Das Web der Sofa-Aktivisten
Die Politik verpasst ihre Chance im sozialen Netz
Im Superwahljahr 2009 wird auch in Deutschland der virtuelle Wahlkampf auf sozialen Plattformen wie Twitter, StudiVZ, Youtube & Co getestet. Aber die Politik schöpft das Potenzial des Mitmach-Webs nicht aus - und bekommt trotzdem seine Gefahren zu spüren.
"Endspurt: Jetzt aber husch ins Wahllokal und SPD wählen!" Mit diesem Tweet verabschiedete sich der SPD-Generalsekretär Hubertus Heil aus seinem Twitter-Europawahlkampf am 7. Juni. Seitdem herrscht Funkstille. Ein perfektes Beispiel dafür, wie Politiker potenzielle Wähler nicht behandeln sollten: sich im Wahlkampf anbiedern und dann die Kommunikation einstellen.
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Dabei böte das Web 2.0 mit seinen interaktiven Elementen durchaus die Chance, den Austausch zwischen Politikern und Bürgern zu erleichtern und letztendlich in konkrete Politik umzusetzen.
Seit Barack Obama vorgemacht hat, welches Potenzial in sozialen Netzwerken steckt, strömen auch deutsche Politiker zu Twitter, Facebook, StudiVZ, Flickr oder Youtube. Doch außer einem "Scheindialog" zwischen Politik und Bürgern habe das hierzulande noch nicht viel gebracht, urteilt Mathias Gille von der Bertelsmann-Stiftung. Gille ist Co-Autor des im Mai 2009 veröffentlichten Buches "Lernen von Obama?", in dem der Onlinewahlkampf von Barack Obama analysiert wird. Anders gesagt: Parteien und Politiker kleben nur ihre Plakate nun auch online - mehr nicht.
Dabei versucht sich StudiVZ durchaus als Animateur für Jungwähler. "Wir haben mit der Wahlzentrale eine Plattform geschaffen, die das Kommunikationsbedürfnis der Bürger mit der Politik befriedigen kann", sagte Berger-de León bei einer Präsentation in Berlin. Der Chef der VZ-Gruppe lobte dabei die Parteien, die sich bemühten, die vielen Nutzerfragen zu beantworten. "Das ist noch nicht auf dem Niveau, das wir gern hätten, aber es geht in die richtige Richtung."
Merkels Sofa-Aktivismus
Besonders stolz ist Berger-de León auf den Traffic auf Angela Merkels VZ-Profil. Es stelle die Aktivitäten auf allen anderen sozialen Netzwerken in den Schatten. Hier kann man zum Beispiel Pressemitteilungen lesen und sich per Klick zu einem von knapp 50.000 Anhängern von Angela Merkel erklären. Für Klas Roggenkamp, der die Onlineaktivitäten von Politikern und Parteien beobachtet und analysiert, ist das der klassische Fall von "Sofa-Aktivismus". Damit erreiche man gar nichts, so Roggenkamp, Mitgründer der Berliner Agentur compuccino.
Dennoch vermisst die Agentur seit Februar auf der Plattform Wahl.de, wie sich dieser Sofa-Aktivismus entwickelt. Außerdem wird aufgeschlüsselt, welcher Politiker wie oft seine Botschaften, Fotos oder Videos in soziale Netzwerke stellt. Auch andere Plattformen bringen inzwischen mehr Übersicht in das virtuelle Wahlkampfgetümmel, schreibt Roggenkamp in seiner wöchentlichen Welt-Kolumne "Wahlkampf virtuell".
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Meiner Meinung nach wird zu viel Wahl"kampf" betrieben. Jeder versucht, an die Macht zu...
kT
Ich bezweifle allerdings, dass sowas die Regel ist. Lieber informiere ich mich im...
... denn wir Deutschen sind, waren und bleiben Obrigkeitshörig. Es gefällt uns, wenn uns...