Roboter revolutionieren den Krieg des 21. Jahrhunderts
Die Hemmschwelle fällt weg
Die Militärs mögen Roboter, weil sie sie anstelle von Soldaten auf gefährliche Missionen schicken können. Ein Befehlshaber erzählte Singer, das Gute an ihnen sei, dass er keinen Brief an eine Mutter schreiben müsse, wenn einer von ihnen zerstört werde. Doch für Singer hat das eine Kehrseite: In der Gesellschaft mache sich die Vorstellung breit, Krieg bedeute keine Opfer mehr. "Wenn die Menschen Krieg als etwas ansehen, das sie nichts kostet, sind sie eher bereit, ihn zu führen", befürchtet er.
Das setze einen Trend fort, der in demokratischen Gesellschaften ohnehin vorherrsche, sagt der Politologe: "Wir haben keine Wehrpflicht mehr, wir erklären nicht mehr formal den Krieg im Parlament, wir zeichnen keine Kriegsanleihen mehr oder zahlen höhere Steuern für einen Krieg. Werden keine Menschen mehr ins Feld geschickt, was durchaus ja politische Konsequenzen haben kann, sondern Maschinen, könnte die ohnehin schon gesunkene Hemmschwelle, Krieg zu führen, ganz wegfallen."
Die neuen Akteure im Krieg stellen auch politische Konventionen des Krieges infrage. "Was ist mit Kriegsverbrechen? Sind sie mit Robotern wahrscheinlicher oder weniger wahrscheinlich?", fragt Singer. Ein wichtiger Anlass für Kriegsverbrechen seien Zorn oder Rache wegen des Verlustes von Kameraden. Roboter haben aber keine Gefühle. Also geraten sie nicht in Rage über den Tod ihrer Kameraden. Auf der anderen Seite sind sie auch nicht zu Empathie fähig. Ein Kind, eine alte Frau, ein Soldat, ein Panzer - das sind für sie nur Nullen und Einsen. Das Problem werde mit der Entwicklung zu autonomen Systemen sogar noch drängender. "Das ist beunruhigend: Wollen wir wirklich Krieger, die von der Erfahrung des Krieges unberührt bleiben?"
Ethik im Umgang mit kampffähigen Robotern
Experten sind angesichts dieser neuen Herausforderungen ratlos. Singer hat Human Rights Watch gefragt, an wen man sich wende, wenn Roboter die Falschen töteten. "Die beiden Chefs gerieten in meiner Gegenwart in Streit. Der eine sagte, da müsse die Genfer Konvention angewandt werden, der andere glaubte, die Oberste Direktive aus Star Trek könne hilfreich sein."
Eine Ethik für die Menschen, die mit Robotern zu tun haben, fehlt, sagt Singer. "Welche Art von Robotern sollen wir bauen oder nicht bauen? An welchen Moralkodex soll sich ein junger Roboterentwickler halten? So etwas gibt es gar nicht. Wer soll solche Systeme besitzen dürfen? Nehmen wir die Predator-Drohne: Ist das nur etwas fürs Militär? Zu spät: Das US-Heimatschutzministerium hat sechs. Die Polizei von Los Angeles, von London oder von Vancouver hat sich Drohnen angeschafft. Und was ist mit mir? Ich bin Amerikaner, und wir Amerikaner bestehen auf unserem Recht, Waffen zu besitzen. Schließt das einen Roboter, der Waffen tragen kann, ein?" Solche Fragen seien wichtig, doch niemand beschäftige sich damit, klagt Singer.
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