Drucker plaudern Vertrauliches aus
Die Geräusche von Nadeldruckern verraten, was das Gerät gerade druckt
Saarbrücker Informatiker haben herausgefunden, dass sich Nadeldrucker zur Spionage einsetzen lassen. Sie ließen die Geräte ein Wörterbuch drucken und bauten eine Datenbank aus Druckerklängen auf. So gelang es ihnen, aus den Druckgeräuschen herauszulesen, was das Gerät gerade zu Papier bringt.
Nadeldrucker sind wegen ihrer Lautstärke unbeliebt, und die meisten Nutzer haben sie im Laufe der Jahre durch leisere Tintenstrahl- oder Laserdrucker ausgetauscht. Doch ganz verschwunden sind die Nadeldrucker noch nicht. Beliebt sind sie beispielsweise, weil sie Durchschläge drucken können. In Arztpraxen werden sie eingesetzt, um bestimmte Rezepte in doppelter Ausfertigung zu drucken. Banken erstellen mit den Geräten Kontoauszüge.

Nadeldrucker machen verräterische Geräusche (Foto: Bellhäuser - das bilderwerk)
Für solche vertraulichen Anwendungen sind die Geräte jedoch nicht geeignet, hat der Informatiker Michael Backes von der Universität des Saarlandes in Saarbrücken festgestellt. Denn die Geräte verraten Eingeweihten, was sie gerade drucken.
Den Drucker verstehen lernen
Um den geheimen Botschaften der Drucker auf die Spur zu kommen, mussten Backes und sein Team zunächst die Geräte verstehen lernen. Dazu ließen die Informatiker sie ein Wörterbuch drucken und nahmen die Geräusche, die sie dabei machten, auf. In einer Datenbank speicherten sie dann die Tonmuster der Wörter. Da die Drucker jedoch normalerweise in Büros oder Praxisräumen stehen, in denen gesprochen wird oder andere Geräusche ertönen, brauchte das System für einen Spionageeinsatz einen Filter, der die Störungen beseitigt. Den bauten die Wissenschaftler, indem sie Methoden des maschinellen Lernens mit automatischer Spracherkennung kombinierten.
Das Ergebnis war frappierend: Die Forscher konnten 70 Prozent der gedruckten Wörter erkennen und so große Teile von Patientenakten verstehen. Auch Zahlen, etwa Geheimzahlen für Konten oder auf Kontoauszügen, ließen sich sehr gut identifizieren.
Schließlich unterzogen die Forscher ihr Druckerspionagesystem einem Praxistest in einer Arztpraxis: Während der Drucker Rezepte erstellte, nahmen sie unauffällig die Geräusche auf. Dann trainierten sie ihr System auf den speziellen Drucker. Dazu reichten sechs Rezepte aus. Den Inhalt des siebten konnten sie anhand der Geräusche identifizieren.
Nadeldrucker fürs Publikum hörbar
Wie eine von Backes in Auftrag gegebene Umfrage ergab, nutzen Ärzte und Banken die lauten Nadeldrucker noch relativ häufig. Knapp zwei Drittel der befragten Arztpraxen und ein gutes Drittel der Banken setzen die Geräte noch ein - und das meist für geheime Zwecke: Die Banken etwa nutzen die Drucker für die Erstellung von Kontoauszügen und anderen vertraulichen Dokumenten. Ärzte sind gesetzlich verpflichtet, Durchschläge von Rezepten für Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen wie etwa starke Schmerzmittel, zu erstellen. Knapp drei Viertel der befragten Ärzte (70 Prozent) drucken solche Rezepte auf einem Nadeldrucker. Fast jede zweite Praxis (40 Prozent) druckt damit auch Patientenakten aus. Außerdem werden mit den Geräten auch Überweisungen oder Laborberichte erstellt. In den meisten Praxen stehen die Geräte so, dass die Besucher sie hören - und damit auch aufnehmen können.
Die Saarbrücker Informatiker um Michael Backes sind auf Sicherheitslücken bei der Nutzung von Computern spezialisiert. Sie wiesen etwa in früheren Studien nach, dass es möglich ist, Daten aus den Abstrahlungen des Kabels eines Flüssigkristallbildschirms oder über die elektromagnetische Abstrahlung eines Röhrenmonitors zu rekonstruieren. Im vergangenen Jahr zeigten sie, dass es möglich ist, Bildschirminhalte aus den Reflexionen auf einer Teekanne, auf der Brille der Nutzers und sogar aus den Reflexionen in seinem Auge auszulesen.
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Wookie schrieb: ...unter Drogen?! Da hast Du ja eine ganz tolle Phantasie. Also: eine...
Ich mache mir dennoch wenig Sorgen und die Dinge, welche mich betreffend auf...
Man benötigt nichtmal den klartext... was man durch das abhören erhällt ist ein text mit...
die Nadeldrucker gehen heute so gut wie noch nie. Die Verkaufszahlen steigen stetig