Sicherheitslücke bei Einwohnermeldedaten größer als gedacht
Masterpasswort erlaubte Anlegen eines eigenen Accounts mit Administratorrechten
Die Sicherheitslücke bei Einwohnermeldedaten in der Meso-Software von HSH Soft- und Hardware war offenbar größer als gedacht. Durch das vom Hersteller versehentlich veröffentlichte Masterpasswort war nicht nur die unautorisierte Abfrage von Bürgerdaten möglich, sondern auch das Anlegen eines eigenen Accounts mit Administratorrechten.
Eine Vielzahl von Städten und Kommunen hatten das Standardpasswort nicht zurückgesetzt. Wie der Sicherheitsexperte Matthias Rosche des IT-Securitydienstleisters Integralis erklärte, seien viele "Einwohnermeldeämter offen wie Scheunentore" gewesen. Angreifer konnten sich einen eigenen Account mit vollen Administratorrechten anlegen. Eine Unterscheidung zwischen berechtigten und unberechtigten Benutzern wurde somit unmöglich.
Rosche warnt: "Informationen wie etwa vorherige Adressen der Person, Details über Kinder, Religionszugehörigkeiten, steuerrechtliche Daten, aber auch Angaben zur Erwerbstätigkeit wurden von den Einwohnermeldeämtern großzügig auf dem Silbertablett serviert".
Da diese Daten auch im Block abgefragt werden konnten, befürchtet der Fachmann, dass bereits Millionen von Datensätzen der Bürger im Internet frei zugänglich sind. Nach seiner Einschätzung sind diese Datensätze ideal dazu geeignet, professionellen Identitätsdiebstahl zu unterstützen und Identitätsdokumente zu fälschen. So ließen sich etwa Konten auf den Namen Dritter eröffnen oder Wohnungen anmieten.
Integralis beobachte immer wieder, besonders bei der öffentlichen Hand, einen teilweise sehr leichtsinnigen Umgang mit vertraulichen Daten. In vielen Fällen fehlten jegliche Sicherheitsvorgaben, Sicherheitsüberprüfungen oder Konzepte bei der Umsetzung von E-Government-Projekten.
Neben der Kontrolle, ob es Zugriffe Unberechtigter gegeben habe und ob die Integrität der Meldedaten noch gewährleistet ist, sei das eingesetzte Verfahren von den Meldebehörden generell zu überprüfen", so der Sächsische Datenschutzbeauftragte Andreas Schurig. Ermittlungen der Datenschützer dauerten noch an.
Wolfgang Neskovic, stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, erklärte, das Datenleck sei "die schmerzhafte Folge des Privatisierungseifers, der den Bürgern immer als Segen verkauft wurde." Es sei fatal, wenn Ämter im Staatsauftrag sensible Daten sammelten, deren Verwaltung und Sicherung aber Privatfirmen überließen.
FDP-Innenexpertin Gisela Piltz sprach von "skandalöser Ignoranz". Solche Pannen zerstörten das Vertrauen der Bevölkerung in die weitere Entwicklung von E-Government-Anwendungen wie Online-Melderegisterauskünfte oder Onlineanträge. "Der Bürger wird solche Angebote aber nur in Anspruch nehmen, wenn er auch sicher ist, dass seine Daten sicher aufbewahrt und genutzt werden", sagte sie.
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Und wieder hat Oliver zugeschlagen!
Jaja. Du heißt bestimmt Oliver und kommst aus Hessen.
Ich kann nicht nachvollziehen, warum solche Software, die hohen Sicherheitsanforderungen...
Ich bin ja dafür, bei jeglicher passwort-geschützter Software die Standard-Passwörter...