Microsoft lädt OpenDocument-Spezialisten ein
Softwarehersteller will Workshop in Redmond veranstalten
Microsoft hat die Mitglieder des innerhalb der Organisation OASIS für das OpenDocument-Format (ODF) zuständigen technischen Komitees zu einem Workshop eingeladen. Microsoft will eine erste Fassung der eigenen ODF-Implementierung vorführen und sich mit den ODF-Entwicklern austauschen.
Die Einladung schickte Microsoft an eine Mailingliste der OASIS (Organization for the Advancement of Structured Information Standards), um so alle Mitglieder des technischen Komitees sowie der Untergruppen zu erreichen. Diese sind zu einem eintägigen Workshop in Redmond eingeladen. Microsoft will unter anderem eine erste Version der ODF-Unterstützung zeigen, die Office 2007 in der ersten Jahreshälfte 2009 durch das zweite Service Pack verpasst bekommen soll. Ferner wollen die Microsoft-Programmierer sich über Dokumenteninteroperabilität im Allgemeinen unterhalten und diese Punkte mit den ODF-Experten diskutieren.
Sun-Mitarbeiter Erwin Tenhumberg freut sich als Reaktion in seinem Blog über den Erfolg von ODF. Wenn Microsoft ODF aufgrund der Nachfrage unterstützen müsse, könne wohl kein Softwareanbieter das Format weiter ignorieren, so Tenhumberg.
Charles Schulz von der französischen Firma Ars Aperta stört sich in seiner Antwort auf die Einladung am Veranstaltungsort. Es erscheine ihm etwas "bizarr", nach Redmond einzuladen, "als ob nie etwas vorgefallen sei". Vielleicht sei es dafür noch zu früh, schreibt er.
Microsoft hatte als Reaktion auf das freie Dokumentenformat ODF sein eigenes XML-basiertes Office-Format namens Office Open XML (OOXML) entwickelt. Nachdem ODF 2006 von der ISO standardisiert worden war und beispielsweise der US-Bundesstaat Massachusetts den Umstieg auf ODF angekündigt hatte, begann auch Microsoft das Format zu unterstützen. In Form eines Konverters. Massachusetts, mittlerweile mit neuem Chief Information Officer, stand daraufhin zwar weiter zu dem Format, setzte aber auf Microsoft Office.
Microsoft reichte sein eigenes Format bei der ISO zur Standardisierung im Schnellverfahren ein und warf IBM vor, die Standardisierung durch eine Kampagne blockieren zu wollen. Im zweiten Anlauf wurde das Format Anfang 2008 dann aber angenommen, woraufhin Beschwerden folgten. So wurde Microsoft unter anderem Einflussnahme auf die nationalen Gremien vorgeworfen.
Umso mehr überraschte es, als das Unternehmen bekanntgab, mit dem Service Pack 2 für Office 2007 eine ODF-Unterstützung mitzuliefern, bei der das Format als Standardeinstellung gewählt werden kann. Zudem kündigte Microsoft an, sich an der ODF-Weiterentwicklung zu beteiligen. Vergangene Woche sagte Microsofts US-Technikchef auf einer Veranstaltung des Linux-Anbieters Red Hat, ODF habe den Kampf mit OOXML gewonnen. Weiter gibt es aber einige Skeptiker, die fürchten, Microsofts ODF-Implementierung könne von Standards abweichen oder es könnten proprietäre Erweiterungen eingeflochten werden. Dann ließen sich die mit Microsoft Office gespeicherten Dokumente auch in Zukunft nicht so einfach mit anderen Programmen öffnen.
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Nein, die Taten wären die reibungslose Unterstützung von ODF in allen gängigen MS...
Das wird doch alles von der OASIS/ISO erst abgenommen, MS kann da nicht so einfach...
Genau das macht MS doch jetzt: Sie wollen ODF nutzen und erweitern und deswegen laden...
Du bist krank. Und du glaubst an Gott. Eine gefährliche Mischung.