Award für ihr Blog Ciudad Juárez, en la sombra del narcotráfrico(öffnet im neuen Fenster) (Juárez im Schatten des Drogenhandels) ist die spanische Journalistin Judith Torrea ausgezeichnet worden. Auch sie versteckte sich nicht hinter einem Pseudonym bei ihren Recherchen in der mexikanischen Stadt, die aufgrund der jährlichen Mordstatistik als eine der gefährlichsten der Welt gilt.

Der ganz in Grün gehaltene Youtube-Stream Stands with Fist(öffnet im neuen Fenster) eines anonymen, iranischen Künstlers stellt Filmaufnahmen zusammen, die einen sehr guten Einblick in die aktuelle iranische Gesellschaft erlauben. Es zeigt politische Protestbewegungen im Untergrund ebenso wie das brutale Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten. Dafür gab es den Preis als Bester Videokanal.

Menschen aus der ganzen Welt hatten in diesem Jahr rund 2.100 Vorschläge für die Preise eingereicht, die in elf Sprach- und sechs Fachkategorien vergeben werden. Zur Jury zählten in diesem Jahr unter anderem der chinesische Blogger Isaac Mao und die Journalistin und Bloggerin Amira Al Husseini aus Bahrain.

Die Wahlergebnisse(öffnet im neuen Fenster) der Internetnutzer standen schon vor der Juryentscheidung fest: Sie hatten 90.000-mal für einen ihrer Favoriten gestimmt. Die meisten Stimmen als deutscher Blog bekam Textilvergehen(öffnet im neuen Fenster) . Auf dieser Seite geben sich Stefanie Lamm und Sebastian Fiebrig als Fans des 1. FC Union Berlin zu erkennen und verfassen Einträge zum Thema Fußball. [von Tina Klopp / Zeit Online(öffnet im neuen Fenster) ]


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