Bürgerwissenschaftler statt Leserreporter
US-Forscher: Mobiltelefone zu Messinstrumenten, Bürger zu Wissenschaftlern
Der US-Wissenschaftler Eric Paulos bemängelt, dass Mobiltelefone nicht effizient genug eingesetzt werden. Er will die Geräte mit Sensoren ausstatten, die Daten wie Lufttemperatur oder Pollenbelastung sammeln. So bekomme die Wissenschaft viele hochaufgelöste Daten, die Besitzer der Telefone würden zu Bürgerwissenschaftlern.
Mobiltelefone sind nicht mehr nur Geräte zum Telefonieren. Sie verfügen über Kameras, Internetzugänge, Tonaufnahmefunktionen oder GPS-Chips. "Wir nehmen unsere Mobiltelefone fast überall mit hin. Aber sie messen und sagen uns wenig über die Welt, in der wir leben", sagt Eric Paulos, Künstler und Informatiker an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania.
Gemessen an Entwicklungsgrad und Rechenkraft des Gerätes liefere es nur wenig Informationen über die aktuelle Umgebung. Die einzigen Umweltdaten, die das Gerät in Echtzeit erfasse, seien ein kleiner Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Geht es nach Paulos, kommen bald noch einige Funktionen hinzu, und aus dem Mobiltelefon wird ein "vernetztes, mobiles, persönliches Messinstrument".
Paulos will Mobitelefone mit Sensoren ausstatten, die Umweltdaten wie Temperatur, Luftqualität, Windrichtung und -stärke, Lärmbelästigung oder Pollenbelastung erfassen. Durch die Ausstattung von Mobiltelefonen mit solchen Sensoren könne jedermann Daten aus seiner Umgebung sammeln, die für ihn selbst relevant sind, und sie mit anderen teilen.
Derzeit werden solche Daten meist von wenigen Messstationen und damit in einer relativ geringen Auflösung erfasst. Für Allergiker zum Beispiel sind diese Informationen aber nur bedingt brauchbar. Hätten sie hoch aufgelöste Daten für jeden Bezirk ihrer Stadt oder vielleicht sogar für einzelne Straßenzüge, könnten sie ihre Route so wählen, dass sie der geringsten Pollenbelastung ausgesetzt wären.
Das Mobiltelefon als Mittel zur Mitbestimmung
Von der Aktion erhofft Paulos, dass die Teilnehmer mehr Verständnis für die Wissenschaft entwickeln. Die Wissenschaftler profitieren davon, indem sie eine Vielzahl hoch aufgelöster Daten erhalten. Daneben könne ein neues Modell für die Nutzung des Mobiltelefons als Mittel der politischen und gesellschaftlichen Mitbestimmung sowie ein besseres Verständnis für Klima und Umwelt geschaffen werden.
Dass das funktionieren könnte, hat ein Test in der ghanaischen Hauptstadt Accra gezeigt, den Paulos 2007 zusammen mit RJ Honicky von der Universität in Berkeley durchgeführt hat: Die Forscher rüsteten Studenten und Taxifahrer zwei Wochen lang mit mobilen Sensoren zur Erfassung der Luftverschmutzung und einem GPS-Gerät aus. Auf ihrem Weg durch die Stadt zeichneten die Geräte die Belastung mit verschiedenen Schadstoffen auf. Am Ende jedes Tages wurden die Daten an einen Computer übertragen, der daraus eine Karte der täglichen Luftverschmutzung errechnete. Doch die Teilnehmer begnügten sich nicht damit, die Daten nur zum Computer zu übertragen. Sie tauschten sie untereinander aus, und ein Taxifahrer sah sich sogar dazu veranlasst, mit einen Auto zur Abgasuntersuchung zu fahren.
Seine Pläne will Paulos auf der ETech-Konferenz, die im kommenden Monat im kalifornischen San Jose stattfindet, vorstellen.
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Dann misst man eben nur wenn man Telefoniert wird oder eine Taste gedrückt wurde. Hat...
nannte sich damals Tricorder und war ein vielseitiges Multifunktionsspielzeug in StarTrek
Netter Artikel, aber seit wann es eine Abgasuntersuchung für Autos in Ghana gibt?? Ich...
Grundsätzlich keine schlechte Idee - damit kämen wir mal weg von dem Ghetto-Phone-Terror...