Test: Fedora 11 mit Ext4 und Betasoftware

Fedora 11 ist wie immer sehr aktuell. Bei der Installation zeigt sich die erste Änderung: Fedora setzt Ext4 als Standarddateisystem ein . Ext4 wurde als Nachfolger des Journaling-Dateisystems Ext3 direkt im Kernel entwickelt. Gegenüber Ext3 kann Ext4 beispielsweise mit größeren Datenmengen - bis zu 1 EByte (1e18 Byte) - umgehen. Das Dateisystem soll ferner robuster sein und besser skalieren als Ext3. Zudem nutzt Ext4 Prüfsummen für das Journal. Nach einem Absturz wird so erst überprüft, ob das Journal noch intakt ist, bevor die Daten wiederhergestellt werden.
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| Video: Fedora 11 - Test (1:57) |
Ext4 ist seit dem Linux-Kernel 2.6.28 als stabil gekennzeichnet. Fedora bot das Dateisystem vorher schon als experimentelle Option an. Fedora 11 nutzt den Linux-Kernel 2.6.29.3 . Damit stehen dem Anwender auch andere Neuerungen wie Wimax-Unterstützung zur Verfügung.
Der schon in Fedora 10 verwendete Startvorgang mit Plymouth(öffnet im neuen Fenster) und Kernel-based Modesetting (KMS) wird auch weiter verwendet. Allerdings soll das KMS jetzt auch mit Intel(öffnet im neuen Fenster) - und Nvidia(öffnet im neuen Fenster) -Grafikchips funktionieren. Durch KMS wird die Grafikanzeige im Kernel initialisiert, der Startvorgang verzichtet auf Umschalten des Grafikmodus, wodurch die Anzeige flackern würde. Wer keine passende Hardware für KMS im Rechner hat, muss weiterhin auf den grafischen Startvorgang verzichten und bekommt nur einen kleinen Fortschrittsbalken angezeigt. Schneller soll das System in jedem Fall starten.
In Fedora 11 kommt der X-Server 1.6 zum Einsatz. Fedora setzt weiter konsequent auf freie Komponenten. Im Falle von Grafiktreibern heißt das, dass der Radeon-Treiber für ATI-Karten zum Einsatz kommt und nun auch der Nouveau-Treiber(öffnet im neuen Fenster) für Nvidia-Grafikchips.
Dabei bleibt das Thema Grafikkartentreiber leider ein lästiges. Die freien Treiber sollten für normale Büroarbeit vollkommen ausreichen. Kommt allerdings der Wunsch nach 3D-Beschleunigung ins Spiel, muss meist zu den proprietären Gegenstücken gegriffen werden. AMDs Treiber unterstützen Fedora 11 noch nicht offiziell und haben mit dem von Fedora verwendeten Kernel ohnehin ein Problem. Und zudem unterstützen die aktuellen Fglrx-Treiber einige ältere Karten nicht mehr. Der Legacy-Treiber hingegen kommt mit dem neuen X-Server nicht zurecht. Im Test sorgte auch Nvidias proprietärer Treiber für etwas Ärger. Obwohl er sich bequem über Rpmfusion(öffnet im neuen Fenster) nachinstallieren lässt.
Macht der Treiber das, was gewünscht wird, kann der Anwender Gnome 2.26 nutzen. Als Alternative sind auch KDE 4.2 und Xfce 4.6 enthalten. Das Brennprogramm Brasero enthielt Fedora zwar schon zuvor, erst mit Gnome 2.26 ist es aber das Standardbrennprogramm der Desktopumgebung und besser integriert. So ersetzt es das Brenn-Plug-in des Dateimanagers Nautilus und kann auch aus dem Videoplayer Totem heraus Filme brennen. Totem enthält neue Plug-ins, um sich mit UPnP/DLNA-Servern zu verbinden.
Im Test zeigte der Network Manager ein seltsames Verhalten: Nach jedem Neustart musste erneut eine Schnittstelle ausgewählt werden, über die sich der Computer mit dem Netzwerk verbinden sollte. Obwohl der Network Manager das Netzwerk prinzipiell aktiviert hatte, stellte er die Verbindung mit dem Netzwerk nicht automatisch her.
Nützlich: Versucht der Nutzer, eine Datei zu öffnen, für die noch kein Programm installiert ist, bietet Fedora dessen Installation an. Programme wie Abiword können über diese Schnittstelle auch Schriftarten nachinstallieren, die in einem Dokument verwendet werden. Schon bekannt, aber neu gestaltet ist die automatische Nachinstallation von Multimediacodecs. Dafür müssen jedoch entsprechende Repositorys eingebunden sein. Denn Fedora liefert ausschließlich freie Software mit.
Die Softwareausstattung ist bei Fedora immer sehr aktuell. Dieses Mal haben die Entwickler sogar gleich Betaversionen von Firefox 3.5 und Thunderbird 3 integriert - und die stabilen Vorversionen entfernt. Zwar bieten beide Anwendungen eine Reihe neuer Funktionen. Während allerdings bei Firefox 3.5 eine Veröffentlichung absehbar ist , scheint sie bei Thunderbird noch in ferner Zukunft zu liegen. Zwar geben die Fedora-Entwickler mit diesen Versionen einen interessanten Ausblick auf die Zukunft der Mozilla-Komponenten, auf einem Produktivsystem wären stabile Varianten jedoch zu bevorzugen.
Darüber hinaus enthält Fedora 11 übliche Komponenten wie OpenOffice.org 3.1 , Gimp 2.6.6, den Apache Webserver 2.2.11 und MySQL 5.1.32.
Für Entwickler hält Fedora 11 noch ein paar weitere Neuheiten bereit. Die Distribution setzt nun GCC 4.4 ein. Die Compiler-Version wurde auch verwendet, um die Fedora-Pakete zu übersetzen. NetBeans 6.5 mit PHP-Unterstützung ist enthalten und Python 2.6 steht zur Verfügung. Die Version enthält bereits einige Funktionen, die Entwickler auf die mittlerweile fertig gestellte Python-Version 3.0 vorbereiten. Als Build-Umgebung ist MinGW enthalten, um unter Fedora Windows-Programme zu kompilieren(öffnet im neuen Fenster) .
Fedora 11 setzt auf RPM 4.7. Die neue RPM-Version soll schneller arbeiten und deutlich weniger Speicher belegen. Die Installation beschleunigen die Entwickler zusätzlich durch Presto(öffnet im neuen Fenster) , womit die Paketverwaltung Yum sogenannte Delta-RPMs verwenden kann. Dabei wird der Unterschied zwischen einer älteren und neueren Version eines Paketes festgestellt, so dass beim Update nicht das komplette Paket heruntergeladen werden muss. Besonders bei großen Paketen macht sich das bemerkbar. Wer die Delta-RPMs ausprobieren möchte, muss "yum-presto" installieren. Die Standardinstallation enthält die Funktion nicht.
Außerdem hat das Fedora-Projekt die Sicherheit von DBus verbessert(öffnet im neuen Fenster) und DNSSEC wird verwendet(öffnet im neuen Fenster) , um DNS Daten auf Integrität zu prüfen. Cups' Authentifizierungskonfiguration wurde durch PolicyKit abgelöst. Damit lässt sich mit den PolicyKit-Werkzeugen festlegen, welcher Nutzer beispielsweise neue Drucker einrichten darf.
Fedora 11 steht ab sofort in verschiedenen Varianten für x86, x86-64 und PPC zum Download(öffnet im neuen Fenster) bereit
Fazit
Fedora verteidigt den Ruf, eine Bleeding-Edge-Distribution zu sein eindrucksvoll. Wieder einmal liefern die Entwickler Techniken und Programme schon jetzt mit, die erst in nächster Zeit in andere Distributionen gelangen dürften. Doch genau das ist bei Fedora 11 das Problem: Entwickler und Experimentierfreudige können vieles ausprobieren. Einsteiger oder diejenigen, die Wert auf ein stabiles System mit ausgiebig getesteten Komponenten legen - sei es für Server oder Desktop -, sollte sich nach einer Alternative umsehen. Für diesen Bereich eignen sich Distributionen mit konservativer Paketauswahl besser.



