Smartprivacy für smarte Stromnetze

Studie zum Datenschutz und Schutz der Privatsphäre in intelligenten Stromnetzen

Smartmeter, intelligente Zähler, sollen künftig den Stromverbrauch in sehr kurzen Zeitintervallen erfassen. Das soll helfen, Strom zu sparen. Doch über die hochaufgelöste Messung erhielten die Energieversorger auch einen tiefen Einblick in die Privatsphäre der Verbraucher, warnen Datenschützer aus Kanada und den USA.

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Die hochaufgelöste Messung des Stromverbrauchs ist ein Element des Smart Grids, des intelligenten Stromnetzes. Mit Hilfe dieser Daten sollen die Verbraucher ihren Stromverbrauch verstehen und reduzieren. Doch die hochaufgelösten Daten stellen auch eine nicht zu verachtende Gefahr für die Privatsphäre dar, warnen Datenschützer.

Gefahr für die Privatsphäre

"Die Daten, die im Smart Grid erhoben werden, stellen eine Bibliothek persönlicher Daten dar, deren falsche Handhabung einen schweren Eingriff in die Privatsphäre der Verbraucher darstellen könnte", heißt es in der aktuellen Studie "Smartprivacy for the Smart Grid: Embedding Privacy into the Design of Electricity Conservation", die Ann Cavoukian, oberste Datenschützerin der kanadischen Provinz Ontario, und die US-Datenschutzorganisation Future of Privacy Forum zusammen herausgegeben haben. Darin fordern sie einen neuen intelligenten Schutz der Privatsphäre, der in die Smart Grids eingebaut werden müsse.

"Die große Sorge um die Privatsphäre, die die Smart-Grid-Technik auslöst, ist die Möglichkeit, die Menge der ohnehin schon verfügbaren Informationen über Einzelpersonen in ihren Wohnungen - ihre Gewohnheiten und ihr Verhalten - noch einmal deutlich zu vergrößern", sagte Cavoukian. Selbst wenn die Verbrauchsdaten nicht im Minutentakt erhoben würden, erhielten die Energieversorger schon einen sehr tiefen Einblick in einen Haushalt. Aus den Verbrauchsdaten ließen sich die ungefähre Zahl der Bewohner und ihre Gewohnheiten ablesen. So sei beispielsweise erkennbar, über welche technischen Geräte der Haushalt verfügt - inklusive einer Alarmanlage - und wann diese eingeschaltet sind.

Gewohnheiten aus Stromverbrauch ablesen

Daraus lasse sich schließen, wann die Bewohner zu Hause sind, wann sie duschen, wie oft sie Wäsche waschen, wann sie ins Bett gehen oder ob sie unter Schlafstörungen leiden. Erst recht problematisch wird das, wenn Geräte und Anwendungen hinzukommen, die sich beim Netz anmelden. Lädt beispielsweise ein Nutzer sein Elektroauto bei Freunden oder Bekannten auf, werden dem Energieversorger dessen persönliche Verbindungen bekannt. Solche Daten können für die unterschiedlichsten Stellen interessant sein. Bisher sind solche Schlüsse nicht möglich, da die Verbrauchsdaten nur am Ende des Abrechnungszeitraums erhoben werden.

Hinzu komme, dass die Probleme für den Datenschutz und den Schutz der Privatsphäre, die durch Smart Grids entstehen, in ihrer Gänze noch gar nicht erkennbar seien. Außerdem hätten die Energieversorger weder eine klare Definition, was in diesem Zusammenhang als personenbezogene Daten gelten müsse, noch festgeschriebene Standards für den Schutz von Daten und der Privatsphäre, bemängelten die Datenschützer.

Datenschutz als Schlüsselelement

Die Autoren der Studie fordern deshalb die Implementierung von Smartprivacy in die Smart Grids. Dazu gehörten beispielsweise einheitliche und strenge Richtlinien zum Datenschutz, eine Transparenz- und Rechenschaftspflicht für die Unternehmen oder eine unabhängige Aufsicht. Wichtig sei, dass Datenschutz nicht am Ende noch dazukomme, sondern von Anfang als Schlüsselelement einbezogen werde, betonte Cavoukian, die das Konzept der Smartprivacy ersonnen hat.

Die US-Regierung fördert derzeit massiv den Umbau des Stromnetzes zu einem Smart Grid. Die taiwanische Regierung plant laut einem Bericht der IT-Fachzeitung Digitimes ebenfalls den Umbau des Stromnetzes. In Deutschland sind im vergangenen Jahr unter der Bezeichnung E-Energy mehrere Pilotprojekte ins Leben gerufen worden. Eines davon, das Cuxhavener Projekt eTelligence, beschäftigt sich auch mit der Datenschutzproblematik.

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