Studie: Medizinstudenten verbreiten illegal Fachartikel
Munterer Artikeltausch via Onlineforum
Medizinstudenten nutzen spezielle Websites, um sich kostenlos Zugang zu teuren Artikeln aus Fachzeitschriften zu verschaffen. In einer Stichprobenuntersuchung konnten im Rahmen einer Studie mehr als 80 Prozent aller gesuchten Aufsätze gefunden werden.
Medizinstudenten und auch professionelle Mediziner verschaffen sich in großem Umfang illegal Zugang zu Fachaufsätzen, die normalerweise nur für teures Geld erhältlich sind. Dazu benutzen sie spezielle Foren, über die die Artikel getauscht werden. Das ist das Ergebnis einer sechsmonatigen Studie des IT-Beraters Ken Masters, die im Internet Journal of Medical Informatics veröffentlicht wurde.
Masters hat im Zeitraum von Ende Mai bis Ende November 2008 stichprobenartig untersucht, ob bestimmte Fachaufsätze über eine "sich speziell an professionelle Mediziner und Medizinstudenten richtende Website" (deren Name nicht genannt wird) kostenlos bezogen werden können. Um Dokumente über die Foren der Website tauschen zu können, war eine kostenlose Registrierung nötig, wobei lediglich ein Benutzername und eine E-Mail-Adresse angegeben werden mussten.
Eines der Foren hieß "Databases & Journals - Requests and Enquiries" und bot den Nutzern die Möglichkeit, untereinander kostenlos Artikel aus Fachzeitschriften zu tauschen, die sonst teuer bei den Verlagen eingekauft werden müssen. Laut Masters handelte es sich bei den Nutzern des Forums überwiegend um Studenten, zum Teil aber auch um Ärzte oder Forscher. Am häufigsten wurden laut Masters Artikel aus der Zeitschrift Nature nachgefragt, gefolgt von Beiträgen in Science und anderen medizinischen Fachzeitschriften. Im Durchschnitt wurde jeder Artikel mehr als vier Mal heruntergeladen.
Masters erfasste im Rahmen seiner Untersuchung alle Anfragen nach Artikeln und registrierte ihren Erfolg. Mehr als vier Fünftel der Anfragen (82,9 Prozent) waren erfolgreich. Das heißt, in diesen Fällen wurde der gesuchte Fachartikel von anderen Nutzern des Forums zur Verfügung gestellt.
Aus der Quote von knapp 83 Prozent ergeben sich nach Masters' Hochrechnung für die Nutzer Einsparungen in Höhe von 1,4 Millionen US-Dollar im Gesamtjahr 2008. Den Verlagen entstehen möglicherweise Verluste in dieser Höhe. [Möglicherweise, weil nicht ermittelt werden kann, ob tatsächlich jeder Artikel gekauft worden wäre, wenn er nicht kostenlos im Forum bereitgestellt worden wäre. Anm. d. A.] Allerdings verteilt sich der mögliche Verlust laut Masters auf insgesamt 2.867 Fachzeitschriften, "so dass der Verlust für eine einzelne Zeitschrift nicht substanziell ausfällt". Masters weist allerdings auch darauf hin, dass unbekannt ist, wie viele solcher Foren existieren.
Nach dem Ende der Untersuchung hatte die Website bereits fast 128.000 angemeldete Nutzer und fast 300.000 Postings in den vorhandenen Foren. Die untersuchte Website ist laut Masters seit Januar 2009 nur noch unregelmäßig erreichbar. [von Robert A. Gehring]
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Genau deswegen ist DRM im wissenschaftlichen und kulturellen Bereichen tödlich. Unsere...
Medizinstudent? oder torrent nutzer? oder beides?
Früher konnte jeder Student in die Bibliothek gehen und die ihn interessierenden Artikel...