Open Source 2010
Rosenkriege und Scheidungen
Die Angst um Unix-Patente, der Streit zwischen Google und den Kernel-Entwicklern um Android, der Verkauf und der Zwist zwischen Oracle und fast sämtlichen Open-Source-Projekten unter seiner Ägide hat die Open-Source-Gemeinde im Jahr 2010 beschäftigt. Ein Ende der Konflikte ist nicht in Sicht.
Die Übernahme von Sun durch Oracle hat 2010 die höchsten Wellen geschlagen, doch auch andere große Unternehmen aus der Open-Source-Welt machten Schlagzeilen: Novell etwa, das sich mitsamt seinen Suse-Produkten selbst verkaufte, oder Canonical, das den eigenen Unity-Desktop gegenüber dem verwendeten Gnome-Desktop und dem Grafikserver Wayland neben X.org etablieren will.
- Open Source 2010: Rosenkriege und Scheidungen
- Novell verkauft sich selbst
- Monster Oracle
- Libreoffice versus Openoffice.org
- Spannend geht's weiter mit...
Google und die Entwickler des Linux-Kernels gerieten aneinander, nachdem Google es versäumt hatte, den Code aus seinem Android-Kernel so anzupassen, dass er in den offiziellen Zweig des Linux-Kernels zurückwandern konnte. Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman warf den Code raus, weil "sich niemand mehr darum kümmerte." Der Code enthalte unter anderem ein "bizarres Sicherheitsframework" und eine "völlig andere Infrastruktur des Framebuffer-Treibers", sagte er.
Fork als Drohmittel
Googles Open-Source-Sprecher Chris DiBona konterte: "Niemand will den Android-Code im Mainline-Kernel, also wird er geforkt. Das ist normal."
Kroah-Hartman wünschte daraufhin den Android-Entwicklern viel Glück. Auch der Android-Kernel brauche Pflege. Google müsse etliche Programmierer einstellen, um die Arbeit zu erledigen, die sonst die Kernel-Entwickler machten, nämlich Fehler zu beseitigen oder APIs zu pflegen.
Den Höhepunkt erreichte das verbale Geplänkel mit einem Satz von Google-Entwickler Paul Ryan: "Android ist nicht Linux." Damit waren die Positionen der beiden Kontrahenten abgesteckt.
Ohne Linux-Kernel kein Android
Ohne den Linux-Kernel funktioniert aber Android nicht. Für Version 2.2 alias Froyo verwendet Android weiterhin offiziell den Linux-Kernel in Version 2.6 - so die Webseite des Android-Projekts - für "Sicherheit, die Speicherverwaltung, Netzwerkfunktionalität und das Treibermodell".
Erst im Spätsommer gingen die Gegenspieler wieder aufeinander zu. Googles DiBona entschuldigte seinen Konzern: Die Arbeit an den Android-Treibern nehme viel Zeit in Anspruch und darunter habe die Kommunikation mit den Kernel-Entwicklern gelitten. Google hatte inzwischen zwei neue Entwickler eingestellt, um den Android-Code so anzupassen, dass er in den Mainline-Kernel aufgenommen werden könnte. Bis zum Ende des Jahres 2010 werde der Code angepasst sein, verlautete es aus dem Hause Google.
Hier täuschten sich die Entwickler bei Google ein zweites Mal: Inzwischen ist klar, dass der Android- und der Kernel-Code zumindest 2010 nicht zusammengeführt werden konnten. Grund sind unter anderem die sogenannten Wakelocks im Code der Android-Treiber, die die Google-Entwickler eingeführt haben. Die Wakelocks gibt es so nicht im Linux-Kernel. Damit wäre der Kernel-Code mit Android für andere Hersteller schwer zu verwalten, denn sie müssten auch für ihre Treiber Wakelocks einführen oder zwei Kernel-Zweige pflegen. DiBona spricht von einem mehrjährigen Prozess.
Vorsichtige Annäherung
Während der ehemalige Kernel-Entwickler Ted Ts'o von Google eine Abspaltung für Unsinn hält, sprang Kernel-Entwickler James Bottomley den Android-Entwicklern zur Seite: Mit ein wenig mehr Arbeit und gutem Willen könnten auch die Kernel-Entwickler helfen, den Android-Code an den Linux-Kernel anzupassen.
Der Stand der Dinge: In der Mailingliste geht die Diskussion um eine Abspaltung von Android weiter. Der Android-Code bleibt weiterhin draußen aus dem Staging-Zweig des Kernels. Ts'o wehrt sich weiterhin im Namen des Android-Teams gegen den Programmieraufwand, den seine Entwickler aufbringen müssten, um ihren Code anzupassen, während die Kernel-Entwickler weiterhin dafür sorgen wollen, dass auch der Android-Code allen zur Verfügung steht.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Novell verkauft sich selbst |
Dirty glaube ich dir sofort, aber Quick?
Schon schlimm, dass der GPL eine Ich darf das Programm nehmen und eine modifizierte...
Wo liest Du sowas? Ich hatte davon schlicht garnichts geschrieben. Die Wahrheit ist nur...
Falsch, denn Google und andere bezahlen ihrerseits Entwickler auch um freie Software zu...