IMHO
Wettrüsten im Kriegsspielgenre
Call of Duty gegen Medal of Honor - das wäre eine Möglichkeit, mit Innovation bei der Grafik, dem Gamedesign oder mit anderen knackig-frischen Inhalten zu glänzen. Doch Electronic Arts und Activision liefern sich stattdessen einen Wettstreit um die größtmögliche Geschmacklosigkeit.

Was darf's denn sein: Frontale Kopftreffer mit in Zeitlupe sichtbarer großer Einschlagwunde, Messerstiche in die Halsschlagadern schlafender Gegner? Dann wäre Ende 2010 der Griff zu Call of Duty: Black Ops die richtige Wahl. Wer hingegen als radikalislamischer Terrorist auf US-Soldaten schießen oder ein afghanisches Dorf mit dem Helikopter unter Dauerfeuer nehmen möchte, greift besser zu Medal of Honor. Die beiden Ego-Shooter erscheinen fast zeitgleich und kämpfen mehr oder weniger um die gleiche Käuferschicht.
Es wäre schön, wenn sich die Programme einen Wettstreit darum liefern würden, wer die bessere Grafik, den umfangreicheren Multiplayermodus und die packenderen Missionen liefert. Es hätte sogar interessant sein können, wenn die beiden Kriegsspiele darum wetteifern würden, wer mehr Realismus, mehr Hintergründe, mehr Informationen, mehr aus dem tatsächlichen Alltag von Soldaten spannend in einem Spiel unterbringen kann.
Medal of Honor wird sogar damit beworben, dass sich die Entwickler von ehemaligen Elitekämpfern beraten lassen. Nur: Soweit sich das bislang absehen lässt, geht es in dem Titel vor allem um unkomplizierte Unterhaltung. Wer Medal of Honor für realistisch hält, für den gehen Nintendo-Spiele mit Super Mario als Dokumentation über den Arbeitsalltag italienischer Klempner durch.
Das ist schade, denn Computerspiele hätten durchaus das Zeug dazu, einem erwachsenen Publikum mehr als Knall- und Bluteffekte zu bieten. Die ersten Call of Duty waren beispielsweise ganz gut darin, packende Einsätze zu bieten und zur Reflexion über den Krieg einzuladen - ohne die große Moralkeule und erhobenen Zeigefinger. Also so ähnlich, wie es das Medium Film in Serien wie Band of Brothers schafft. Derartiges interessiert die Spielentwickler aber offenbar nicht mehr: Der virtuell dargestellte Kriegsschrecken in Call of Duty soll, so sagte ein Mitglied des Entwicklerteams zu Golem.de, beim Spieler die Reaktion "wow, großartig" auslösen.
Leider scheinen die Publisher Activision und Electronic Arts aus der Veröffentlichung von Call of Duty: Modern Warfare 2 Ende 2009 vor allem eines gelernt zu haben: Überzogene Gewaltinhalte, wie in der auch von Spielern kritisierten Flughafenmission, sorgen für Aufmerksamkeit. Gut für die Verkaufszahlen - schlecht für die Weiterentwicklung des Genres und die gesellschaftliche Akzeptanz von Computerspielen.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).
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der Satz im Artikel ist übrigens genial: Wer Medal of Honor für realistisch hält, für den...
Gebe Dir einerseits recht, aber ich möchte noch anmerken, dass die dargestellte Gewalt...
Dein Kind wird sich solche Filme auch kaum im Kino anschauen, es hat diese eh Wochen...
Leider kann man Ironie in Texten nicht immer als solche erkennen. Das klappt bei dem...