Die Jugend beuge sich nicht den Zensoren, heißt es in tunesischen Blogs

Auch die jungen Tunesier erhoffen sich, mit Hilfe des Internets internationale Aufmerksamkeit zu erreichen. Unter dem Hashtag #sidibouzid, in Anlehnung an die Stadt, in der sich der Student Mohamed Bouazizi am 18. Dezember selbst in Brand gesteckt hatte, hat sich auf Twitter eine Widerstandsbewegung formiert, auch wenn sie für tunesische Nutzer nur von kurzer Dauer war: Die entsprechenden Twitter-Seiten sind dort wieder blockiert.

Es scheint jedoch, als hätte Ben Alis Zensurpolitik neues Protestpotenzial mobilisiert. So hat sich die Hackergruppe Anonymous inzwischen das Ziel gesetzt, die Websites tunesischer Behörden zu attackieren. Operation Tunisia lautet der Titel der Aktion. Auch in Tunesien selbst führt die zunehmende Zensur dazu, dass der Widerstand wächst. "Die Jugend verweigert die Vormundschaft der Zensoren, und nutzt das Web 2.0, um sich zu emanzipieren", schreibt der tunesische Blogger Anis Ibn Baddouda auf seiner Seite.

Und doch zeigt das Beispiel Tunesiens, dass die sogenannte Twitter-Revolution nicht nur Vorteile hat: Soziale Netzwerke können zwar eine direkte und unbefangene Berichterstattung ermöglichen. Sie können aber auch Kontrollen und Strafverfolgung erleichtern. Der Autor und Netzaktivist Evgeni Morozov warnt seit einiger Zeit davor, dass auch Geheimdienste Netzwerke wie Facebook nutzen könnten, um Dissidenten und Regimekritiker zu verfolgen. Gerade wenn sich Behörden unlauteren Methoden wie der heimlichen Aufzeichnung von Passwörtern bedienen, sind die Nutzer im Netz längst nicht so sicher wie geglaubt. Das Problem hatten auch die Demonstranten im Iran.

Die tunesische ATI verstärkt gerade ihre Maßnahmen: Abschreckung lautet das Stichwort. So meldete die Organisation Reporter ohne Grenzen am Dienstag, dass der Journalist Nissar Ben Hassen verhaftet wurde, nachdem er ein Video von gewaltsamen Ausschreitungen in der Stadt Chebba auf Facebook veröffentlicht hatte.

Um diese Entwicklung zu unterbinden, sind die Anbieter der betroffenen Onlinedienste in der Pflicht. Das fordert die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF). Facebook, Google und Yahoo müssten die Privatsphäre ihrer Nutzer zusätzlich sichern, heißt es - gerade in Situationen wie in Tunesien, in denen die Datensicherheit durch staatliche Eingriffe gefährdet ist. Die EFF warnte in ihrem Aufruf auch die Nutzer, ungesicherte Verbindungen zu verwenden.

Die Journalistenorganisation CPJ appelliert in einem offenen Brief an die tunesische Regierung, die Zensur aufzuheben. Nur so könne die Meinungsfreiheit, die Präsident Ben Ali der internationalen Öffentlichkeit so gern verspricht, auch gewährleistet werden. Im Moment scheint Tunesien davon weiter entfernt zu sein denn je. [von Kai Biermann/Zeit Online]

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 Twitter-Revolution: Tunesien zensiert das Netz
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SFNr1 15. Jan 2011

das dürfte der gleiche gender-mainstream-schmarrn sein wie bei "studierenden" da man ja...

jm2c 14. Jan 2011

Ich finde nicht, dass 'Piratenpartei' spaßiger ist als 'Grüne' oder 'Alternative Liste...

Sonster 14. Jan 2011

@Nudel Lern erst einmal, was Rechtschreibung bedeutet, bevor du andere bevormundest. Und...

LockerBleiben 14. Jan 2011

Die eklatanten Mängel an der dortigen Demokratie interessieren unsere Politiker...



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