Cloud Computing

Amazon hostet einen Teil der Wikileaks-Dokumente

Wikileaks ist mit seinen Webseiten zu Amazon umgezogen. Ein Teil der von der Organisation veröffentlichten Dokumente der US-Regierung liegt nun auf Servern in den USA. Interpol sucht international nach Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Artikel veröffentlicht am ,
Cloud Computing: Amazon hostet einen Teil der Wikileaks-Dokumente

Wikileaks hat aus den schweren Distributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS) auf seine Server Konsequenzen gezogen: Das Angebot der Organisation hat seine Webseite zu Amazons Elastic Compute Cloud (EC2) verlegt. Am Sonntag hatten DDoS-Attacken die Server zeitgleich mit der Veröffentlichung der Dokumente des US-Außenministeriums getroffen. Am gestrigen Dienstag wurde Wikileaks nach eigenen Angaben erneut massiv angegriffen.

Irak-Dokumente bei Amazon

Bisher waren die Seiten von Wikileaks beim schwedischen Anbieter PRQ gespeichert, der zeitweise auch den Bittorrent-Tracker Pirate Bay gehostet hatte. Während der Attacken am Sonntag sei ein Teil des Angebots zu Amazon umgezogen, auf einen Server des US-Unternehmens in Dublin, schreibt der Netzwerkspezialist Andree Toonk in der Mailingliste der North American Network Operators' Group. Amazon hostet auch schon einen Teil der Dokumente aus dem Irakkrieg, wie Alex Norcliffe, Technikchef bei Umbraco, vor einiger Zeit herausgefunden hat.

Delikat ist, dass Amazon auch einen Teil der Dokumente des US-Außenministeriums auf seinen Servern vorhält. Die umstrittenen Daten liegen teilweise auf Computern in den USA selbst. Die Dokumente, die Wikileaks derzeit Stück für Stück der Öffentlichkeit zugänglich macht, gewähren einen Einblick in die US-Diplomatie und stellen diese zum Teil wenig schmeichelhaft dar.

Forderte Clinton zu Spionage auf?

Die Dokumente könnten auch politische Auswirkungen haben: So soll das US-Außenministerium seine Mitarbeiter im Ausland angewiesen haben, Informationen über UN-Diplomaten anderer Länder zu sammeln, darunter deren Passwörter für Verschlüsselungssysteme. Sollte sich herausstellen, dass US-Außenministerin Hillary Clinton dafür verantwortlich ist, dann sollte sie zurücktreten, forderte Wikileaks-Gründer Julian Assange im Interview mit dem US-Nachrichtenmagazin Time, das über den IP-Telefonie-Dienst Skype geführt wurde.

Juristische Konsequenzen dürften Amazon wegen des Hostings nicht drohen, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Experten. Heikel dürfte die Situation dennoch sein. Doch selbst wenn Amazon sich dazu entschließen sollte, auf Anraten oder Druck die Dokumente von den Servern zu löschen, werden diese weiterhin über den französischen Hoster Octopuce abrufbar sein. Nutzer, die cablegate.wikileaks.org aufrufen, werden derzeit wahlweise an Amazon oder Octopuce verwiesen.

Interpol sucht Assange

Inzwischen sucht Interpol weltweit nach dem Wikileaks-Gründer wegen des Verdachts auf Vergewaltigung. Assange soll im August 2010 in Schweden zwei Frauen vergewaltigt oder sexuell belästigt haben. Der Vorwurf wurde zunächst schnell wieder fallengelassen, ein entsprechender Haftbefehl zurückgezogen. Allerdings handelt es sich bei dem Aufruf nicht um einen Haftbefehl, sondern um eine sogenannte "Red Notice". Damit werden die Strafverfolgungsbehörden in den Mitgliedsstaaten aufgerufen, bei der Suche nach einer Person behilflich zu sein.

  • Screenshot: Interpol-Haftbefehl gegen Julian Assange
Screenshot: Interpol-Haftbefehl gegen Julian Assange

Im September nahm die Staatsanwaltschaft jedoch erneut Ermittlungen gegen Assange auf, erlaubte ihm aber, Schweden zu verlassen. Im November beantragte die ermittelnde Staatsanwältin Marianne Ny schließlich einen internationalen Haftbefehl, da Assange ihrer Ansicht nach für eine Befragung nicht zur Verfügung gestanden hatte. Der Haftbefehl sei die einzige Möglichkeit, seiner habhaft zu werden. Einen Einspruch Assanges lehnte ein Stockholmer Berufungsgericht in der vergangenen Woche ab.

Assange weist Vorwürfe zurück

Assange hat die Vorwürfe der sexuellen Gewalt von Anfang an zurückgewiesen. Seiner Ansicht nach sollen er und Wikileaks mit diesen Vorwürfen diskreditiert werden. Die Anschuldigungen seien eine Reaktion auf die Veröffentlichung von mehreren zehntausend geheimen Dokumenten der US-Armee aus Afghanistan gewesen, die Wikileaks kurz zuvor veröffentlicht habe, sagte Assange. Wo sich der Wikileaks-Gründer derzeit aufhält, ist nicht bekannt.

Mehr Datensicherheit

Die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nahm die Veröffentlichung der Dokumente zum Anlass, zu mehr Datensicherheit aufzurufen. "Staatliche wie private Stellen müssen ihre Daten möglichst effektiv vor unbefugtem Zugriff schützen", sagte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung. Behörden und Unternehmen sollten Daten dezentral und verschlüsselt speichern. Außerdem sollten sie möglichst wenig Daten von Bürgern, Mitarbeitern oder Kunden sammeln. Wikileaks sei eine "Warnung zur Datensparsamkeit".

Eine Möglichkeit, gegen Wikileaks vorzugehen, sieht sie nicht. "Eine nationale Regelung wäre gegen eine Plattform mit Sitz im Ausland wirkungslos", erklärte Leutheusser-Schnarrenberger. Eine internationale Aktion gegen die Organisation sei jedoch nicht geplant.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


sylla1000 09. Dez 2010

glaube es nicht das ihr nicht sehen wollt das Regierungen zb USA alles Tun um ihre macht...

neighbour 04. Dez 2010

nur über die Schweiz zu erreichen.... http://wikileaks.ch/

DER GORF 03. Dez 2010

Hoppla, habe ich da was gesagt das der Assange FAn nicht in seinen Kopf bekommt? Oder...

derIdiot 02. Dez 2010

jetzt wird wikipedia mit wikileaks in einem topf geworfen. meine entscheidung steht fest...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Apple
Vision Pro zwischen Finger-Tracking-Lob und Gewicht-Kritik

Sehr gutes Bild, nahezu perfekte Bedienung aber ein bisschen zu schwer: Die ersten Hands-ons von Apple Vision Pro sind insgesamt positiv.
Ein Bericht von Peter Steinlechner

Apple: Vision Pro zwischen Finger-Tracking-Lob und Gewicht-Kritik
Artikel
  1. Zen 4c Bergamo: So schrumpft AMD die Epyc-Kerne um fast die Hälfte
    Zen 4c Bergamo
    So schrumpft AMD die Epyc-Kerne um fast die Hälfte

    Bis zu 128 Kerne stellt AMD gegen ARM-Server-Prozessoren und Intels E-Cores. Kompromisse und neue Technik machen die kleineren Kerne möglich.

  2. Diablo 4 im Test: Blizzards Meisterwerk definiert das Genre neu
    Diablo 4 im Test
    Blizzards Meisterwerk definiert das Genre neu

    Unsere Hoffnungen bewahrheiten sich: Diablo 4 ist der beste Teil der exzellenten Spieleserie, an der sich auch Konkurrenten messen müssen.
    Ein Test von Oliver Nickel

  3. SAN: Zweites Leben für ausrangierte Firmenhardware
    SAN
    Zweites Leben für ausrangierte Firmenhardware

    Wenn die lokale Festplatte randvoll ist, können Speicherlösungen aus professioneller Umgebung die Antwort sein. Wir zeigen, wie.
    Eine Anleitung von Nico Ruch

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • PS5-Spiele & Zubehör bis -75% • Samsung 990 Pro 1TB (PS5) 94€ • AirPods 2 125€ • Crucial SSD 1TB 41,99€ • Thrustmaster T300 RS 299,99€ • Bis 50 % auf Gaming-Produkte bei NBB • PS5 inkl. Spiel 549€ • MSI RTX 4070 Ti 999€ • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 285€, RX 7900 XTX 989€ [Werbung]
    •  /