Das wohl wichtigste Spiel des Jahres im Ein-Stunden-Verkaufstags-Test. Ab sofort steht der vierte Teil der GTA-Reihe von Take 2 im Laden. Golem.de hat den Titel für Xbox 360 und PlayStation 3 am Erscheinungstag aus dem Regal gerissen - und ist im gekaperten Auto und ohne Rücksicht auf Verluste dem gelben Pfeil bis zur Markierung vor der Redaktion gefolgt, um sofort Probe zu spielen. Der finale Test folgt, sobald wir das Spiel ausführlich unter die Lupe genommen haben.
Langsam tuckert der heruntergekommene Frachter in den nächtlichen Hafen von Liberty City. Hier also wartet das große Geld auf Niko Bellic - und dazu Weiber bis zum Abwinken, eine Villa, Rennautos und jede Menge Geld. Hat ihm sein Cousin Roman aus Amerika jedenfalls geschrieben. Und dann steht Niko, Hauptfigur von GTA 4, im Intro endlich wieder vor Roman - und der besitzt gerade mal ein heruntergekommenes Taxi, eine Flasche Schnaps und eine ziemlich große Klappe. Weil Roman zu betrunken ist zum Fahren, dürfen wir ans Steuer - die erste Mission. Und gleich sehen wir einen der Unterschiede zum Vorgänger: Auf der Mini-Karte unten links am Bildschirmrand liegt eine gelbe Linie über dem kürzesten Weg zum Ziel. Wenn wir den optimalen Pfad verlassen, berechnet das Spiel in ein paar Augenblicken ähnlich wie bei einem Navigationssystem eine neue "beste Strecke".
Sobald Niko in der versifften Wohnung von Roman angekommen ist, geht das insgesamt gut zehnminütige Intro weiter - das komplett im 3D der Grafikengine abläuft - und wir erfahren mehr über die Hauptfigur: Er kommt eigentlich aus Serbien, spricht aber ganz gut Englisch, war zuletzt Matrose und davor im Krieg. Da hat er ein paar schlimme Sachen gemacht, und auch erlebt - aber jetzt beschäftigen ihn doch vor allem die Aufschneidereien von Roman und die fetten Kakerlaken in dessen Bruchbude. Die Sprachausgabe erfolgt auch hierzulande auf Englisch. Das ist, wegen der vielen Slang-Ausdrücke und des osteuropäische Akzents vieler Figuren, nicht ganz einfach zu verstehen; allerdings sorgen auf Wunsch deutsche Untertitel für Klarheit.
Am nächsten Morgen verschwindet der Cousin zur Arbeit, wir stehen allein in der Wohnung und sollen dann Roman zu Fuß in die Taxizentrale folgen. Endlich stehen wir im Hafenviertel von Liberty City auf der Straße und können die Stadt zum ersten Mal bei Tageslicht - in der aufgehenden Sonne - bewundern. Und da hat sich gegenüber den Vorgängern einiges getan: Überall sind deutlich mehr Details zu sehen, es gibt Mauervorsprünge, hübsche Brücken mit Backsteinpflaster-Texturen und jede Menge Bäume, Sträucher und sonstige Pflanzen. Fußgänger sind in den frühen Morgenstunden kaum unterwegs - trotzdem probieren wir mal aus, wie die KI und die Animationen funktionieren. Ein paar Boxbewegungen in die Luft reichen aus, aber außer ein paar erschrockenen Ausrufen passiert nichts. Dafür wirken die Animationen sehr realistisch - insbesondere, als ein Fahrzeug frontal in Niko prallt und der ziemlich glaubwürdig auf die Straße geschleudert wird; besonders starken Schaden nimmt er allerdings nicht.
In der Taxizentrale entfalten sich in einer weiteren Zwischensequenz neue Infos über Roman, und es wird immer klarer: Der Typ hat Schulden - und zwar bei der albanischen Mafia. Erneut dürfen wir ans Steuer, bringen ihn zu einem Treffen, und da taucht nach ein paar Minuten Warterei - die wir uns mit dem Ausprobieren der 19 Autoradio-Stationen vertreiben - tatsächlich ein Wagen mit gegnerischen Ganoven auf. Per Handy warnen wir Roman, der sprintet in unser Auto, und unter feindlichem Beschuss und verfolgt von den Albanern brettern wir in die Zentrale zurück. Diese erste Verfolgungsjagd ist noch recht einfach gehalten, zumal das Vehikel unseres Cousins einiges an Kugeln und an Karambolagen einsteckt.
Die restlichen paar Augenblicke unseres 60-Minuten-Tests verbringen wir in weiteren Missionen. Wir holen zwei Freundinnen von Roman ab, kleiden uns anschließend neu ein und freuen uns, weil eine der beiden sich mit uns zum Date trifft. Dann stehen allerdings wieder die Probleme von Roman im Mittelpunkt der Missionen.
Auch den Mehrspieler-Modus haben wir kurz ausprobiert. Um den aufzurufen, holt man im Spiel sein Handy aus der Tasche - das wird dann rechts unten angezeigt. Dort können wir uns unter "Multiplayer" mit anderen zusammenschließen. Hat bei uns problemlos geklappt, und wir standen nach wenigen Augenblicken in einem Hinterhof, wo vor uns eine lange Reihe von Schießprügeln zum Deathmatch einlud - allerdings waren noch keine Gegner online.
Inhaltliche Unterschiede zwischen der Xbox-360- und der PlayStation-3-Version konnten wir nicht finden - grafische schon. Uns kam es so vor, als ob die PS-3-Fassung über die deutlich schöneren Licht- und Schatteneffekte verfügt, dass Gesichter und vor allem Autos wesentlich plastischer wirken. Dafür punktet GTA 4 auf der Xbox 360 mit der etwas schöneren, weil klareren und sogar besser erkennbaren Darstellung der Stadt. Trotz der Mäkelei im Detail: Insgesamt wirkt die Grafik auf beiden Systemen erstklassig - ein entsprechendes HD-TV-Gerät vorausgesetzt, schlägt die Optik jede andere bislang an Konsolen dargestellte Stadt um Längen. Über Ruckler oder andere ernsthafte Probleme mussten wir uns - jedenfalls in der ersten Stunde - nicht ärgern.
In der Rubrik "60 Minuten" nehmen wir aktuelle Titel direkt nach der Veröffentlichung in der offiziellen Verkaufsversion für eine Stunde unter die Lupe - Auspacken und Installieren nicht eingerechnet. Einen Test kann dieser "erste Eindruck" zwar nicht ersetzen, gibt aber schon einmal Aufschluss darüber, was die Spieler nach dem Start erwartet.