Ex-Microsoft-Manager nennt Konzern innovationsfeindlich
Agieren Ressortchefs als Bremser für neue Projekte?
Der ehemalige Microsoft-Vice-President Dick Brass hat Microsoft wegen Innovationsfeindlichkeit kritisiert. Neue Ideen wie der Tablet-PC seien vom Office-Spartenchef blockiert worden. Wegen dieser Strukturen gewinne Apple immer mehr Marktanteile.

Brass hat seinen einstigen Arbeitgeber in einem Kommentar in der New York Times scharf angegriffen. Microsoft sei zu einem plumpen, nicht innovativen Unternehmen geworden. Die Produkte Microsofts würden verspottet, oft zu Unrecht, manchmal aber auch aus gutem Grund. Der Konzern verliere bei Webbrowsern, Highend-Notebooks und Smartphones Marktanteile, während Apple weiterhin bei vielen Produkten zulege. Die Zukunft der Firma sei deshalb ungewiss, so Brass, der von 1997 bis 2004 für den Weltmarktführer gearbeitet hatte.
Die Frage sei, warum das bekannteste und finanzstärkste IT-Unternehmen der USA keine Zukunftsprojekte mehr initiieren könne. Beispiele für verpasste Produktinnovationen seien der Apple-Tablet-Computer iPad, der E-Book-Reader Kindle von Amazon, Smartphones wie Blackberry und iPhone, Suchmaschinen wie die von Google, digitale Musiksysteme wie iPod und iTunes oder populäre Webdienste wie Facebook und Twitter, zählte Brass auf.
"Im Gegensatz zu anderen Unternehmen hat Microsoft nie ein echtes System für Innovation entwickelt. Einige meiner ehemaligen Kollegen argumentieren sogar, dass es in Wirklichkeit ein System entwickelt hat, um Innovationen zu verhindern", sagte Brass.
Ein Beispiel dafür sei Cleartype, Microsofts Implementierung für Subpixel-Rendering, was die Schriftdarstellung auf Displays verbessern soll. Diese visionäre Technik seiner Gruppe habe andere Microsoft-Abteilungschefs verärgert, "die sich von unserem Erfolg bedroht fühlten", sagte Brass. Entwickler aus der Windows-Sparte hätten deshalb fälschlicherweise behauptet, Cleartype lasse die Anzeige verrücktspielen, wenn bestimmte Farben verwendet würden. Der Leiter der Office-Abteilung habe die Auffassung vertreten, Cleartype sei unscharf und bereite ihm Kopfschmerzen. Der Leiter der Sparte für mobile Geräte hätte zwar Unterstützung für Cleartype zugesagt, wollte aber das Programm und das Entwicklerteam in seinen Bereich eingliedern und selbst kontrollieren. Im Ergebnis sei über ein Jahrzehnt vergangen, bis eine voll funktionierende Version von Cleartype in Windows integriert wurde, beklagte Brass.
Bereichsleiter als Bremser
Ein weiteres Beispiel für die Blockade von Innovationen bei Microsoft sei der Bau des Tablet-PCs im Jahr 2001. Auch hier hätte ein Bereichsleiter sich als Bremser betätigt. So habe der Office-Vice-President erklärt, er möge das Konzept der Eingabe mit dem Stylus nicht und setze auf die Tastatur. Um dies zu manifestieren, habe er sich geweigert, die wichtigsten Office-Anwendungen so zu überarbeiten, dass sie ordentlich auf einem Tablet liefen. Bei der Korrektur eines Wortes in einer E-Mail wurde der Nutzer deshalb gezwungen, in ein spezielles Popup zu schreiben, was laut Brass "lästig, schwerfällig und langsam" war.
Obwohl die Entwicklung des Tablet-PCs mehrere hundert Millionen US-Dollar gekostet habe und vom Spitzenmanagement begeistert unterstützt worden sei, konnte das Projekt so sabotiert werden. Brass: "Bis zum heutigen Tag lässt sich Office noch nicht direkt auf einem Tablet-PC nutzen."
Die Vorwürfe des Exmitarbeiters bewogen Frank Shaw, einer der Kommunikationschefs des Konzerns, im offiziellen Firmenblog darauf einzugehen. Für eine Firma, die Produkte für den Massenmarkt herstellt, sei vor allem Innovation in der Breite wichtig, nicht nur das Innovationstempo, so Shaw. Mit Onenote gebe es zudem ein Softwareprodukt, das nur für das Tablet geschaffen worden sei und heute eine Kernkomponente in Office darstelle.
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