Piratenpartei

Liquidfeedback-Entwickler geben auf (Update)

Die Entwickler der Open-Source-Software Liquidfeedback geben auf. Bei der Umsetzung auf Bundesebene des Diskussions- und Abstimmungssystems, mit dem die Piratenpartei ihre Mitglieder in Entscheidungen einbeziehen will, gab es Streit.

Artikel veröffentlicht am ,

Die Entwickler der Open-Source-Software Liquidfeedback, Jan Behrens, Andreas Nitsche und Björn Swierczek, wollen ihre Software künftig nur noch außerhalb der Piratenpartei vorantreiben. Sie teilten in einem offenen Brief mit, sie blieben aus politischen Gründen aber weiterhin Mitglieder der Piratenpartei.

Liquidfeedback ermöglicht es, Vorschläge zu diskutieren, auszuarbeiten und abzustimmen. Dies geschieht in einer flexiblen Mischform aus direkter und repräsentativer Demokratie. Jedes Parteimitglied kann eine Idee einbringen und um die Zustimmung anderer werben. Es erfährt zudem, durch welche Änderungen seine Idee weitere Unterstützer gewinnen oder verlieren würde. So sollen alle, die an einer Diskussion teilnehmen, die Vorschläge beeinflussen.

"Leider wurden uns bei unseren Bemühungen, Liquidfeedback auf Bundesebene der Piratenpartei voranzutreiben, erhebliche Steine in den Weg gelegt. Auch wenn sich eine Mehrheit des Bundesparteitags in Bingen für eine Einführung eines Liquidfeedback-Systems aussprach, so zermürbte uns ein Teil der Gegner eines solchen Systems auf eine Art und Weise, über die wir damals noch nicht zu reflektieren vermochten", heißt es in dem offenen Brief.

Die drei Entwickler werfen dem Bundesvorstand der Piratenpartei vor, das System nicht auf angemessene Weise installiert zu haben. Es gebe weder eine ordentliche Akkreditierung der Parteimitglieder, noch würden ausgetretene Mitglieder zeitnah gesperrt. Stein des Anstoßes ist die Frage, ob und wie das System anonym genutzt werden kann: "Die vielfältigen Forderungen einer möglichst anonymen Beteiligungsmöglichkeit an der installierten Liquidfeedback-Plattform führten zu einer derartigen Verkomplizierung der Prozesse, dass in der Praxis niemand eine Übersicht darüber hat, hinter welchen Accounts tatsächlich ein stimmberechtigtes Mitglied steht", so die Entwickler.

Die Wünsche nach einer möglichst anonymen Beteiligung an der Parteiarbeit seien zwar verständlich, es sei aber mit der Notwendigkeit politischer Transparenz unvereinbar, "den Parteimitgliedern, die sich lediglich anonym beteiligen wollen, de facto ein Mitentscheidungsrecht einzuräumen", schreiben Behrens, Nitsche und Swierczek in ihrem offenen Brief.

Letztendlich kündigen die drei an, ihr Engagement bei der Einführung von Liquidfeedback bei der Piratenpartei einzustellen: "Die Nutzung von Liquidfeedback steht der Piratenpartei und anderen Parteien weiterhin als Angebot offen. Angenommen und ordnungsgemäß umgesetzt werden muss dieses Angebot jedoch zukünftig von euch, denn wir haben keine Kraft mehr."

Nachtrag vom 5. Januar 2011, 19:33 Uhr

Christopher Lauer, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Deutschland und für die Einführung von Liquidfeedback verantwortlich, betonte im Gespräch mit Golem.de, das System sei seit August 2010 stabil im Betrieb und soll auch weiterhin genutzt werden. Es gebe kein Zerwürfnis mit den Entwicklern. Lauer begrüßte, dass die Entwickler Liquidfeedback künftig gleichermaßen auch anderen Parteien und Organisationen anbieten wollen.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Edoe 06. Feb 2012

Dass die Autoren sich nun zurückziehen, ist nicht Ausdruck von Enttäuschung o.ä., sondern...

hoxkgxoxitx 08. Jan 2011

Wer Sarkasmus findet, kann ihn behalten. Als eine Delegierte einer anderen Partei...

nerdinerd 06. Jan 2011

ja, ja, die nerdigen nerds. ein nerd versteht den anderen nerd nicht.

etz_B 06. Jan 2011

Um Legendenbildung vorzubeugen: LqFb ist in der Piratenpartei nicht allein zur...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Lego-kompatibel
Klemmbaustein mit Display zeigt künstlichen Horizont

Der kleine, Lego-kompatible Klemmbaustein hat ein kleines Display eingebaut, auf dem ein funktionierender künstlicher Horizont läuft.

Lego-kompatibel: Klemmbaustein mit Display zeigt künstlichen Horizont
Artikel
  1. E-Fuels: Kommt die elektronische Betankungsüberwachung?
    E-Fuels
    Kommt die elektronische Betankungsüberwachung?

    Offenbar will die EU-Kommission der FDP in Sachen E-Fuels entgegenkommen. Künftig könnten Autos bei falsch getanktem Sprit stehenbleiben.

  2. Offener Brief an Sundar Pichai: Alphabet-Angestellte bitten ihren Chef, nichts Böses zu tun
    Offener Brief an Sundar Pichai
    Alphabet-Angestellte bitten ihren Chef, nichts Böses zu tun

    "Don't Be Evil" war lange das Motto von Google. Mit diesen Worten endet auch ein offener Brief von Angestellten an ihren CEO Sundar Pichai.

  3. Gegen Handelsblockade: Neue Freiheit für Chinas Halbleiterbranche
    Gegen Handelsblockade
    Neue Freiheit für Chinas Halbleiterbranche

    China fehlt der Chip-Nachschub aus Taiwan, mit mehr Freiheit für heimische Hersteller will die Regierung gegensteuern. Ein Manager hat seine Freiheit aber offenbar verloren.
    Eine Analyse von Johannes Hiltscher

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Resident Evil 4 Remake 569€ • LG OLED TV -57% • WD SSD 2TB (PS5) 167,90€ • MindStar: Ryzen 9 7900X3D 625€ • Amazon Coupon-Party • Gainward RTX 3090 1.206€ • Samsung ext. SSD 2TB 159,90€ • Neue RAM-Tiefstpreise • Bosch Professional [Werbung]
    •  /