Netzsperren

Großbritannien plant globalen Pornofilter

Medienberichten zufolge plant die britische Regierung, den Internetprovidern der Inseln die Auslieferung pornografischer Inhalte generell zu verbieten. Surfer, die sie dennoch sehen wollen, müssen sich in einem Opt-In-Verfahren dafür freischalten lassen. Das soll für besseren Jugendschutz sorgen.

Artikel veröffentlicht am ,

Einem Bericht der Times zufolge will der konservative britische Minister für Medien, Kultur und Kommunikation Edward Vaizey im Januar 2011 eine Konferenz mit den Providern des Landes einberufen. British Telecom, Talktalk und andere sollen sich dabei verpflichten, künftig pornografische Inhalte nicht mehr an private Internetanschlüsse zu übermitteln. Erst wenn die Kunden das ausdrücklich wünschen, soll der Zugang zu solchem Material gewährt werden.

Dabei sollen die Surfer entweder eine Liste von Webseiten angeben, die sie sehen möchten, oder sich nach der ebenfalls in Großbritannien geplanten Alterseinstufung von Webseiten richten. Der Provider Talktalk will ab 2011 bereits freiwillig einen solchen Service namens "bright feed" für seine Kunden anbieten.

Wie schon bei den auch rechtlich umstrittenen Verträgen in Deutschland, die Provider im Vorfeld des Gesetzes zu Netzsperren unterzeichnen sollten, soll auch in Großbritannien diese Selbstverpflichtung einer gesetzlichen Regelung vorausgehen. Erst, wenn sich die Provider weigern oder nicht an die Vereinbarung halten, sollen im Inselreich entsprechende Gesetze erlassen werden.

Wildwest im Internet?

Derzeit herrschten im Internet "Zustände wie im Wilden Westen", sagte die konservative Abgeordnete Claire Perry der Times. Die Parlamentarierin, die sich schon früher für mehr Regulierung im Internet ausgesprochen hatte, meinte weiter: "Wir betrachten das nicht aus einer Anti-Porno-Perspektive. Wir wollen nur sicherstellen, dass unsere Kinder nicht über Dinge stolpern, die wir sie nicht sehen lassen wollen."

Die aktuellen Vorstöße zu einer umfassenden Regulierung der durch Provider übermittelten Inhalte folgen auf eine aufgeregte Diskussion in Großbritannien, die im Sommer 2010 durch einen Bericht einer psychologischen Fachzeitschrift ausgelöst worden war. Der Studie zufolge hatten bereits 30 Prozent der untersuchten britischen Kinder von zehn Jahren Pornografie im Internet gesehen.

Zudem, so die Times, sorgten sich die Politiker um die fortschreitende Vernetzung, die Internetinhalte auch auf Fernseher und andere Geräte bringe. Deshalb, so betonte eine Sprecherin von Virgin Mobile, biete ihr Unternehmen schon einen freiwilligen Pornofilter für Handys an.

Der britische Providerverband ISPA nahm zu den Forderungen der Politik noch nicht Stellung, die britische Technologie-Site The Next Web nannte gegenüber der Times die Vorschläge aber "verrückt", weil sie nicht nur technisch schwer umsetzbar seien, sondern auch ein altbekanntes Problem aufwerfen würden: "Wenn man Seiten sperrt, die sich neben anderen Themen auch mit Pornografie beschäftigen, wo hört man dann auf? Das könnte durch die Hintertür eine Internetzensur mit sich bringen".

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Rita 21 22. Dez 2010

Wozu auch? Auf meine Tochter passe ich selber auf, das würde ich nie einer Behörde...

rechts frei 22. Dez 2010

den Schwachsinn vom rechtsfreien Raum kann ich nicht mehr hören. Nur, weil nicht alles...

Renate 25 22. Dez 2010

Das ist eine echte Schweinerei. Wozu gibt es Gerichte? Vorverurteilung? nein, danke...

Der Kaiser! 21. Dez 2010

Muss ja nicht meine Kreditkarte sein..



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Warnmeldungen
Rund alle 36 Stunden ein Alarm per Cell Broadcast

Zwischenfazit nach 100 Tagen: Bislang wurden bundesweit 77 Alarmmeldungen per Cell Broadcast übertragen.

Warnmeldungen: Rund alle 36 Stunden ein Alarm per Cell Broadcast
Artikel
  1. Vermona: Zufall und Synthesizer
    Vermona
    Zufall und Synthesizer

    Wie aus einem großen DDR-Staatsbetrieb ein erfolgreicher kleiner Hersteller von analogen Synthies wurde.
    Von Martin Wolf

  2. Digitalisierung: Behörde bekommt weniger Beschwerden über Faxwerbung
    Digitalisierung
    Behörde bekommt weniger Beschwerden über Faxwerbung

    Naht allmählich das Ende der Technologie? Die Bundesnetzagentur hat 2022 viel weniger Beschwerden über Fax-Spam bekommen als im Jahr zuvor.

  3. Ceconomy AG: Media Markt plant offenbar Reparaturabo
    Ceconomy AG
    Media Markt plant offenbar Reparaturabo

    Egal wo die Ware gekauft wurde: Bei Media Markt soll man künftig seine Elektronikgeräte reparieren lassen können - mit einem zweistufigem Abo.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • SanDisk Ultra NVMe 1 TB ab 39,99€ • Samsung 980 1 TB 45€ • MindStar: be quiet! Pure Base 500 69€, MSI MPG B550 Gaming Plus 99,90€, Palit RTX 4070 GamingPro 666€, AMD Ryzen 9 7950X3D 699€ • Corsair DDR4-3600 16 GB 39,90€ • KFA2 RTX 3060 Ti 329,99€ • Kingston Fury 2 TB 129,91€ [Werbung]
    •  /