E-Book-Reader Kindle DX kann US-Unis nicht überzeugen
Zwei Universitäten in den USA haben die Einführung des E-Book-Readers von Amazon, des Kindle DX , gestoppt. Grund ist die mangelnde Barrierefreiheit des Gerätes.
Schlechte Usability
Wie der Kindle 2 verfügt auch der größere Kindle DX über die Möglichkeit, sich einen Text per Sprachsynthese vorlesen zu lassen. Diese Sprachausgabe soll es blinden und sehbehinderten Nutzern ermöglichen, das Gerät zu nutzen. Allerdings sei die Menüführung so gestaltet, dass es für einen Blinden nicht möglich sei, ein Buch zu öffnen, die Sprachausgabe zu aktivieren oder andere Funktionen des Gerätes zu nutzen, bemängeln die Universitäten in Syracuse im US-Bundesstaat New York und in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin.
Im Sommer kaufte die Universität in Madison 20 Geräte und verteilte sie zu Testzwecken an Studenten. Während die meisten Studenten positive Erfahrungen mit dem Gerät machten, kritisierte Ken Frazier die mangelnde Barrierefreiheit. "Ich bin enttäuscht, dass der Kindle DX für Blinde nicht nutzbar ist" , bilanzierte(öffnet im neuen Fenster) der Direktor der Universitätsbibliothek.
E-Book-Reader für das Seminar
Die Universität in Syracuse hatte zwei Kindle DX angeschafft und geprüft, ob sie sich als Lesegerät für Bücher und andere Unterrichtsmaterialien eignen. Auch hier stieß man sich daran, dass das Gerät für Blinde nicht nutzbar sei.
Deshalb haben sich die beiden Universitäten entschlossen, ihren Studenten den Kindle DX nicht zur Verfügung zu stellen. Wenn sich die Universität für einen E-Book-Reader entscheide, dann müsse der von allen, auch von Blinden und Sehbehinderten, ohne Probleme genutzt werden können, sagte eine Sprecherin der Universität in Syracuse dem US-Blindenverband National Federation of the Blind, der die Entscheidung begrüßte.
Streit um Vorlesefunktion
Die Vorlesefunktion der E-Book-Reader von Amazon hat gleich bei der Einführung des Kindle 2 Proteste ausgelöst . Der US-Schriftstellerverband Authors Guild sah in der Sprachausgabe eine Verletzung von Tonaufführungsrechten und verlangte deren Abschaffung. Amazon räumte daraufhin Verlagen die Möglichkeit ein, die Sprachausgabe zu deaktivieren .
Der Hardwarehersteller Intel hat vor wenigen Tagen mit dem Intel Reader einen E-Book-Reader angekündigt, der speziell auf die Bedürfnisse von Blinden und Sehbehinderten zugeschnitten ist. Das Gerät liest Texte in unterschiedlichen Geschwindigkeiten vor und zeigt die vorgelesenen Wörter zudem auf einem Bildschirm an.



