Es gibt keine Weltregierung
Zeit Online: Unsere Medien werden reguliert, fallen unter nationale Gesetze. Durch Wikileaks haben plötzlich Einzelpersonen wie Assange und Schmitt die Macht, über das Schicksal von Menschen, Unternehmen und Institutionen zu entscheiden. Müsste man diese Macht nicht ebenso gesellschaftlich-demokratisch kontrollieren?
Rosen: Sie kann nicht kontrolliert werden. Welcher Mechanismus soll das sicherstellen? Es gibt ja keine Weltregierung.
Die einzige Kontrolle ist die Öffentlichkeit, ihre Reaktion auf Veröffentlichungen, und auch die Medien, die als Filter funktionieren. Wenn ihnen eine Nachricht nicht gefällt, wird sie nicht aufgegriffen.
Zeit Online: Also sind die traditionellen Medien nach wie vor wichtig?
Rosen: Ja, absolut! Und noch braucht Wikileaks die Medien unbedingt, um Aufmerksamkeit zu erringen.
Zeit Online: Wieso hört man plötzlich von allen Seiten, dass in den Dokumenten eigentlich nichts Neues stünde? Spielt das US-Militär die Sache gezielt herunter?
Rosen: Es war so verdammt vorhersehbar, dass das Weiße Haus jetzt sagt: Es gibt nichts Neues, etwa wenn Journalisten um einen Kommentar bitten, wie der Spiegel das getan hat. Die Botschaft ist: Es gibt hier keinen Scoop, also lasst die Finger davon. Journalismus hat aber nicht nur was mit Enthüllung, sondern auch immer etwas mit Verifizierung zu tun. Und es gibt noch so viel zu kommunizieren. Dafür braucht man diese Dokumente. Die Öffentlichkeit bekommt die entscheidenden Details ja oft gar nicht mit, hier sind Journalisten gefragt.
Zeit Online: Glauben Sie an das große Versprechen der Open-Data-Bewegung, dass man, wenn man nur alle Informationen transparent macht, mithilfe von Algorithmen und klugen Kombinationen zu völlig neuen Schlüssen gelangen könnte - oder steckt darin auch viel Wunschdenken von überambitionierten Technik-Euphorikern?
Rosen: Es sind ganz sicher noch viel mehr Schritte dazu nötig, als manche Leute geglaubt haben. Es reicht nicht, die Daten nur verfügbar zu machen, man muss das auch kommunizieren. Und die Aufarbeitung ist sicher mühevoller, als gedacht. Und das ist typisch für jeden Fortschritt, den es im Internet gegeben hat: Es waren immer Menschen da, die etwas überoptimistisch an die Sache herangingen, und andere, die das Potential unterschätzt haben. Ich glaube, wir befinden uns derzeit in einer eher ruhigen Phase, wir müssen lernen, wir müssen sehr viele Probleme lösen, aber so war es immer. Und dann wird wieder eine Phase kommen, in der wir viele der gemachten Versprechen plötzlich einlösen können.
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was nützt dir da ein offenes Betriebssytem ? Deinen Rechner kann man auch mit jedem...
Hier ist z.B. keiner für open-cash-control. Anständige Bürgermeister oder Minister würden...
er heißt nicht ahmadi ddingens, sondern Mahmud Ahmadinedschad. Die "provokationen" von...
@2: Und? Ihr dürft nicht vergessen das es 'Fakten' aus Sicht der USA und co sind. Da geht...