Europaparlament: Schneller digitalisieren für die Europeana

Die Abgeordneten des Europaparlamentes haben sich für einen Ausbau der Europäischen Digitalen Bibliothek Europeana ausgesprochen. Sie haben die Mitgliedsstaaten aufgefordert, ihre nationalen Kulturgüter zu digitalisieren und über das Angebot zugänglich zu machen. Außerdem riefen sie die Europäische Union auf, das Projekt auch über das Jahr 2013 hinaus finanziell zu fördern.
Ungleiche Verteilung
Die Parlamentarier kritisierten, dass sich die Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich an dem Projekt beteiligten. So stamme fast die Hälfte der aktuellen Bestände der digitalen Bibliothek aus Frankreich. Deutschland, die Niederlande und Großbritannien stellten weitere namhafte Anteile.
Andere Länder hingegen stellen ihre kulturell und wissenschaftlich wertvollen Werke nur sehr zögerlich bereit. Sie hat das Parlament jetzt aufgerufen, zügig mit der Digitalisierung weiterzumachen und "die Verfügbarkeit nicht auf das Territorium ihres Landes zu beschränken" .
Urheberrechtlich geschützte Werke für die Europeana
Derzeit bietet die Europeana nur Werke an, deren Urheberrechtsschutz bereits abgelaufen ist. Der Ausschuss für Kultur und Bildung des Parlaments hat sich jedoch dafür ausgesprochen, auch noch lieferbare Bücher sowie nicht mehr lieferbare oder verwaiste Werke, die noch urheberrechtlich geschützt sind, in den Bestand aufzunehmen.
Die Europeana dürfe sich nicht über die Rechte der Urheber hinwegsetzen, so die Parlamentarier. Deshalb sollten Möglichkeiten gesucht werden, um geschützte Werke dennoch in der Onlinebibliothek aufzunehmen. Die Digitalisierung müsse zur Verbreitung des Kulturerbes führen, nicht den Zugang dazu beschränken .
Lösung für verwaiste Bücher finden
Die Abgeordneten haben deshalb die Europäische Kommission aufgerufen, eine Gesetzesvorlage zu erarbeiten, um die Digitalisierung und damit die Erhaltung sowie Verbreitung von verwaisten Büchern zu regeln. Entsprechende Bemühungen gibt es bereits seit gut zwei Jahren.
Verwaist sind Bücher, wenn ihr Urheberrechtsschutz noch nicht abgelaufen ist, ihre Rechteinhaber aber nicht auffindbar sind. Nach Angaben des Europaparlamentes machen solche Werke 10 bis 20 Prozent der Bestände der nationalen Sammlungen aus. Würden sie digitalisiert, könnten sie einem großen Publikum zugänglich gemacht werden. Das ist aber nach dem derzeitigen Recht nicht möglich. Der Urheberrechtsschutz erlischt in Europa 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Danach sind Werke gemeinfrei und können nach Belieben genutzt werden. Der Umgang mit verwaisten Werken ist auch einer der Streitpunkte beim Google Book Settlement .
10 Millionen Dokumente im Juni
Ende 2009 umfasste die Europeana(öffnet im neuen Fenster) 4,6 Millionen digitale Werke, darunter Bücher, Filme, Landkarten und Fotos. Bis Mitte 2010 soll die Zahl auf 10 Millionen anwachsen. 2015 sollen es 15 Millionen sein. Frankreich ist derzeit am besten in der Europeana vertreten: 47 Prozent der digitalisierten Werke stammen von dort. Deutschland hat 16 Prozent der Bestände beigetragen, die Niederlande und Großbritannien je 8 Prozent.



